Blatter vergessen: Berlin will Spaß am Fußball
Berlin (dpa) - Über die Machenschaften von Joseph Blatter und seiner Welt-Fußballregierung wollte am Brandenburger Tor niemand sprechen.
Zwei Tage vor dem großen Champions-League-Finale mit Lionel Messis FC Barcelona und Andrea Pirlos Juventus Turin bemühten sich der europäische Verband und Endspiel-Gastgeber Berlin um eine schöne, glitzernde Fußball-Welt. Fans aus ganz Europa durften sich schon mal im Fußball-Käfig eines russischen Erdgasunternehmens oder am Kicker-Tisch einer Kredit-Bank einstimmen. Die Samstag-Show im Olympiastadion wird der Großteil von ihnen jedoch nur in Kneipen oder vor dem heimischen TV-Bildschirm erleben.
„Wir hoffen auf ein hochklassiges und mitreißendes Finale“, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Sein Stellvertreter Frank Henkel fügte bei der Eröffnung der offiziellen Fan- und Werbemeile der UEFA am Donnerstag mit Hinweis auf das Fairplay an: „Mein Wunsch ist es, dass der Spaß im Vordergrund steht und Fußball mehr ist als die Schlagzeilen in den vergangenen Tagen. Es ist angerichtet für ein tolles Finale.“
1800 TV- und Hörfunk-Mitarbeiter, 550 schreibende Journalisten sowie 200 Fotografen werden am Samstag ab 20.45 Uhr dafür sorgen, dass die deutsche Hauptstadt Mittelpunkt der Fußball-Welt ist. „150 Millionen Menschen werden auf Berlin schauen. Das bedeutet für die Stadt wahnsinnig viel“, unterstrich Innen- und Sportsenator Henkel, der mit DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel und dem zweimaligen Champions-League-Sieger Christian Karembeu stolz die UEFA-Trophäe durch das Brandenburger Tor trug. Berlin soll mehr als fünf Millionen Euro in das Event investiert haben.
„Auch wenn es hier viel Kommerz gibt. Es ist toll für Berlin. So ein großes Spiel steckt immer an. Auch der Amateurfußball lebt von so einem Event“, betonte Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV). 80 Mädchen aus Berliner Grundschulen durften einen extra errichteten Kunstrasenplatz auf dem Pariser Platz einweihen. Bis Sonntag sorgt die große Werbeshow der UEFA-Geldgeber für Unterhaltung im Herzen der Metropole.
Der Verzicht auf ein Public Viewing des Endspiels ist für BFV-Boss Schultz allerdings „ein Stück bedauerlich“. Eine Live-Übertragung auf dem großen Bildschirm für die Fans, die kaum eine Chance auf eines der nur 6000 verlosten Tickets für das Olympiastadion hatten, gibt es nicht. „Das ist die Entscheidung der UEFA, die ich auch nicht verstanden habe“, sagte Schultz. „Auch wenn es mit TV-Rechten zusammenhängt, wenn der Wille dagewesen wäre, hätte es einen Weg gegeben“, erklärte der Berliner Fußball-Chef. Der BFV stellt mehr als 500 freiwillige Helfer für das Finale der Königsklasse.
1000 Polizisten sind rund um das Finale im Einsatz. Größere Probleme erwarten die Berliner Sicherheitskräfte, die mit Polizei-Experten aus Spanien und Italien zusammenarbeiten, aber nicht. Zwischen den beiden Fangruppen - je 20 000 Anhänger werden erwartet - gibt es keine besondere Feindschaft. Insgesamt kommen 25 000 Fans aus dem Ausland mit Sonderflügen nach Berlin.
„Berlin hat nun mal dieses Flair, Austragungsort zu sein. Es ist etwas Besonderes“, sagte Ex-Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack, der als Sponsoren-Botschafter unterwegs ist. „Jetzt ein Champions-League-Finale auszurichten, krönt die ganze Geschichte.“