England womöglich ohne Chelsea-Kapitän Terry zur EM
Berlin (dpa) - Als Kapitän schon abgesetzt, als Abwehrchef womöglich ausgebootet: John Terry droht auch bei der Fußball-EM ein Platz nur auf der Zuschauertribüne.
Der im Finale der Champions League wegen einer Roten Karte gesperrte Profi des FC Chelsea könnte vom neuen englischen Fußball-Nationaltrainer Roy Hodgson aus dem Kader für die EM in Polen und in der Ukraine gestrichen werden. Zumindest spekulierten damit am Mittwoch britische Medien. Grund: Der Rassismus-Skandal um Terry.
Ausgerechnet den Bruder von Innenverteidiger-Kollege Rio Ferdinand, Anton Ferdinand, soll Terry im Oktober vergangenen Jahres im Premier-League-Spiel gegen die Queens Park Rangers rassistisch beleidigt haben. Die Affäre hatte bereits weitreichende Folgen: Nationaltrainer Fabio Capello warf im Februar das Zeug hin, nachdem Terry ohne das Wissen des Italieners als Kapitän der Nationalmannschaft vom nationalen Fußball-Verband abgesetzt worden war. Am 1. Mai wurde der 64 Jahre alte Hodgson als Nachfolger vorgestellt.
Nun spekulierten britische Medien, dass Hodgson auf Terry verzichten könnte. „Hodgson's Wahl: Ferdinand oder Terry?“ titelte „The Independent“. „John Terry's Platz für die EM steht auf Messers Schneide“, befand das Boulevardblatt „The Sun“.
Am kommenden Mittwoch will der neue Coach seinen Kader bekanntgeben. Am Montag nach dem Champions-League-Finale des FC Chelsea beim FC Bayern will sich der England-Tross auf den Weg ins Trainingslager nach Spanien machen.
Mit dem 72-maligen Nationalspieler Terry? Offenbar befürchtet Hodgson Missstimmungen innerhalb des Teams. Den Berichten nach hat der neue Coach noch nicht mit den beiden Abwehrrecken gesprochen. Terry bestreitet die Rassismus-Vorwürfe. Am 9. Juli und damit gut eine Woche nach dem EM-Finale muss er sich dennoch vor Gericht verantworten.
Mit seiner Leistung bei der 1:4-Pleite der „Blues“ im Meisterschaftsduell gegen den FC Liverpool konnte sich Terry dann zudem nicht unbedingt empfehlen. Durch die Niederlage drei Tage nach dem Finalsieg im FA-Cup über die „Reds“ verspielten die Londoner auch jegliche Chance, sich über die Meisterschaft noch für die Champions League in der kommenden Saison zu empfehlen. Mehr als Platz sechs ist nicht drin, die Heimpartie am Sonntag gegen die bereits abgestiegenen Blackburn Rovers taugt auch nicht mehr zu einer brauchbaren Generalprobe für das Duell gegen die Bayern.
In der Allianz-Arena wird Terry, der seit seinem 14. Lebensjahr für die „Blues“ spielt, zur Hilflosigkeit verdammt sein. Und das, nachdem er 2008 in einem denkwürdigen Finale gegen Manchester United einen Elfmeter verschossen und mit seinem Team das Nachsehen gehabt hatte. In München will er dennoch den Pokal in die Luft stemmen, sollten seine Kollegen die Bayern „dahoam“ schlagen. Dann wäre zumindest die Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison für Terry gesichert.