CL-Finale: „Flugzeugträger“ Real gegen „Kutter“ Atlético

Mailand (dpa) - Es ist das brisante „Derbi madrileño“, die Neuauflage des Finals 2014 und der Kampf um Europas Krone: Im Champions-League-Finale kommt es zwischen dem finanz- und spielstarken Real Madrid und Arbeiterverein Atlético zum Showdown zweier komplett verschiedener Clubs und Teams.

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Im Interview der spanischen Sportzeitung „AS“ sprach der frühere Erfolgstrainer Arrigo Sacchi (70) angesichts der Unterschiede von einem Duell „zwischen einem Flugzeugträger und einem Fischkutter“.

Real träumt nach nur knapp fünf Monaten unter Chefcoach Zinédine Zidane von „La Undécima“, dem elften Titel in der europäischen Königsklasse. Weltmeister Toni Kroos räumte vor dem Duell im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion am Samstag aber auch einen großen Erfolgsdruck ein. „Damit es nach dem Urteil der Öffentlichkeit eine gute Saison wird, müssen wir dieses letzte Spiel gewinnen. So ist halt das Selbstverständnis von Real Madrid: Der größte Club muss auch das Größte gewinnen“, sagte der 26-Jährige im Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Zidane betonte, das Finale sei „das wichtigste Spiel der Saison“. Seit seinem Amtsantritt Anfang Januar hat der 43-Jährige 21 Siege in 26 Partien eingefahren. „Wir sind alle sehr glücklich, dieses Finale spielen zu können, und wir sind bereit“, sagte Zidane. „Wenn der Schiedsrichter anpfeift, stehen die Chancen bei 50:50, und wir werden bis zum Schluss kämpfen.“ Es wäre der erste Titel für die Königlichen seit dem Gewinn der Club-WM 2014.

Atlético kann den ersten Königsklassen-Titel der Club-Geschichte holen. „Wir wollen ein neues Kapitel in der Geschichte von Atlético Madrid schreiben, was noch niemand vor uns geschafft hat“, sagte Stürmer Fernando Torres. Für die Rojiblancos kommt es vor allem darauf an, gegen Reals Offensiv-Power defensiv kompakt zu stehen, betonte Coach Diego Simeone: „Es ist klar, dass Madrid sehr gefährlich ist, wenn du ihnen Räume gibst.“ Mit einer starken Defensive und einzelnen Kontern warf der Dritte der spanischen Liga bereits den FC Bayern und Titelverteidiger FC Barcelona raus.

„Das Wichtigste ist es zu gewinnen. Und dass die Fans hinter uns stehen wie in den vergangenen Spielen, um eine magische Nacht daraus zu machen“, forderte Reals Superstar Cristiano Ronaldo. Der dreimalige Weltfußballer kann mit einem Tor seinen Rekord (17) aus der Saison 2014 einstellen und gleichzeitig der erste Profi werden, der in drei verschiedenen Champions-League-Finals trifft. Zidane betonte am Freitag nochmal, sein Star sei „100 Prozent“ fit.

Auch wenn Real den Titel in der Primera División knapp verpasste, hat das Team einen Lauf, gewann die letzten zwölf Ligaspiele. Das Finale sei nun die „Kirsche auf dem Kuchen“, sagte Zidane. Für Kroos ist es die Gelegenheit auf seinen zweiten Titel in der Königsklasse nach dem Erfolg mit dem FC Bayern 2013. Die DFB-Elf um Bundestrainer Joachim Löw wird das Spiel im EM-Trainingslager vor dem Fernseher verfolgen. „Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn er mit einem Erfolgserlebnis dann zwei, drei Tage später zur Mannschaft stößt“, sagte Löw.

Atlético-Trainer Diego Simeone hat sicher andere Vorstellungen. Der Argentinier - seit viereinhalb Jahren bei den „Matratzenmachern“ - will Revanche für die 1:4-Final-Niederlage (nach Verlängerung) von Lissabon nehmen - und tut dafür alles. Er provozierte unter anderem Zidane mit der Aussage, Real werde in Mailand sicher aus einer verstärkten Abwehr heraus agieren. Vielmehr ist zu erwarten, dass Atlético sich hinten einigeln und mit den schnellen Spitzen Torres und Antoine Griezmann auf Konter setzen wird. Von den letzten zehn Pflichtduellen gewann Real nur eines. „Wir haben die Erfahrung, um Real zu schlagen und das werden wir tun“, sagte Kapitän Gabi.

Simeone setzt aber nicht nur auf Taktik, Provokation und Motivation. Das abergläubische Schlitzohr aus Buenos Aires berücksichtigt laut „AS“ auch die Sternzeichen seiner Schützlinge und machte diesmal außerdem bei der Vorbereitung des Finales alles ganz anders als vor dem Endspiel 2014. Der Antrag, in Mailand in den nach Simeones Ansicht glückbringenden blauen Ersatztrikots auflaufen zu dürfen, wurde von der UEFA allerdings abgelehnt.