Finale gegen Dortmund: Feiern und Frieren in München
München (dpa) - Der „Schal des Südens“ liegt auf dem Rasen, auf dem der FC Bayern einen großen Teil der „Road to Wembley“ zurückgelegt hat.
Der 1,6 Kilometer lange, längste Bayern-Fanschal der Welt, an dem rund 2000 Fans mitgestrickt haben, soll den Bayern-Spielern Glück bringen, die im mehr als 1000 Kilometer entfernten London um die Krone im europäischen Fußball kämpfen - gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund. Rund 45 000 Fans verfolgen das Herzschlag-Finale in der Allianz Arena auf zwei (ziemlich kleinen) Leinwänden - einige Plätze bleiben bei den fast winterlichen Temperaturen allerdings frei.
Sprechchöre, Fahnen, ohrenbetäubender Jubel beim Anpfiff in London - und etwas entsetzte Ruhe, als der BVB die Bayern in der Anfangszeit fast an die Wand spielt. Es ist das größte Public Viewing in der bayerischen Landeshauptstadt. Das Stadion füllt sich nur langsam an diesem viel zu kalten Maitag - auch beim zweiten Public Viewing auf der Theresienwiese ist tagsüber kaum etwas los. Möglich, dass die Terrorwarnungen ihr Übriges getan haben, vielleicht ist es den Leuten aber auch einfach nur zu kalt. Kein Vergleich mit dem „Finale dahoam“ im vergangenen Jahr, als Fans schon den ganzen Tag in der Sonne Bier tranken und sich auf das Spiel der Spiele einstimmten.
Aber an diesem Samstag geht es ohnehin vor allem um eins: Das „Drama dahoam“, die bittere Niederlage gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen, vergessen zu machen. „Es war die schlimmste Niederlage, die ich beim FC Bayern erlebt habe - fast schrecklicher sogar als 1999 gegen Manchester United - obwohl, das war auch fürchterlich“, sagt die 32-jährige Münchnerin Maria Tschochner, die das Finale 1999 noch im Münchner Olympiastadion beim Public Viewing verfolgte. „Wir hatten den Sieger-Sekt schon aufgemacht... Aber diesmal klappt es.“ Die Siegesfeier auf der Leopoldstraße ist fest eingeplant. Der Hype um das Finale hatte die bayerische Landeshauptstadt die vergangenen Wochen im Griff, es gab kaum ein anderes Gesprächsthema. Selbst die Kultur kapitulierte vor so viel Fußball-Begeisterung. Das Münchner Volkstheater sagte die geplante Aufführung des Stücks „Roberto Zucco“ ab - „wegen der übermächtigen Konkurrenzveranstaltung im Wembleystadion“, wie es auf der Theaterhomepage heißt. Die Kammerspiele zogen die Premiere des Stückes „Seltsames Intermezzo“ von Eugene O'Neill um zwei Stunden vor.