Déjà-vu in Moskau: Routinier Schäfer steht im Rampenlicht
Moskau (dpa) - Diese eine Rechnung mit ZSKA Moskau will Routinier Marcel Schäfer unbedingt noch begleichen. Im vorentscheidenden Champions-League-Spiel des VfL Wolfsburg beim russischen Fußball-Vizemeister steht der ehemalige Nationalspieler plötzlich wieder in der Startelf und im Rampenlicht.
Wie schon auf den Tag genau vor sechs Jahren - als Schäfer mit dem VfL am vorletzten Spieltag in Moskau dank einer 1:0-Führung schon mit anderthalb Beinen im Achtelfinale stand, aber noch 1:2 verlor und aus der Königsklasse ausschied.
„Das ist mir schon noch in Erinnerung geblieben. Das war natürlich sehr, sehr bitter. Das wollen wir diesmal anders gestalten“, sagte der 31-Jährige nach der Ankunft in Moskau bei seinem Déjà-vu entschlossen. „Wenn wir so auftreten wie gegen Bremen und so kompakt zusammenarbeiten, dann werden wir da einen Dreier mitnehmen. Aber das müssen wir jetzt auch tun.“
Nach seiner Galavorstellung beim 6:0 gegen Werder Bremen wird der 31-Jährige in Moskau sein erstes Champions-League-Spiel in dieser Saison bestreiten. „Da hat Marcel richtig Werbung in eigener Sache betrieben“, kommentierte Trainer Dieter Hecking nach Schäfers bärenstarkem Auftritt in der Liga.
Seit Samstag ist der 31-Jährige mit 38 Assists der erfolgreichste Vorlagengeber der VfL-Historie vor Martin Petrow (37), Zvjezdan Misimovic (36) und Kevin De Bruyne (27). In seinem 234. Bundesligaspiel für Wolfsburg nach zuvor fast zwei Monaten ohne Pflichtspieleinsatz war Schäfer der beste Zweikämpfer seines Teams, lieferte die meisten Torschussvorlagen (4) und schlug die meisten Flanken (8). „Das waren Geschosse“, schwärmte Manager Klaus Allofs. Schäfer kommentierte trocken: „Ich habe meinen Job gemacht und das werde ich morgen auch wieder tun.“
Der Vertreter von Stamm-Linksverteidiger Ricardo Rodriguez spielt wieder, weil der Schweizer auch beim russischen Tabellenführer fehlt. Rodriguez trauert um seine verstorbene Mutter und saß ebenso wie der am Rücken verletzte Luiz Gustavo nicht im Flieger nach Russland. „Ich hätte mir eigentlich einen anderen Anlass gewünscht, wieder zu spielen. Richie ist kein Konkurrent für mich, er ist mein Freund“, sagte Schäfer, der so die Chance zur persönlichen Revanche bekommt. „Wir wollen in die K.o.-Runde“, bekräftigte der Linksverteidiger: „Dafür brauchen wir den Dreier, um unsere Situation zu verbessern.“
Er und Kapitän Diego Benaglio sind die einzigen aktuellen VfL-Profis, die schon 2009 bei der ersten Champions-League-Teilnahme des VfL dabei waren. Anders als vor sechs Jahren, als am vorletzten Spieltag schon ein Pünktchen gereicht hätte, muss der VfL diesmal unbedingt gewinnen, um im letzten Gruppenspiel gegen Manchester United - wie 2009 - aus eigener Kraft alles klar machen zu können. „Wir dürfen auf keinen Fall verlieren, wir müssen Punkte mitnehmen“, erklärte Nationalspieler Julian Draxler.
An Selbstbewusstsein mangelt es nach dem 6:0 gegen Bremen nicht. „Wir werden weiterkommen. Keine Frage“, tönte Torjäger Bas Dost bereits. Dafür ist ein Sieg eigentlich Pflicht. „Die Gruppe ist sehr, sehr eng und ausgeglichen. Deswegen sollten wir wirklich die drei Punkte mitnehmen“, sagte Schäfer, der in seinem neunten Jahr in Wolfsburg auch als Ergänzungsspieler noch eine Führungsrolle hat. Trotz der Terroranschläge von Paris und dem abgesagten Länderspiel in Hannover versicherte er: „Ich freue mich rumzukommen, rumzureisen. Ich freue mich auf Moskau und einen Champions-League-Abend.“
Julian Draxler äußerte sich ähnlich. „Ich habe keine Angst, dass etwas passieren könnte“, sagte er unmittelbar vor dem Abflug: „Ich denke, man sollte sich nicht verstecken und immer an das Schlimmste denken.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
ZSKA Moskau: Akinfejew - Fernandes, Ignaschewitsch, Beresuzki, Nababkin - Wernbloom, Dsagojew - Tosic, Natcho, Milanow - Doumbia
VfL Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Naldo, Dante, Schäfer - Arnold, Guilavogui - Vieirinha, Kruse, Caligiuri - Dost
Schiedsrichter: Rocchi (Italien)