Champions League BVB: Die Krise in dortmund dauert weiter an

Das 1:2 in der Champions League gegen Tottenham erhöht den Druck auf Trainer Peter Bosz. Zagadou und Bürki müssen verletzt raus.

Betretene Gesichter nach dem 1:2 von Pierre-Emerick Aubameyang, Gonzalo Castro und Julian Weigl (L-R).

Foto: Bernd Thissen

Mit einem Sieg gegen die Tottenham Hotspur wollte Borussia Dortmund einen ersten Schritt aus der sportlichen Krise machen und zudem die Chance wahren, nach dem Weihnachtsfest zumindest in der Europa League antreten zu dürfen. 65 849 Zuschauer sahen jedoch einen BVB, der auch im fünften Champions-League-Gruppenspiel ohne Sieg blieb. Das 1:2 (1:0) gegen die Engländer erhöht damit den Druck auf Trainer Peter Bosz. Zu allem Überfluss verletzten sich Abwehrspieler Dan-Axel Zagadou und Torhüter Roman Bürki.

An dessen 54. Geburtstag entwickelte sich ein Spiel, in dem sich die zuletzt kriselnden Schwarz-Gelben zumindest über weite Phasen der ersten Hälfte so präsentierten, wie Fans und Vereinsführung ihren Club ohnehin sehen: auf Augenhöhe mit dem Tabellenführer der Gruppe H aus dem Londoner Norden. Dieses Selbstverständnis war in den vergangenen fünf Wochen in erschreckender Regelmäßigkeit immer wieder erschüttert worden. Nur ein Punkt aus den jüngsten fünf Bundesligaspielen und zwei Unentschieden gegen Apoel Nikosia in der Königsklasse hatten dem so berauschenden Saisonstart eine handfeste Herbstdepression folgen lassen.

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc sprachen dem Trainer nach dem 1:2 in Stuttgart vor Wochenfrist aber erneut öffentlich ihr Vertrauen aus. Dennoch geschah dies in dem Wissen, dass nach den sich häufenden Negativerlebnissen ein gänzliches Aus im Europapokal sowie eine mögliche Niederlage im Derby am Samstag gegen den FC Schalke 04 die Stimmung endgültig kippen lassen könnte. „Die Kommunikation im Team ist gut, es gibt keinen Streit“, hatte Mittelfeldspieler Julian Weigl zum Start der Woche betont, die von vielen Beobachtern bereits als „Schicksalswoche“ für Bosz betitelt worden war.

Aubameyangs Beendigung der Torflaute ist letztlich zu wenig

Um den zuletzt so standfest anmutenden, sprichwörtlichen Bock umzustoßen, setzte der Dortmunder Cheftrainer wieder auf die Dienste von Pierre-Emerick Aubameyang. Der Stürmer, der aus disziplinarischen Gründen aus dem Aufgebot für das Stuttgart-Spiel gestrichen worden war, kehrte erwartungsgemäß in die Startformation zurück — auch mit dem persönlichen Ziel, seine seit Mitte Oktober anhaltende Torflaute endlich zu beenden. Die offensive Lebensversicherung des BVB war es dann auch, die, nach kläglich vergebener erster Chance (19.), zum 1:0 (31.) traf. Nach dem bis dahin besten Angriff über Shinji Kagawa und Raphael Guerreiro setzte Andrey Yarmolenko die ganz feine Klinge an und Aubameyang per Hacke in Szene.

Dass 45 Minuten aber nicht genügen, um leichtfüßige Spielfreude und komplettes Selbstvertrauen zurückzubringen, bewies der zweite Durchgang, in dem Tottenham durch Harry Kane (49.) schnell zum 1:1-Ausgleich kam. Fortan übernahmen die Engländer das Kommando. Der BVB hingegen reagierte meist nur noch und schien sich mit zunehmender Spieldauer mit dem 1:1 anfreunden zu können. Die Gäste hatten eine andere Idee. Heung-Min Son (76.) nutzte die Passivität im Dortmunder Defensivverbund zum Siegtreffer für die „Spurs“.

Da Apoel Nikosia gegen Real Madrid mit 0:6 unterging, scheint sich die Borussia in die Europa League zu verlieren. Am Samstag gegen Schalke ist genau das verboten — sonst könnte die Amtszeit von Peter Bosz ein jähes Ende finden.