Dortmund zum Siegen verdammt - „Ein gebrauchter Tag“
Dortmund (dpa) - Das Gruppenfinale wird zur Zitterpartie. Für Borussia Dortmund beginnt die K.o.-Phase der Champions League bereits zwei Spieltage vor dem Ende der Punkterunde. Nach dem ärgerlichen 0:1 gegen den FC Arsenal ist der Vorjahresfinalist im Kampf um das Achtelfinale zum Siegen verdammt.
Trotz der kniffligen Ausgangslage sprachen sich alle Beteiligten Mut zu. Trotzig kommentierte Angreifer Marco Reus die erste Heimschlappe seines Teams in der Königsklasse nach zuvor sieben Siegen: „Im Prinzip hat sich nicht viel getan. Wir wussten vorher, dass wir die beiden Partien gegen Neapel und Marseille gewinnen müssen.“
Bei aller verbliebenen Zuversicht überwog jedoch der Frust. Schließlich kam die Niederlage ausgerechnet im 100. Spiel in der Meisterklasse unter fast tragischen Umständen zustande. Mit 11:0 lag die Borussia in der Torschussstatistik vorn, ehe der FC Arsenal bei seinem ersten nennenswerten Angriff durch Aaron Ramsey in der 62. Minute eiskalt zuschlug. „Das tut weh“, gestand Mittelfeldspieler Nuri Sahin kleinlaut. Ähnlich groß war die erste Enttäuschung bei Trainer Jürgen Klopp: „Es war ein gebrauchter Tag. Alles, was ich heute bieten kann, ist Perspektive. Die positivste Nachricht ist, dass wir mit zwei Siegen in die nächste Runde einziehen.“
Ganz sicher kann sich Klopp jedoch auch in diesem Fall nicht sein. Vor den beiden Endspielen gegen Neapel (26. November) und beim bisher punktlosen Schlusslicht Marseille (11. Dezember) rangiert der BVB in der Tabelle drei Zähler hinter dem Führungsduo aus England und Italien. Hält sich Dortmund bis zum Gruppenfinale schadlos und gewinnt Neapel sein letztes Spiel gegen den FC Arsenal, wäre sogar eine Konstellation denkbar, in der drei Mannschaften mit jeweils 12 Punkten vorn liegen.
Selbst Arsenal-Coach Arsène Wenger wollte noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen: „Die Gruppe ist sehr stark. Eine dieser drei Mannschaften wird einen hohen Preis zahlen müssen. Ich hoffe, dass wir das nicht sein werden.“
Angesichts der engen Abstände könnte es der Borussia noch zum Vorteil gereichen, dass sie den direkten Vergleich mit Arsenal dank des 2:1 im Hinspiel für sich entschied. Für Einwechselspieler Jonas Hofmann war das ein Grund mehr, nicht in Trübsinn zu verfallen: „Wir haben noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Schon in der vergangenen Champions-League-Saison hat sich gezeigt, was für Wunder im Fußball möglich sind.“
Die ungewohnt defensive Taktik, die Trainerfuchs Wenger seiner spielstarken Mannschaft entgegen ihrer eigentlichen DNA verordnet hatte, nahm der Borussia die Schlagkraft. Ihr gewohntes Erfolgsrezept, nach Aufbaufehlern des Gegners blitzschnell umzuschalten, kam deshalb nicht zum Tragen. „Die spielen mit fünf 10-ern im Mittelfeld“, klagte BVB-Coach Klopp mit Verweis auf die Ballsicherheit des Gegners, „da sind Balleroberungen schwierig.“
Die Freude über den Coup des englischen Spitzenreiters beim Bundesliga-Zweiten stand Wenger ins Gesicht geschrieben: „Das Dortmunder Spiel war heute ein bisschen steril.“ Im Gegensatz zum Franzosen war BVB-Keeper Roman Weidenfeller der Spaß an der Champions League im ersten Frust gründlich vergangen: „Fußball kann manchmal ungerecht sein.“ Ähnlich sah es Klopp: „Arsenal hat mit einem Lucky Punch das 1:0 erzielt. Auch das ist Fußball - auch wenn es die hässliche Fratze ist“, klagte er am nächsten Tag.
Nach dem märchenhaften Siegeszug durch Europa in der vorigen Saison bis zum Endspiel von Wembley gegen den FC Bayern (1:2) droht dem BVB nun ein ähnlich früher Knockout wie im Jahr zuvor. Das damalige Aus am Ende der Gruppenphase brachte dem Team von Klopp viel Kritik ein. Der Dortmunder Fußball-Lehrer ist guter Dinge, dass ihm ein ähnliches Szenario diesmal erspart bleibt. Ungeachtet des Rückschlags glaubt er weiter an ein Happy End. „Uns ist bewusst, dass es nicht leicht wird. Aber wir glauben an diese Chance. Es ist möglich - und dieses Wissen reicht uns.“
Negative Einflüsse auf die kommende Aufgabe am Samstag beim VfL Wolfsburg erwartet Klopp nicht: „Der Aufgabe, schnell auf Bundesliga umzustellen, sind wir bisher immer gerecht worden.“ Allerdings muss der Coach möglicherweise auf Jakub Blaszczykowski verzichten. Der polnische Mittelfeldspieler fehlte am Donnerstag wegen Magen-Darm-Problemen beim Training. Dagegen sind die Chancen auf ein Comeback von Mats Hummels gestiegen. Der Nationalverteidiger hatte zuletzt über muskuläre Probleme geklagt.