„Grande Milan“ demontiert Arsenal

Mailand (dpa) - Kevin-Prince Boateng warf seiner Freundin auf der Tribüne Küsschen zu, Zlatan Ibrahimovic trug Milans Matchwinner Robinho nach dem Triumph über Arsenal huckepack über den Rasen des Giuseppe Meazza-Stadions.

Nach dem 4:0 gegen den FC Arsenal im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gab es für die Torschützen des AC Mailand kein Halten mehr. Gäste-Trainer Arsène Wenger war dagegen entsetzt: „Das war schockierend. Wir waren katastrophal!“ Die Champions League hat der Franzose abgeschrieben. „Fünf Tore gegen Milan in London sind unmöglich“, räumte Wenger ein.

„Grande Milan“, sagte Mailands Trainer Massimiliano Allegri freudestrahlend. Gegen die entfesselten Mailänder hatten die „Gunners“, die ohne den verletzten Nationalspieler Per Mertesacker auskommen mussten, nicht den Hauch einer Chance. Milan nahm damit erfolgreich Revanche für die 0:2-Heimpleite vor vier Jahren gegen Arsenal und besiegte zugleich seinen England-Fluch. Zuletzt war die Rot-Schwarzen dreimal im Achtelfinale gegen englische Clubs das Aus gekommen. Umso lauter fiel diesmal der Jubel aus. „Milan bellissimo, Arsenal zerstört!“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Donnerstag über die Gala-Vorstellung des Serie A-Spitzenreiters.

In der 15. Minute gab der überragende Kevin-Prince Boateng den Startschuss zum Schützenfest. Mit einem Zaubertor krönte der gebürtige Berliner nach vierwöchiger Verletzungspause sein Comeback. Erst wenige Stunden vor Anpfiff hatte der Trainer den Mittelfeldmann in die Startformation gehievt. „Zum Glück“, meinte Allegri nachher. Nach Boatengs Auftakt sorgte der Brasilianer Robinho mit Treffern in der 38. und 49. Minute für die Entscheidung. Zlatan Ibrahimovic erhöhte in der 79. per Foulelfmeter auf 4:0 und gewann damit das Stürmerduell gegen Arsenals Kapitän Robin van Persie ganz klar.

„Wir hätten danach noch zwei Tore machen müssen“, monierte der unersättliche Milan-Coach Allegri, der trotz des Riesenvorsprungs vor verfrühtem Jubel warnte. Gehör fand er damit im euphorischen Mailänder Tollhaus aber nicht. Club-Besitzer Silvio Berlusconi bejubelte die „fantastischen Tore“, rief die Titelverteidigung in der Meisterschaft und den Triumph in der Champions League zum Ziel aus und griff nach den Sternen: „Ich träume davon, Barcelonas Niveau zu erreichen“, erklärte der Medien-Mogul.

Auch Stürmerstar Ibrahimovic gab zu, dass ein Finalsieg in München sein großes Saisonziel sei. „Der Champions League-Titel ist für mich keine Obsession mehr, aber ich würde ihn schon gern gewinnen“, meinte der Schwede. Italiens Sportpresse traut Milan den Cup-Gewinn schon jetzt zu: „Milan ist einfach gigantisch“, titelte der „Corriere dello Sport“ und „Tuttosport“ schrieb: „Was für ein Milan! Arsenal zerschmettert.“

Die englische Presse überschüttete Arsenal derweil mit Hohn und Spott: „Dieses Fiasko werden wir nie vergessen. Eine Schande für Arsenal. Arrivederci Champions League“, kommentierte „The Sun“. Auf der Insel fürchten sie nun das totale Europacup-Debakel. Kommende Woche muss der FC Chelsea im Achtelfinale zum SSC Neapel. Manchester City und Manchester United sind bereits aus der Champions League geflogen und spielen nur noch in der Europa League. Schwere Zeiten für den erfolgsverwöhnten englischen Fußball, während die Italiener ihr „Grande festa“ feiern.