Burgfriede dank 5:1: Real und Kroos atmen vorerst auf

Madrid (dpa) - Im „Weißen Haus“ kehrt - für einige Tage zumindest - wieder etwas Ruhe ein. Mit dem lockeren 5:1-Heimsieg gegen den FC Basel schoss sich Titelverteidiger Real Madrid mit Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Cristiano Ronaldo zum Champions-League-Auftakt vorerst aus der Krise.

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Nach zwei Liga-Pleiten in Folge und den vielen Fan-Protesten der vergangenen Tage durfte sich nicht nur Kroos endlich wieder einmal freuen: „Ein 5:1 kann man mitnehmen zum Start. Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung“, sagte der frühere Bayern-Profi erleichtert.

Als „Europa-Therapie“ bezeichnete die Sportzeitung „As“ den Erfolg. „El País“ sah Real „wieder aufatmen“. „Nicht alles, was bisher schief gelaufen ist, haben wir nun gelöst, aber unsere Reaktion hat mir gut gefallen“, meinte Trainer Carlo Ancelotti. Er weiß, dass seine Schützlinge gegen die sehr offensiven, ja naiven Gäste viel Platz hatten. Vor 66 000 hatten Marek Suchy (14./Eigentor), Gareth Bale (30), Ronaldo (31.) und James Rodríguez (36.) bei einem Gegentreffer von Derlis González (38.) im Santiago Bernabéu schon vor der Pause alles klar gemacht.

Dass der Burgfriede aber sehr wacklig ist, bewies die Reaktion der Fans. Es gab während des Spiels immer wieder Pfiffe, vor allem für Torwart Iker Casillas. Und Stürmer Karin Benzema wurde bei seiner Auswechslung nur drei Minuten nach seinem schönen Tor zum 5:1 (79.), dem 1000. Treffer Reals bei europäischen Wettbewerben, ausgebuht. Die Fans, die die Spieler diese Woche unter anderem beim Training heftig angepöbelt und auf Brücken der Stadtautobahn Protestbanner ausgerollt hatten, muss man am Samstag im Ligaduell bei Deportivo La Coruña weiter besänftigen.

Zusätzliche (Schaden-)Freude dürfte bei den Königlichen derweil die Schlappe von Stadtrivale Atlético Madrid bereitet haben. Das Team, das von Real im CL-Finale bezwungen worden war, das aber Kroos & Co. zu letzt den spanischen Supercup weggeschnappt und in der Liga ebenfalls geschlagen hatte, verlor völlig unerwartet bei Olympiakos Piräus mit 2:3. Die Griechen stellen nun in der Gruppe A einen Dreikampf mit Atlético und Juventus, das daheim Malmö FF dank zwei Toreb von Carlos Tévez (59./90.) schlug, in Aussicht.

„Unsere Lage ist jetzt sehr gut“, frohlockte Piräus-Schlussmann Roberto Jiménez. Bei den Spaniern, die im sechsten Pflichtspiel ihre erste Saisonniederlage kassierten, setzt dagegen schon das Zittern ein. „Im nächsten Spiel gegen Juventus müssen wir nun einfach gewinnen“, sagte Atlético-Mittelfeldmann Koke unumwunden.

Die Pleite Atléticos war nicht die einzige Überraschung des Abends. Das 0:2 von Leverkusen-Rivale Benfica Lissabon daheim gegen die Russen von Zenit St. Petersburg (Hulk 5./Witsel 22.) hatten in der Gruppe C wohl die wenigsten auf der Rechnung. „Wir sind sehr stark diese Saison, müssen aber bescheiden bleiben“, meinte der Brasilianer Hulk nach dem Abpfiff. Im Gruppe-D-Duell zwischen Galatasaray Istanbul und RSC Anderlecht (1:1) zeigten beide Teams, dass sich Borussia Dortmund keine großen Sorgen machen muss. Vor allem die Türken enttäuschten vor eigenem Publikum auf der ganzen Linie, konnten aber nach dem Tor von Dennis Praet (52.) dank Burak Yılmaz (91. noch einen Punkt retten

Der FC Liverpool, in der Real-Gruppe Kandidat auf Platz zwei, entkam zwar an der Anfile Road gegen den bulgarischen CL-Debütanten Ludogorets dank eines Elfmetertores von Steven Gerrard in der dritten Minute der Nachspielzeit doch noch dem peinlichen Remis. Das Führungstor von Mario Balotelli hatten die Gäste in der dramatischen Schlussphase nur zwei Minuten zuvor durch Dani Abalo (91.) wettgemacht. „Kein Grund zur Enttäuschung, wir haben sehr mutig gespielt“, sagte Ludogorest-Coach Georgi Dermentschiew.