Juventus demütigt den BVB

Dortmund. Da kannst Du noch so sehr in des Gegners Wunden rühren. Kannst mit einer wunderschönen Choreographie an das Jahr 1997 erinnern, als Borussia Dortmund das Finale der Champions League gegen Juventus Turin durch ein Tor von Lars Ricken für sich entschieden konnte und den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert hatte.

Juventus kam aus dem Jubeln gar nicht mehr raus.

Foto: Maja Hitij

Wer dann aber nach genau drei Minuten beim Wiedersehen 18 Jahre danach bereits in der dritten Minute ein vermeidbares Tor kassiert - dessen Psychotricks von Seiten der Südtribüne haben halt nicht gefruchtet.

Der 20-Meter-Schuss von Carlos Teves war jedenfalls der Anfang vom Ende für den BVB, der durch ein 0:3 (0:1) gegen den italienischen Meister auch in der Höhe verdient im Achtelfinale der Königsklasse die Segel streichen musste, nachdem er das Hinspiel bereits mit 1:2 verloren hatte. Mit diesem Tor, welches nicht unhaltbar schien, nahm die Alte Dame viel Druck vom Kessel. Zumal sie es in der Folgezeit zwar erst einmal nicht schaffte, die Dortmunder Überlegenheit zu unterbinden, wohl aber mit vielen Nickeligkeiten, Verzögerungen und Provokationen den Spielfluss des Gastgebers zu hemmen. Überraschend kam das für den BVB nicht, schwierig zu spielen war das aber doch.

Gerade Dortmund braucht den Rhythmus. Braucht die Momente, in denen man sich berauscht. Diese Freude nahm Juve dem BVB. Gerne auch mal durch unerlaubte Aktionen, bei denen sich Arturo Vidal mit besonderer Begeisterung hervortat. Trug der Ex-Leverkusener nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Jungstar Paul Pogba (27.) doch noch mehr Verantwortung bei den Norditalienern. Der wurde er auf die ihm eigene Weise gerecht.

Gegen ein stets bemühtes, dabei aber sehr unkreatives Dortmund reichte das. Wie schon in der Bundesliga gegen Hamburg und Köln wählte Schwarz-Gelb auch gegen Turin ausschließlich die Angriffsversuche durch die Mitte. Machte es damit dem dritten Gegner in Folge sehr einfach, hinten dicht zu machen. Chancen in Halbzeit eins? Es gab keine. Das sagt viel aus über die Verfassung des BVB, der gehofft hatte, zum dritten Mal in Folge ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen.

Stattdessen hielten zwei andere Serien - die von Juventus. Nach einem 2:1-Sieg im ersten Spiel ist Turin noch nie aus der Champions League ausgeschieden. Ja, und in Dortmund gab es für den italienischen Rekordmeister in vier Versuchen vier Siege. Das sagt einiges über das Kräfteverhältnis aus. Zumal Roman Weidenfeller zu Beginn der zweiten Hälfte mit zwei tollen Reflexen die Vorentscheidung verhinderte. Spätestens nach Alvaro Moratas Treffer zum 0:2 (70.), mustergültig von Carlos Tevez vorbereitet, war alles klar. Letzterer kam fast spielend noch zum dritten Treffer (79.). So wurde es zu einer Vorführung. Fast sogar zu einer Demütigung.

Turin war in jeder Beziehung besser, während die Dortmunder Beine von Minute zu Minute schwerer wurden. Champions-League-Wunder wie einst gegen Malaga lassen sich halt nicht beliebig wiederholen. Auch nicht vom BVB, sonst gerne mal Inbegriff für magische Nächte im internationalen Fußball. Dieser Zauber ist in dieser Spielzeit flöten gegangen. Und Bayern München ist bei der Auslosung des Viertelfinals am Freitag als einziges deutsches Team noch im Lostopf.