BVB mit neuem Mut nach Marseille: „Cooler Tanz“

Marseille (dpa) - Im ersten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Arsenal gab es zwar viel Lob, aber keinen Sieg. Deshalb steht Meister Dortmund beim Champions-League-Spiel in Marseille unter Druck.

Doch der langersehnte Auswärtserfolg in Mainz sorgt für neue Zuversicht.

Die erste Panne gab es bereits bei der Anfahrt zum Flughafen, konnte die gute Stimmung aber nicht trüben. Weil der offenbar wenig ortskundige Aushilfs-Busfahrer das Trainingsgelände mit den wartenden Profis nicht auf Anhieb fand, startete der Tross von Borussia Dortmund mit Verspätung zum Champions-League-Duell bei Olympique Marseille am Mittwoch. Um die verlorene Zeit wieder gutzumachen, drückte der Fahrer aufs Tempo - und wurde dabei von der Polizei geblitzt und angehalten. Schmunzelnd kommentierte Jungstar Mario Götze den missratenen Start in das Abenteuer: „Wir haben uns gewundert, aber es war ganz amüsant.“

Doch spätestens nach der Landung in Marseille gab es nur noch ein Gesprächsthema. Nach dem Ende des Auswärtsfluchs will der wochenlang wankende Meister das nächste Ausrufezeichen setzen. „Wir werden bei Olympique Marseille bestehen“, tönte Keeper Roman Weidenfeller vor der Partie beim Tabellen-13. aus Frankreich. Den ersten Sieg in der Fremde seit 210 Tagen gegen Mainz werteten die BVB-Profis als ermutigendes Signal.

Beim genesenen Mittelfeldspieler Sven Bender ist die Vorfreude auf einen weiteren Auftritt im internationalen Rampenlicht größer als der Respekt vor der brodelnden Atmosphäre im Stade Vélodrome: „Das wird ein cooler Tanz.“ Auch BVB-Präsident Reinhard Rauball ist vor dem Hexenkessel im größten französischem Vereinsstadion nicht bange: „Wir spielen doch selber in einem. Das ist wie Verdi in unseren Ohren.“

Nach dürftigem Saisonstart mit bereits drei Bundesliga-Niederlagen wähnt sich der deutsche Meister auf dem Weg der Besserung. Zudem wurde die Unsicherheit, dass die junge Mannschaft für die europäische Königsklasse eventuell nicht reif genug sein könnte, bereits beim 1:1 im ersten Spiel gegen den Favoriten FC Arsenal abgelegt. „Wir haben das Gefühl, in der Gruppe dabei zu sein“, sagte Jürgen Klopp. Den schlechten Saisonstart des Gegners, der zwischenzeitlich auf dem letzten Tabellenplatz der Ligue 1 rangierte, sieht der BVB-Trainer nicht als Vorteil: „Sie sind in der Liga in keiner einfachen Situation. Da werden sie versuchen, ihre Highlights in der Champions League zu suchen.“

Neben dem Last-Minute-Sieg in Mainz sorgt auch die Genesung von Leistungsträgern für wachsende Zuversicht. Der zweikampfstarke Bender signalisierte nach überstandener Verletzung des Hüftbeugers Einsatzbereitschaft. Zudem macht auch der schmerzlich vermisste Lucas Barrios, der in Mainz zu seinem ersten Saison-Kurzeinsatz kam, deutliche Fortschritte. Auch wenn dem Torjäger laut Klopp nur die Jokerrolle zugedacht ist, verbessern sich die personellen Alternativen: „Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, steht Lucas nicht in der Startformation.“

Zur Freude von Klopp meldete sich auch Nationalspieler Marcel Schmelzer rechtzeitig vor der Parte zurück. Der Faseriss im Oberschenkel bereitete dem Linksverteidiger im Training keine Probleme mehr. Er könnte für Chris Löwe ins Team rücken. Dass seine Rekonvaleszenten erst seit wenigen Tagen im Training sind, sieht Klopp nicht als Problem: „Glücklicherweise ist ihr Fitnesszustand gut. Sie haben von der Pause sogar profitiert.“

Die Hürde Marseille erscheint schwierig, aber nicht übermächtig hoch. Schließlich hat sich der Gegner in den vergangenen Jahren nicht gerade als Macht im eigenen Stadion erwiesen. Die Franzosen, denen Nationalstürmer André-Pierre Gignac weiterhin fehlt, konnten nur fünf ihrer vorigen 15 Champions-League-Heimspiele gewinnen.

Liebend gern hätte sich Marseille-Trainer Didier Deschamps ein Duell mit Dortmund schon in der Gruppenphase erspart. Der Weltmeister von 1998 hält die Borussia für die stärkste Mannschaft aus dem vierten Lostopf mit den vermeintlich leichtesten Gegnern. Zudem verbindet er mit dem BVB schlechte Erinnerungen. Im Champions-League-Finale von 1997 unterlag er im Trikot von Juventus Turin dem damaligen Außenseiter aus Dortmund. Die Renaissance des BVB nötigt ihm Respekt ab. „Jetzt ist die Borussia nach langer Pause zurück, steht für Fußball total, jung, athletisch, schnell“, lobte er im „Kicker“.