Unzufriedener Meistermacher Chelsea-Coach Conte fordert 150 Prozent

London (dpa) - Nach der peinlichen Niederlage beim Tabellenletzten kann auch Antonio Conte die Probleme beim FC Chelsea nicht mehr überspielen. Zwar betonte der Meistertrainer vor dem Champions-League-Duell gegen AS Rom, er sei nach wie vor glücklich an der Stamford Bridge.

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Doch es gibt Zweifel.

Denn die 1:2-Pleite beim bis dahin historisch schlechten Letzten Crystal Palace wirkt nach. Die Chance auf die Titelverteidigung ist statistisch gesehen weg, noch nie hat in der Premier League ein Team drei der ersten acht Spiele verloren und dann noch die Meisterschaft gewonnen.

Bereits im Sommer war durchgesickert, wie unzufrieden Conte mit der Personalpolitik des Vereins ist. Bestes Beispiel war die gescheiterte Rückholaktion von Romelu Lukaku. Der belgische Topstürmer wechselte zu Ligakonkurrent Manchester United, wo er schon sieben Tore erzielt hat. Immerhin: Mit Alvaro Morata bekam Conte einen hochkarätigen Ersatz. Ob Morata, der zuletzt wegen Oberschenkelbeschwerden fehlte, für das Spiel gegen Rom wieder fit ist, war allerdings noch offen.

Wegen der zusätzlichen Belastung durch die Fußball-Champions-League, die in der vergangenen Saison fehlte, hatte Conte im Sommer nach dem Gewinn der Meisterschaft einen breiteren Kader gefordert. „Es wird eine schwere Saison“, wiederholte er mantra-artig. Seine Sorge, Chelsea werde bei der schwierigen Mission Titelverteidigung Probleme haben, wenn sich Spieler verletzten, scheint sich nun zu bestätigen. Und mit Victor Moses und N'Golo Kanté fehlen Conte auch am Dienstag in der Champions League zwei wichtige Stammkräfte seiner Mannschaft.

„Wir haben momentan ein bisschen Pech“, erklärte Conte und konnte sich einen versteckten Seitenhieb in Richtung Vereinsführung nicht verkneifen: „Jeder weiß, dass der Kader nicht gerade riesig ist und jetzt Schlüsselspieler fehlen.“ Kritik an einzelnen - nicht verletzten - Profis mochte der Italiener nach der Blamage bei Crystal Palace zwar nicht üben. Doch hinter den Kulissen wird schon über personelle Maßnahmen im Januar spekuliert, zum Beispiel über einen Ersatz für Stürmer Michy Batshuayi, der verliehen werden könnte.

Nach außen appellierte Conte unterdessen an die gesamte Mannschaft, 100 Prozent seien nicht genug, sie müsse „150 Prozent“ geben. „Wir müssen Stärke finden, um diese Phase zu überwinden“, erklärte er. „Ich kenne mein Team und meine Spieler sehr gut. Ich habe Spieler mit einem großen Willen zu arbeiten und zu kämpfen.“ Den Beweis dafür war seine Mannschaft in der Liga zuletzt schuldig geblieben. Von wegen 100 Prozent - bei Palace trat sie beinahe lustlos auf.

Schon neun Punkte Abstand hat Chelsea auf die Tabellenspitze. In der Champions League lief es bisher mit zwei Siegen aus zwei Spielen deutlich besser. Galt der 6:0-Sieg der Blues bei Qarabag noch als Pflichterfüllung, war der 2:1-Sieg in letzter Minute bei Atlético Madrid sogar ein echter Achtungserfolg, der Hoffnung machen könnte. Allerdings trat Chelsea dort in Bestbesetzung an. Gegen Rom müssen die Verlierer vom Wochenende versuchen, Conte glücklich zu machen.