Das Quartett der Diegos: Atlético will Barça stoppen
Madrid (dpa) - Diego Costa ist der Held einer Fußball-Rebellion. Der Torjäger hat mit Atlético Madrid das Kunststück fertiggebracht, den Spitzenvereinen Real Madrid und FC Barcelona in Spanien den Titel streitig zu machen.
Nun will das Überraschungsteam der Saison der Elf um Lionel Messi in der Champions League den Einzug ins Halbfinale verbauen. „Diego Costa ist die Seele unserer Mannschaft“, meinte ein anderer Diego, Atléticos Innenverteidiger Diego Godín, vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag bei Barça. „Wenn es in der Mannschaft mal nicht läuft, holt er für uns die Kohlen aus dem Feuer.“
Als der eigentliche Vater des Erfolgs beim Tabellenführer der Primera División gilt ein dritter Diego: Trainer Diego Simeone baute eine Mannschaft auf, die unermüdlich rennt, dem Gegner keinen Meter Boden kampflos überlässt und im Angriff auf die Konter mit Diego Costa setzt. „Unsere Stärke ist die Leidenschaft“, betonte Kapitän Gabi. „Wir haben einen Erfolgshunger, den die anderen nicht haben.“ Ein wenig im Schatten steht ein vierter Diego: Der Brasilianer Diego Ribas, der im Winter vom VfL Wolfsburg zu Atlético zurückgekehrt war, konnte sich bislang nicht durchsetzen und ist nur zweite Wahl.
Die Torjäger Diego Costa und Messi haben sich für das Europa-Duell zwischen dem Ersten und dem Zweiten der spanischen Liga warm geschossen. Beide Stürmer trafen zuletzt in fünf Spielen in Serie. „Niemand kann sie stoppen“, meinte das Sportblatt „Marca“. Oder doch? Im direkten Vergleich zwischen Atlético und Barça gingen beide Angreifer in dieser Saison bislang leer aus. Die Katalanen und die Madrilenen trafen zweimal im spanischen Supercup und einmal in der Liga aufeinander. Alle drei Partien endeten remis. Barça gewann den Supercup aufgrund eines auswärts erzielten Tores.
Allerdings war Messi damals nach seinen Verletzungen nur ein Schatten seiner selbst. Der Argentinier fand mittlerweile zu seiner Bestform zurück, er ist in Liga der erfolgreichste Torjäger der Rückrunde, und in manchen Augenblicken schien sogar das schwere Zusammenspiel mit dem brasilianischen Jungstar Neymar zu klappen. Der 4:3-Sieg im Clásico bei Real Madrid und der Gewinn von neun Punkten innerhalb einer Woche stärkten die Moral des spanischen Meisters.
Die Katalanen zehren fast ausschließlich von den Toren und Geniestreichen ihrer Stars Messi und Andrés Iniesta. Trainer Gerardo Martino konnte die Schwächen in der Innenverteidigung nicht beheben. Nun kommt ein Torwartproblem hinzu. Nach der schweren Knieverletzung von Víctor Valdés müssen die Katalanen den Fangkünsten des 38 Jahre alten José Manuel Pinto vertrauen. Barça hatte den Keeper 2008 als Notnagel von Celta de Vigo ausgeliehen, weil sich der damalige Ersatztorwart Albert Jonquera verletzt hatte.
„Ursprünglich sollte ich nur ein halbes Jahr bleiben, aber daraus ist dann ein wenig mehr geworden“, witzelte der Keeper mit dem langen Haarzopf. Er wird bei Barça seit der Amtszeit von Trainer Pep Guardiola im Pokal eingesetzt. Nach dieser Tradition hätte er in dieser Saison nur noch ein Spiel vor sich gehabt: das Pokalfinale gegen Real. „Statt eines Finales bestreitet er nun 13“, kündigte Martino an. In dieser Rechnung hatte der Trainer - neben den ausstehenden Punktspielen - das Halbfinale und das Endspiel der Champions League schon mitgezählt, obwohl Barça sich dafür noch gar nicht qualifiziert hat.