Ende der Dortmunder Festtage - Hummels: „Unterirdisch“
Dortmund (dpa) - Die erfolgreiche Champions-League-Ära von Borussia Dortmund ist unrühmlich zu Ende gegangen. Der Bundesliga-Zehnte unterlag im Achtelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin mit 0:3 (0:1).
Damit verabschiedet sich der BVB mit der vierten Europacup-Heimniederlage gegen Italiens Rekordmeister wohl für längere Zeit aus der Königsklasse. Die Gegentore durch Carlos Tevez (3./79. Minute) und Alvaro Morata (70.) wirkten wie ein Schock für den BVB, der schon die erste Begegnung vor drei Wochen mit 1:2 verloren hatte und am Ende regelrecht vorgeführt wurde.
Aus der erhofften Sternstunde wurde somit eine Lehrstunde für die Dortmunder, die den dritten Einzug ins Viertelfinale der Champions League nacheinander klar verfehlten. Bei seinem Anrennen vor 65 851 Zuschauer im ausverkauften Signal-Iduna-Park ließ es das Team von Jürgen Klopp an Tempo und Kreativität fehlen. Damit mischt aus der deutschen Fußball-Eliteklasse nur noch der FC Bayern München im Konzert der Großen in Europa mit.
„Die zweite Halbzeit war unterirdisch von uns, das 0:3 geht auch in dieser Höhe völlig in Ordnung. Schade, dass unser für eineinhalb Jahre letztes Champions-League-Spiel so unglücklich ablaufen musste“, bilanzierte BVB-Kapitän Mats Hummels im ZDF selbstkritisch. Ähnlich äußerte sich Trainer Klopp: „Das war ein Spiel zum Vergessen, das fing in der 3. Minute an und wurde nicht viel besser. Wir haben es nicht gut gemacht heute. Wir hatten viel zu wenig Abschlüsse.“
Mit einer eindrucksvollen Choreographie erinnerten die Fans auf der Südtribüne vor Spielbeginn an den triumphalen 3:1-Finalsieg über Juventus 1997 in München. Doch mitten in die Festtagsstimmung auf den Rängen hinein platzte das 0:1 durch den Argentinier Tevez, der Roman Weidenfeller („Ich habe den Ball zu spät gesehen“) nach gerade einmal 131 Sekunden mit einem nicht unhaltbar scheinenden 20-Meter-Schuss praktisch aus dem Stand überraschte. Das frühe Führungstor spielte dem Team von Massimiliano Allegri in die Karten. Dagegen setzte sich für den BVB der Fluch der frühen Gegentore fort: Schon zum vierten Mal 2014/15 lagen die Westfalen binnen drei Minuten hinten.
Der Treffer gegen die „Ergebnismaschine Juve“ (Klopp) wirkte wie eine kalte Dusche für den BVB, dem im Spiel nach vorne kaum etwas gelingen wollte. Dem anstelle von Shinji Kagawa aufgebotenen Champions-League-Debütanten Kevin Kampl gelang es ebenso wenig wie seinen Nebenleuten Henrich Mchitarjan und Marco Reus, das Angriffsspiel der Dortmunder anzukurbeln. Dafür musste auf der Gegenseite Weidenfeller beim Distanzschuss von Stephan Lichtsteiner (15.) noch einmal auf der Hut sein und das drohende 0:2 vereiteln.
Erst nach einer guten halben Stunde wurde das Spiel der Hausherren allmählich etwas druckvoller, doch einmal mehr zeigten sich auch die Defizite des Teams. Den meist durch die Mitte vorgetragenen Aktionen fehlten wie schon zuletzt bei den Nullnummern gegen Hamburg und Köln die Ideen. So sprangen trotz viel Ballbesitz gegen die souverän verteidigenden Turiner keine echten Torchancen heraus. Die wenigen hohen Bälle, die vor das Juventus-Tor flogen, wurden zudem eine sichere Beute von Italiens Nationalkeeper Gianluigi Buffon.
Mit der Einwechslung von Oliver Kirch für Marcel Schmelzer versuchte Klopp mit Beginn der zweiten 45 Minuten das brachliegende Flügelspiel seiner Mannschaft zu beleben. Der BVB ging nun mehr Risiko und eröffnete Juve damit auch Konterchancen. In der 50. und 56. Minute verhinderte Weidenfeller gegen Morata und Tevez das mögliche 0:2. Mit Jakub Blaszczykowski und Adrian Ramos zog Klopp auch noch seine letzten Offensivtrümpfe, doch auch mit den beiden wurde das Angriffsspiel nicht effektiver. Juve-Keeper Buffon hatte bei einem Schuss von Kampl (63.) seine erste Bewährungsprobe zu bestehen, die er mühelos meisterte. 20 Minuten vor Schluss besiegelte Morata nach einem Konter endgültig den Dortmunder Abschied von Europa, der mit dem 0:3 durch Tevez neun Minuten später fast peinliche Züge annahm.