Bayerns dreifaches Happy End nach Moskau-Trip

Moskau (dpa) - Als der Charterflieger um 1.21 Uhr in der Nacht wieder sicher in München aufsetzte, konnte der FC Bayern unter die kuriose Moskau-Reise gleich drei dicke Haken machen.

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Geisterspiel gewonnen, Tabellenführung in der Champions League erobert und sogar zunächst enttäuschte Fans noch beglückt. Für den schnörkellosen deutschen Fußball-Rekordmeister läuft schon im Frühherbst praktisch alles wieder nach Plan. „Wir sind gut unterwegs“, resümierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 1:0-Arbeitssieg beim ZSKA Moskau.

Noch an Bord des Flugs LH 2571 hatte die Münchner Reisegruppe bei Thunfisch-Vorspeise und Lammrücken mit Kartoffelgratin durch den Flugbegleiter vom 1:1 zwischen Manchester City und dem AS Rom erfahren. In den beiden anstehenden Partien gegen die Römer kann das Team von Coach Pep Guardiola den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse schon frühzeitig perfekt machen. „Wenn man mit sechs Punkten startet, ist der Druck auf der anderen Seite und nicht bei uns“, sagte Kapitän Philipp Lahm zufrieden.

Erster in der Bundesliga, Erster in der Champions League: Während Konkurrenten wie Borussia Dortmund oder der FC Schalke 04 in der Nach-WM-Saison patzen, erobert das Starensemble von der Isar die wichtigen Punkte. Mit einem Erfolg im Heimspiel am Samstag gegen Hannover 96 wollen Guardiolas Spieler die jüngsten Englischen Wochen krönen und tags darauf dann auf dem Oktoberfest anstoßen.

Ohne brillieren zu müssen, kompensieren die Bayern momentan sogar Ausfälle wie jenen des angeschlagenen Abwehrchefs Jerome Boateng. Auch wenn dessen Vertreter Mehdi Benatia und Dante im fast leeren Chimki-Stadion ein ums andere Mal ins Straucheln gerieten. Außerdem mussten die Münchner wegen ihrer schwachen Chancenverwertung bis zum Schluss auf der Hut sein vor den gefährlichen Kontern der flinken Russen-Stürmer. „Wir machen schon seit Wochen den Sack nicht früh genug zu“, bemerkte Lahm. „Daran müssen wir arbeiten.“

Aber den Bayern werden auch solche Schwächen nicht zum Verhängnis. „Das sind die Spiele, die man gewinnen muss“, betonte Thomas Müller, dessen Elfmetertor den Münchnern den 100. Sieg in der Champions League und zugleich den optimalen Sechs-Punkte-Start beschert hatte. „Wir waren ja nicht zum Spaß hier“, ergänzte er.

Spaß hatte der eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesetzte Kick tatsächlich niemandem gemacht. Und bei Rummenigge hatte er mit Blick auf die dann doch nicht so leeren Zuschauerränge sogar Unverständnis hervorgerufen. Während die bayerischen Gäste keine Fans mit ins Stadion nehmen durften, war die VIP-Tribüne mit Hunderten ZSKA-Sympathisanten gefüllt. „Das war schon komisch: Russische Sponsoren sind zugelassen, bayerische Fans aber ausgesperrt. Das passt irgendwie nicht zusammen“, kritisierte Rummenigge, der sich wünschte, dass sein erstes „Geisterspiel“ auch das letzte sei.

Immerhin konnte der FC Bayern bei den eigenen Anhängern Pluspunkte sammeln. Weil die Münchner rund 70 Fans nicht ins Stadion bekamen, bezahlte der Verein den Angereisten kurzerhand für eine Nacht eine Etage in einem Büro-Hochhaus neben dem Stadion. Diese hatten die Fans angemietet, um ihr Team trotz verriegelter Stadiontore live sehen zu können. „Da sieht man mal, was richtige Fans sind“, lobte Müller. Kapitän Lahm, der den treuen Anhängern nach dem Schlusspfiff noch auf dem Feld zugewunken hatte, fand die Aktion „überragend“.