Heynckes juppt das Ding - Schöne Grüße an Guardiola
London (dpa) - Für einen kurzen Moment musste man sich um Jupp Heynckes ein wenig Sorgen machen. Dreimal warfen die Münchner Fußball-Profis ihren immerhin schon 68 Jahre alten Trainer in die Luft, die wilden Jubelarien mit dem Champions-League-Pokal auf dem Rasen des Wembleystadions gingen nicht ohne kleinere Schrammen ab.
„Es brechen alle Dämme, Emotionen werden freigemacht, die Spieler herzen einen. Man muss aufpassen - Shaqiri hat mir einen mitgegeben auf die Wange“, schilderte Heynckes das ausgelassene Treiben auf dem Wembley-Rasen nach dem Last-Minute-Sieg gegen Borussia Dortmund.
15 Jahre nach dem Triumph mit Real Madrid gewann er kurz vor seinem erwarteten Karriereende noch einmal die Champions League. Heynckes ist erst der dritte Trainer neben Ottmar Hitzfeld (1997 Dortmund, 2001 Bayern) und José Mourinho (2004 FC Porto, 2010 Inter Mailand), dem dieses Kunststück mit zwei Vereinen gelang. Im Landesmeister-Wettbewerb hatte dies zudem Ernst Happel (1970 Feyenoord Rotterdam, 1983 Hamburger SV) geschafft. „Das ist natürlich ein Höhepunkt in einer Trainerlaufbahn, wenn man die Champions League zum zweiten Mal gewinnt oder dreimal teilnimmt und dreimal ins Endspiel einzieht und zweimal gewinnt“, resümierte er stolz.
Auf der Siegesfeier nach dem harterkämpften 2:1 gegen den BVB tanzte der väterliche Coach sogar in der Nacht zum Sonntag kurz mit auf der Bühne im Kreise seiner Spieler, mit denen er nun in seinem allerletzten Spiel als ihr Chef unbedingt Historisches schaffen möchte, nämlich das Titel-Triple. „Unser Weg ist noch nicht zu Ende“, mahnte er darum umgehend. Ab Dienstag müsse wieder trainiert werden für das Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. „Wir wollen gewinnen. Danach können die Spieler alles machen“, erklärte Heynckes.
Er will als historischer Triumphator die Bayern verlassen und seinem Nachfolger das größtmögliche Erbe hinterlassen. Die Messlatte hat Heynckes hochgelegt für Pep Guardiola, der mit dem FC Barcelona Titel an Titel reihen und Europas Fußball dominieren konnte.
„Pep Guardiola übernimmt eine perfekt funktionierende Mannschaft“, die das neue Barcelona werden könnte, sagte Heynckes: „Es ist gut möglich, dass man mit gezielten Einkäufen eine neue Ära in Europa schaffen kann.“ Mario Götze kommt bekanntlich aus Dortmund, und als zweiter BVB-Star werde auch Robert Lewandowski „nicht mehr lange auf sich warten lassen“, verriet Heynckes.
Besonders freute ihn, dass die Generation um seine Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger endlich den so langersehnten internationalen Titel erringen konnte. „Das ist die Krönung einer Laufbahn, wenn man nicht gerade Weltmeister wird“, bemerkte Heynckes in seiner Ansprache auf der Siegerbühne beim Bankett und fügte augenzwinkernd hinzu: „Das steht uns ja noch bevor...“