Generationenduell am Rande: Sir Alex kontra Pep

London (dpa) - Als Sir Alex Ferguson zum ersten Mal einen Europacup gewann, war Josep Guardiola gerade mal zwölf Jahre alt. Mit dem FC Aberdeen siegte der Schotte 1983 im Europapokal der Pokalsieger - am Samstag will er eine langjährige Bestmarke egalisieren.

Sollte sich Manchester United im Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona im legendären Wembley-Stadion durchsetzen und der 69 Jahre alte Ferguson zum dritten Mal nach 1999 und 2008 mit einem Club die Königsklasse gewinnen, zöge er mit Bob Paisley gleich.

Paisley triumphierte 1977, 1978 und 1981 mit dem FC Liverpool im lukrativsten Vereinswettbewerb, den der Fußball zu bieten hat. Während Ferguson, der im Dezember 70 wird, gerade mit ManUnited seinen zwölften Titel in der Premier League gewann und bereits mehr als viermal so viele Trophäen in Händen hielt wie Guardiola, greift der 40 Jahre alte Novize nach seinem zehnten Titel mit Barça.

So elektrisierend das Duell Rooney gegen Messi, so spektakulär die spanische Spielkultur, so effizient Manchesters Defensivkunst auch sein mögen - ebenso faszinierend ist das Kräftemessen der so unterschiedlichen Charakterköpfe auf den Trainerbänken im Showdown der Königsklasse. „Er ist einer der besten Trainer der Geschichte“, sagte Guardiola, den alle nur Pep nennen, über Ferguson. „Er ist wirklich ein Top-Coach“, urteilte Ferguson über Guardiola.

Der Respekt ist enorm zwischen den beiden Fußball-Lehrern. Mittlerweile kursiert in britischen Medien sogar das Gerücht, dass Ferguson von der Arbeitsweise, dem Auftreten, dem Spielstil, den Guardiola dem FC Barcelona verpasste, so angetan sei, dass er ihn bereits als seinen Nachfolger vorschlug - sollte er einmal aufhören.

Guardiola hat alle Zweifel, dass er für den Job beim spanischen Meister zu unerfahren sein könnte, schon gleich in seinem Debütjahr ausgeräumt. 2009 durfte er die silberne Henkeltrophäe bereits in den Nachthimmel über Rom stemmen. Der Endspielgegner damals: Manchester United mit Trainer Ferguson. Die Reds sinnen auf Revanche, doch bei den Buchmachern ist Barça der klare Favorit für das fesselnde Aufeinandertreffen der besten beiden Teams dieses Planeten.

Seine Arbeit als Coach des B-Teams und seine Vergangenheit im legendären Nachwuchs-Internat „La Masia“ des Vereins kamen Guardiola bei seinem Einstieg als Chefcoach zu Beginn der Saison 2008/2009 zugute. „Er kennt alle und alles im Club. Sogar den Namen der Maus im Wäscheraum“, sagte der frühere Barça-Präsident Joan Gaspart.

All dies wird ihm aber wenig nutzen, wenn am Samstag der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai um 20.45 Uhr im „Tempel des Fußballs“ das Spiel anpfeift. Dann stehen sich die beiden Spielphilosophien unerbittlich gegenüber: Der erfahrene Pragmatiker Ferguson setzt auf Effizienz, der schöngeistige Spanier auf Kunst.

Gut möglich, dass es für Guardiola eine Abschiedszeremonie werden wird. „Meine Zeit in Barcelona neigt sich dem Ende zu“, hatte er im April noch etwas kryptisch erklärt. Die vielen Hymnen auf seine Arbeit, das Lob seines einstigen Lehrmeisters Johan Cruyff, die Superlative der Medien - all diese Dinge hängen an ihm wie Bleigewichte.

Und so appellierte er vor dem Endspiel an seine Spieler, sie sollten gegen Manchester auftreten, „als wäre es das letzte Champions-League-Finale, was sie jemals spielen“.