„Natürlich erinnern wir uns am Mittwoch, aber auch beim Rückspiel daran, dass wir das Finale in Madrid verloren haben. Es spielt eine Rolle. Aber die übergeordnete Rolle spielt, dass wir in der Champions League weiter kommen möchten. Wir haben da wunderbare Zeiten im letzten Jahr erlebt“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge einen Tag vor dem Achtelfinal-Hinspiel bei Inter Mailand am Mittwoch.

Das 0:2 aus dem Endspiel vom 22. Mai 2010 soll die Münchner keineswegs lähmen. Vielmehr soll die Partie im Giuseppe-Meazza-Stadion eine Station auf der Route nach London, wo am 28. Mai das Finale stattfindet. Anders als vor neun Monaten in Madrid darf diesmal der damals gesperrte Franck Ribèry mitwirbeln. Inter hat seit dem Weggang von Meistercoach Josè Mourinho zu Real Madrid nicht mehr die Stabilität des Vorjahres; und der doppelte Endspiel-Torschütze Diego Milito fehlt verletzt. „Ich denke, dass Spieler immer wichtiger sind als die Trainer“, sagte Bayern-Coach Louis van Gaal in Mailand auf die Frage, welches Fehlen schwere wiegt.

Bastian Schweinsteiger kannte sowieso keine Furcht. „Wir haben keine Angst vor Inter Mailand. Im Gegenteil. Wir sind heiß darauf, wir wollen unbedingt eine Runde weiterkommen“, betonte der Co-Kapitän vor dem „Finale in zwei Spielen“ im Saal Gran Canaria B im Mannschaftshotel Melia Milano.

Nach den mitreißenden Liga-Auftritten gegen Hoffenheim und Mainz wollen die Münchner auch beim Mailänder Club-Weltmeister um Ex-Bayern-Profi Lucio mit der Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in drei Wochen schaffen. „Nach den letzten Wochen denke ich, dass wir immer ein Tor machen“, sagte van Gaal, dessen Offensiv-Mut gegen Mourinhos Defensivkunst im Finale 2010 nicht belohnt wurde.

Im Duell zweier Spitzenteams „auf Augenhöhe“, so Rummenigge, stehen voraussichtlich fünf Münchner Akteure vom Mai 2010 in der Startelf. Bei Inter, für van Gaal „als Meister der Favorit“, dürften es acht sein. Einsatzbereit sind die zuletzt angeschlagenen Thomas Kraft und Mario Gomez, der nach sechs Königsklassen-Treffern den Vorrunden-Toptorjäger Samuel Eto'o (7 Treffer) jagt. Eine Revanche sehen die Spieler nicht. „Man kann den Titel von letzter Saison nicht mehr holen. Aber es wäre eine Genugtuung eine Runde weiterzukommen“, sagte Kapitän Philipp Lahm.

Für Keeper Kraft gibt es die erste Bewährungsprobe in einer K.o.-Partie der Königsklasse. „Es ist ein großes und wichtiges Spiel. Das sind die Spiele, auf die ich lange gewartet habe“, sagte der 22-Jährige. Hält die Abwehrreihe vor ihm gegen die Inter-Angriffe von Wesley Sneijder oder Eto'o?

Die fantastischen Vier, Ribéry, Robben, Gomez und Thomas Müller präsentieren sich in „großartiger Verfassung“ (Rummenigge). Und durch deren Angriffswirbel soll die Abwehr entlastet werden. „Wackler, wie wir sie in Köln hatten, habe ich den letzten Wochen nicht gesehen. Und wenn man so eine überragende Offensive hat, wie wir sie in den letzten zwei Spielen hatten, ist man in der Abwehr relativ entlastet“, sagte Präsident Uli Hoeneß.

Der so wichtige Auswärtstreffer soll auf jeden Fall her. „Ich denke, dass uns in der Offensive das eine oder andere Tor gelingen wird“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, der sich noch an erfolgreiche Auftritte in San Siro erinnert. „Ich war damals 14 oder 15 Jahre alt, als das Wunder von Mailand gelungen ist. Ich hoffe, dass uns ähnliches Historisches gelingt.“ Im Dezember 1988 hatten die Münchner eine 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel durch ein 3:1 in Mailand noch gedreht. Und der Final-Sieg an dieser Spielstätte von 2001 ist ohnehin unvergessen.

Voraussichtliche Aufstellungen

Inter Mailand: Júlio César - Maicon, Ranocchia, Lucio, Chivu - Zanetti, Motta, Cambiasso - Stankovic, Sneijder - Eto'o

FC Bayern München: Kraft - Lahm, Timoschtschuk, Badstuber, Luiz Gustavo - Schweinsteiger, Pranjic - Robben, Müller, Ribèry - Gomez

Schiedsrichter: Kassai (Ungarn)