Gegen Marseille: Alaba startet auf der Ribéry-Seite durch
Marseille (dpa) - Franck Ribéry imitiert bereits den Wiener Dialekt von David Alaba. „Bist du deppert“, sagt der französische Spaßvogel zu seinem neuen Partner auf der linken Seite. Der junge Österreicher hat sich beim FC Bayern einen Stammplatz und den Respekt der Kollegen erkämpft.
Jupp Heynckes korrigierte den Fragesteller mit Nachdruck in der Stimme. „Ich muss Ihnen widersprechen. David Alaba hat nicht ordentlich, sondern gut bis sehr gut gespielt“, sagte der Bayern-Trainer in Marseille, als er vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Olympique auf die Leistungen des jüngsten Fußballers im Münchner Luxuskader angesprochen wurde.
Seit der 19 Jahre alte Alaba auf der linken Abwehrseite spielt - also seit dem befreienden 7:1-Schützenfest gegen Hoffenheim - und dem damit verbundenen Wechsel von Kapitän Philipp Lahm auf die rechte Verteidigerposition hat die verrückte Bayern-Saison wieder eine vielversprechende Wendung genommen. „Der Wechsel war sehr gut und sehr richtig. Dadurch hat die Mannschaft wieder mehr Stabilität“, urteilte Fußball-„Kaiser“ Franz Beckenbauer, der den hochbegabten Alaba in höchsten Tönen lobte: „Er ist eine große Hoffnung.“
Den Respekt seiner prominenten Kollegen hat sich der Youngster ebenfalls erworben. „David macht seine Sache überragend, vor allem, wenn man bedenkt, dass er 19 ist. Das wird gerne vergessen“, erklärte Torjäger Mario Gomez. Beim Einzug der Bayern ins DFB-Pokalendspiel trat der Youngster im Halbfinale in Mönchengladbach sogar als erster Schütze im dramatischen Elfmeterschießen an. Er nahm vier Schritte Anlauf und traf hart und präzise ins rechte untere Eck - unhaltbar für Gladbach-Keeper Marc-André ter Stegen. „Ein bisserl nervös war ich sicher. Umso schöner, dass der Ball drin war“, erklärte Alaba.
Seit fast vier Jahren ist er beim FC Bayern, seine Herkunft aber ist nicht zu überhören. Am 24. Juni 1992 kam David Alaba in Wien zur Welt, sein Vater kommt aus Nigeria, seine Mutter von den Philippinen. Schon als 15-Jähriger saß er in Österreich bei einem Bundesligaspiel von Austria Wien auf der Ersatzbank. Er wurde zu Österreichs jüngstem Fußballer des Jahres gewählt, ist Bayern jüngster Bundesligaspieler. Die „schöne Auszeichnungen“ sind ein „zusätzlicher Ansporn“ für ihn.
Als Bastian Schweinsteiger in der Hinrunde mit einem Schlüsselbeinbruch ausfiel, durfte Alaba den Nationalspieler zeitweise auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld vertreten. Jetzt hat er sich auf der linken Seite als Partner von Ribéry etabliert. Gomez ist beeindruckt, wie „so ein junger Spieler in einer entscheidenden Phase in so eine Rolle hineinwächst“.
„Ich bin dankbar, dass ich die Chance bekomme - egal, wo der Trainer mich aufstellt“, erklärte Alaba, der respektvoll „Herr Heynckes“ sagt: „Er hat großen Anteil an meiner Entwicklung. Herr Heynckes hat eine tolle Art, mit jungen Spielern umzugehen.“
Heynckes bescheinigt dem Jungspund eine „großartige Entwicklung“, die Bayern haben das große Talent langfristig bis 2015 gebunden. Mit Ribéry harmoniert Alaba schon nach wenigen Spielen, der Spaßvogel aus Frankreich imitiert mit Wonne dessen österreichischen Dialekt. „Von heute auf morgen sagt er auf einmal immer 'bist du deppert' zu mir. Keine Ahnung, wo er das aufgeschnappt hat“, erzählte Alaba jüngst im Vereinsmagazin.
„Ja, spinnst du“ - der Spruch passt zur rasanten Entwicklung von Alaba, der bescheiden bleibt: „Ich stehe immer noch am Anfang, ich habe noch einen harten Weg vor mir.“ Heynckes deutete in Marseille an, dass er an den Flügelpärchen Alaba/Ribéry und Lahm/Robben bis zum Saisonende nichts mehr zu ändern gedenkt. Das wird nicht nur Alaba freuen, es gefällt auch Torjäger Gomez: „Für mich als Stürmer ist es besser, wenn die Außenverteidiger ihren starken Fuß auf ihrer Seite haben. Seitdem spielen wir auch als Mannschaft wieder besser.“