Rückspiel gegen Sevilla Bayern-Albtraum von 2011 als Warnung - „Wollen diesen Pokal“
München (dpa) - Eine Albtraum-Nacht wie vor sieben Jahren fürchtet keiner beim FC Bayern.
Das Champions-League-Halbfinale hat Jupp Heynckes vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Sevilla fest im Blick, für das Weiterkommen und erst recht für einen erneuten Titelcoup erwartet der Münchner Triple-Trainer Höchstleistungen von seinen Stars. „Das ist eine Phase, in der wir alle absolut top sein müssen, in Bestverfassung“, sagte ein total fokussierter Heynckes: „Meine Spieler sind hungrig, ins Halbfinale zu kommen.“
Die Triplejäger wollen sich dabei nicht auf dem komfortablen 2:1 aus der Vorwoche in Spanien ausruhen. „Wir spielen nicht auf ein Unentschieden, sondern immer, um zu gewinnen“, sagte Arjen Robben voller „positiver Energie“ vor dem Heimspiel am Mittwoch: „Das ist ein ganz großer und wichtiger Schritt.“
Nur zweimal in der Geschichte der Champions League schied eine Mannschaft in der K.o.-Runde nach einem Hinspielsieg auswärts noch aus. Panathinaikos Athen (1996) und eben der FC Bayern, der am 15. März 2011 im Achtelfinale nach einem 1:0 bei Inter Mailand in der Allianz Arena mit 2:3 verlor. „Sevilla muss was riskieren und auf Attacke spielen“, prophezeite Heynckes. Mit der Rückkehr von „Herzstück“ Éver Banega sei das weiter ein gefährlicher Gegner.
Das 2:3 gegen Inter war eine von überhaupt nur 13 Niederlagen des Fußball-Rekordmeisters in 112 Heimspielen in Europas Königsklasse. Seit dieser Pleite erreichten die Münchner nur einmal nicht das Halbfinale. „Wir sind im Moment gut, stark und stabil. Wenn wir erfolgreich sein wollen in der Champions League, brauchen wir noch ein klein bisschen mehr“, sagte Robben. Drei Spiele trennen die Münchner vom sechsten Endspiel der Bestenliga. „Alle im Verein wollen diesen Pokal, und ich natürlich auch“, sagte James Rodríguez.
Drei Tage nach dem Meisterfeierchen scherzten Thomas Müller und Co. beim Abschlusstraining. Aber die Stars gingen auf dem Platz auch sehr konzentriert zur Sache. „Wir wollen dranbleiben und in den ausstehenden Wettbewerben ganz weit kommen“, sagte Kapitän Müller vor dem Duell mit dem mehrmaligen Europa-League-Sieger. Mit seinem 66. Sieg wäre Müller Deutschlands Champions-League-Gewinner Nummer 1.
„Die Champions League ist für jeden Spieler und Trainer etwas Besonderes“, sagte Heynckes. In seiner vierten Amtszeit in der Königsklasse will der 72-Jährige zum vierten Mal ins Finale. Am liebsten würde er nach 1998 (Real Madrid) und 2013 (FC Bayern) am 26. Mai in Kiew mit dem dritten Triumph abtreten. Ein Erfolg, der als Trainer nur Vorgänger Carlo Ancelotti glückte. Ein gutes Omen: Das 2:1 in Sevilla war der siebte Bayern-Sieg nacheinander, eine längere Königsklassenserie hatten die Münchner nur im Triplejahr 2013.
Nachdem die Münchner nach dem Ende der dritten Bayern-Amtszeit von Heynckes 2013 viermal gegen spanische Teams ausschieden, steht die Negativserie vor dem Ende. „Wir haben die Tür aufgemacht in Sevilla, jetzt müssen wir noch seriös durchs Tor gehen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Über das Halbfinale mit Europas Größten um Real Madrid, das am Freitag ausgelost wird, mochte der Vorstandschef noch nicht zu früh reden: „Wir tun ganz gut daran, Step by Step zu gehen.“
Bei allem Fokus auf das Weiterkommen müssen die Bayern aber auch aufpassen. Franck Ribéry, Robert Lewandowski, Joshua Kimmich, Corentin Tolisso, Jérôme Boateng und Sebastian Rudy wären bei einer weiteren Gelben Karte im Halbfinal-Hinspiel Ende April gesperrt.
Beim Abschlusstraining waren die zuletzt angeschlagenen David Alaba und Jérôme Boateng mit dabei. Boateng kann wie Müller am Mittwoch sein 100. UEFA-Clubspiel absolvieren. Alaba bekommt von Heynckes dagegen nach überstandenen Rückenproblemen noch eine weitere Pause. Für ihn dürfte Rafinha links hinten spielen. Heynckes kann mit Ausnahme von Arturo Vidal (Knieprobleme) sowie der Langzeitverletzten Kingsley Coman und Manuel Neuer den besten Kader aufbieten. Die Situation sei „nahezu ideal“, sagte er. Neben dem Halbfinalticket liegen auch weitere 7,5 Millionen Euro UEFA-Prämie bereit.
Ein 3:2 wie das von Inter im Jahr 2011 würde Sevilla reichen. „Es ist fast unmöglich, aber es ist noch nicht vorbei“, sagte Coach Vincenzo Montella und beschwor ein „Wunder“. Mut macht den Andalusiern das Achtelfinale. Gegen ManUnited kam Sevilla nach dem 0:0 zu Hause durch zwei Jokertore von Wissam Ben Yedder im Old Trafford mit 2:1 weiter.