FC Arsenal am Boden - Podolski gefrustet

London (dpa) - Lukas Podolski beschrieb sein Wiedersehen mit dem FC Bayern München als „Mix aus vielen Emotionen“. Der Angreifer des FC Arsenal traf im Achtelfinal-Hinspiel „alte Freunde“ wie Bastian Schweinsteiger, mit dem er nach der 1:3-Niederlage am Mittelkreis plauschte.

Podolski stellte sich als einer der letzten Profis gefrustet und angespannt den Journalisten. Podolskis 1:2-Anschlusstreffer ließ für die „Gunners“ nur kurz die Hoffnung im Emirates Stadium aufleben. Ob er sich trotzdem über sein bereits viertes Champions-League-Tor dieser Saison freue? „Nein.“ Was er denn mit Schweinsteiger besprochen habe? „Das bleibt unter uns“, sagte er kurz angebunden.

Wie die Atmosphäre in der Kabine gewesen sei? „Wenn man im Pokal rausfliegt und in der Champions League zu Hause so verliert, ist das immer eine negative Stimmung“, sagte Podolski schnörkellos. Der Fußball-Nationalspieler erlebt in seiner Premieren-Spielzeit in England die schwerste Vereinskrise in Arsène Wengers 17-jähriger Trainer-Ära. Die achte titellose Spielzeit ist praktisch besiegelt. Die ersten Fans gingen nach dem 0:2 in der 21. Minute. Andere, die für die günstigste Karte im Luxus-Tempel 62 Pfund (71 Euro) bezahlt hatten, pfiffen schon zur Halbzeit. Die „Buh“-Rufe drohen laut „Guardian“ zum „Soundtrack von Arsenals Saison“ zu werden.

Der Zauber des großen FC Arsenal scheint verloren gegangen. „Wenger war ein Revolutionär, er entwickelte nicht zu stoppende Teams wie diese Bayern-Mannschaft“, erinnerte das Boulevardblatt „Daily Mirror“ - und spottete über die heutigen „Gunners“: „Nun sind sie froh, auf demselben Platz wie die Bayern stehen zu dürfen.“

Wer den 63-jährigen Wenger in der denkwürdigen Pressekonferenz am Montag erlebte, als er wegen angeblicher journalistischer Stimmungsmache gegen sich jegliche Souveränität verlor, sah einen Mann, dessen Nerven blank lagen und der um sein Lebenswerk bangt. Der Auftritt von Wenger, die große Konstante des europäischen Fußballs neben Manchester Uniteds Sir Alex Ferguson, hatte fast etwas Tragisches.

Arsenal-Insider sagen, dass der Franzose seinen früheren Teams mit Superstars wie Thierry Henry vor allem dieses erhabene Selbstvertrauen und diese Aura vermitteln konnte, was ihn derzeit selbst nicht mehr umgibt. Seine junge Elf ist verunsichert. „Man konnte keine Spielfolgen erkennen. Keine Kombinationen, für die Wengers Teams bekannt sind“, urteilte Sky-Experte Oliver Bierhoff.

In dem Moment nach dem Gegentor zum 1:3 will manch Betrachter Tränen in den Augen des Trainer-Denkmals Wenger erkannt haben. Nach dem Abpfiff rauschte der Franzose durch den Tunnel davon und schüttelte Bayern-Coach Jupp Heynckes nicht die Hand. Dabei verehrt der Borussia-Mönchengladbach-Fan Wenger seinen Kollegen geradezu.

In der Pressekonferenz nach der Partie hatte sich der Elsässer, den eigentlich so viel Witz und menschliche Klasse auszeichnen, wieder gefangen. Wenger erklärte: „Wir müssen versuchen, dass Unmögliche möglich zu machen“, räumte aber auch ein: „Wir werden zwei Schlachten haben, aber vielleicht wird die leichtere Schlacht, wieder in die Champions League zu kommen.“ Derzeit ist Arsenal in der Premier League-Fünfter. Sollten die Nord-Londoner nach 15 Jahren als Dauergast die Königsklasse verpassen, wäre das Debakel perfekt.

Einer, der am Dienstagabend einen schwarzen Tag erlebte, war Per Mertesacker. Der Innenverteidiger verschuldete die ersten zwei Gegentore mit und war ein ständiger Unsicherheitsfaktor in Halbzeit eins. Vom „Guardian“ kassierte er die schlechteste Note aller Akteure.

Und Podolski? Der wurde trotz Treffer zum Unverständnis vieler Fans mal wieder ausgewechselt (71.), konnte am Ende aber wenigstens noch einmal lächeln. Einem polnischen Reporter verriet er, dass er am Kreis das Schweinsteiger-Trikot haben wollte, aber Mertesacker ins Gespräch platzte und es ihm vor der Nase wegschnappte. „Also hab' ich jetzt nur Thomas Müllers Trikot abbekommen“, sagte „Poldi“.