Fußball-England ist heiß auf Duell mit den Bayern

London (dpa) - Der britische TV-Kommentator konnte sich gar nicht mehr einkriegen über „diese Germans“ und ihre Spezialdisziplin Elfmeterschießen. Die Boulevard-Blätter suchten schon verzweifelt nach Schwächen des FC Bayern.

„Ein delikates Kräftespiel zwischen Egos“, diagnostizierte die „Sun“. Und nicht nur England ist heiß auf das Champions-League-Finale zwischen dem FC Chelsea und den Bayern aus dem Fußball-Feindesland - auch der einzige deutsche offizielle Chelsea-Fan-Club „German Blues“ nennt das Duell gegen die Roten am 19. Mai in München ein „Traumfinale.“

Als Edel-Fan drückt kein geringerer als Chelseas Ex-Trainer José Mourinho, im Halbfinale mit Real Madrid an Bayern München dramatisch gescheitert, den „Blues“ die Daumen: „Ich will natürlich, dass Chelsea gewinnt. Sie waren Helden, Barcelona mit zehn Mann zu schlagen.“ Vielleicht schickt „Mou“ eine seiner berüchtigten SMS mit Tipps.

Man könnte meinen, Mourinho, „The Special One“, bringe sich in Lauerstellung für eine Rückkehr an die Stamford Bridge. Vorerst steht aber zumindest in der Gunst der Spieler Interims-Erfolgscoach Roberto Di Matteo ganz oben im Kurs. „Er hat eine Atmosphäre kreiert und die Mannschaft ist sehr glücklich. Resultate lügen nicht, und ich kann nicht hoch genug von ihm sprechen“, wird Club-Urgestein Frank Lampard auf Chelseas Homepage zitiert. Unter Di Matteos Regie gab es in 15 Spielen nur eine einzige Niederlage für das Team.

Lampard hat noch eine Rechnung offen mit Bayern-Keeper Manuel Neuer. Angesprochen auf sein nicht gegebenes „Wembley-Tor“ bei Englands 1:4-Achtelfinal-K.o. gegen Deutschland bei der WM 2010 in Südafrika betonte der Mittelfeld-Dauerbrenner: „Den hat er damals nicht gehalten.“ Und weiter sagte Lampard im RTL-Interview bereits vor Bayerns Rückspiel in Madrid. „Ich habe großen Respekt vor dem Münchner Team. Ich kenne Arjen Robben sehr gut aus seiner Zeit hier. Und mit ihm und Spielern wie (Franck) Ribéry sind sie sehr stark.“

Eine Reaktion von Di Matteo zum Gegner FC Bayern war laut Chelseas Pressestelle erst am Freitag vor dem London-Derby gegen die Queens Park Rangers zu erwarten. Chelsea ist im Dauerstress - ähnlich wie die Bayern. Die „Blues“ stehen am 5. Mai auch im FA-Cup-Finale gegen Liverpool und haben zuletzt sieben Pflichtspiele in 21 Tagen bestritten. Der deutsche Rekordmeister kann es in der Bundesliga als abgeschlagener Zweiter ruhig angehen lassen und Stars schonen, während Chelsea als Sechster der Premier League um den Wiedereinzug in die Champions League bangt. Die West-Londoner können schließlich nicht sicher davon ausgehen, dass sie sich als Champion der Königsklasse automatisch qualifizieren.

Auch Deutschlands einziger offizieller Chelsea-Fan-Club „German Blues“ fiebert mit seinen 128 Mitgliedern seinem „Traumfinale“ natürlich entgegen. Was an Chelsea besser sei als an den Bayern? „Auf jeden Fall die Defensive“, sagte Vize-Präsident Alexander Sikora (22) der dpa, „und dass sie so einen bulligen Stürmer wie Didier Drogba haben - der ist immer gefährlich und lebt für große Nächte! Und überhaupt wächst Chelsea in europäischen Nächten über sich hinaus!“ Die Bayern hätten sich das Finale daheim zwar „spielerisch“ verdient, seien aber „eindeutig zu arrogant und überheblich“, frotzelte der Schwabe.