„Das Sahnehäubchen“ Gruppenendspiel für BVB ohne Götze - Reus fraglich
Madrid (dpa) - Prächtige Ouvertüre, kniffliger Schlussakkord - nach bisher famoser und torreicher Vorrunde in der Champions League steht Borussia Dortmund ein schwieriges Endspiel um den Gruppensieg bevor.
Im Duell bei Titelverteidiger Real Madrid am Mittwoch genügt dem BVB ohne Mario Götze bereits ein Unentschieden, um die Tabellenführung erfolgreich zu verteidigen. „Das wäre das Sahnehäubchen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc beim Abflug des Teams voller Hoffnung auf einen weiteren prestigeträchtigen Coup des Revierclubs in der Königsklasse.
Der starke Rückenwind, der die Reise in die spanische Hauptstadt um beachtliche 40 Minuten verkürzte, passte ins Bild von der guten Ausgangslage der Borussia für das Kräftemessen mit dem seit 33 Pflichtspielen ungeschlagene Starensemble um Cristiano Ronaldo. Schließlich rangiert der BVB in der Tabelle der Gruppe F zwei Punkte vor den höher gehandelten Spaniern. „Das gibt uns die Möglichkeit, unbeschwert an die Aufgabe heranzugehen“, sagte Thomas Tuchel. Der BVB-Coach wertete die Partie als „guten Gradmesser“ für sein Team, „weiter zu wachsen“.
In den bisherigen fünf Partien der Vorrunde musste der Revierclub noch keine Niederlage hinnehmen und traf so häufig (19 Tore) wie kein anderes Team im Wettbewerb. Mit einem weiteren Treffer könnte der Rekord von Manchester United (1998/99), vom FC Barcelona (2011/12) und von Real Madrid (2013/14) eingestellt werden.
Der Gruppensieg wäre nicht nur dem Image zuträglich, sondern könnte auch praktische Vorteile haben. Schließlich erhöht sich damit die Chance, am 12. Dezember in Nyon einen vermeintlich leichteren Gegner zugelost zu bekommen. Zudem würde die Borussia im zweiten und entscheidenden K.o.-Spiel Heimrecht genießen. Von solchen Hochrechnungen hält Thomas Tuchel jedoch wenig. „Wer möchte die Hand dafür ins Feuer legen, dass der Gruppenzweite das leichtere Los ist als der Erste?“, fragte der BVB-Trainer. „Es ist alles schon tausendmal bestätigt und tausendmal auf den Kopf gestellt worden.“
Diese Einschätzung von Tuchel lässt darauf schließen, dass er seinen Ruf als Rotationsfreund in Madrid abermals bestätigen und die Startelf auf mehreren Positionen verändern wird. So könnte der beim 4:1 über Gladbach nicht eingesetzten Weltmeister André Schürrle zurückkehren.
Auf den Einsatz von Mario Götze muss Tuchel jedoch verzichten. Der Nationalspieler fehlt wegen leichter Knieprobleme. Fraglich ist der Einsatz von Marco Reus. „Er hat einen leichten Infekt, der ihn behindert. Wir werden deshalb erst am morgigen Mittag entscheiden, ob er spielt“, sagte Tuchel vor dem Abschlusstraining in Madrid. Sicher fehlen werden Raphael Guerreiro, Shinji Kagawa, Roman Bürki und Sven Bender.
Unabhängig von der Personalauswahl hält es Verteidiger Lukasz Piszczek für keine gute Idee, die Taktik in Madrid auf ein Unentschieden auszurichten: „Die sind vorne sehr gefährlich und können mit einer einzigen Aktion ein Tor machen. Wir werden auf Sieg spielen.“ Ähnlich sieht es Gonzalo Castro: „Wir müssen mutig sein und dürfen uns nicht einkesseln lassen. Sonst wird es laut im Stadion.“
Anders als der in der Bundesliga wechselhafte BVB überzeugte Real zuletzt wettbewerbsübergreifend durch Konstanz. Auch beim 1:1 im Clásico am vergangenen Wochenende beim FC Barcelona hielt die Serie von nun nunmehr 33 Pflichtspielen ohne Niederlage an. „Das wird ein großes Spiel. Wir wollen nur eines: Erster in unserer Gruppe werden“, sagte Real-Coach Zinédine Zidane.
Bleiben die „Königlichen“ auch gegen Dortmund ohne Niederlage, wäre der unter Trainer Leo Beenhakker 1988/89 aufgestellte Vereinsrekord egalisiert. Eine Option für die Partie könnte auch Weltmeister Toni Kroos sein. Der deutsche Nationalspieler hat seinen Haarriss im Fuß auskuriert und war im Training zuletzt wieder voll belastbar.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Real Madrid: Navas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo - Casemiro - Modric, Isco - Vazquez, Benzema, Cristiano Ronaldo
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Ginter, Schmelzer - Weigl - Dembélé, Rode, Castro, Schürrle - Aubameyang
Schiedsrichter: Marciniak (Polen)