Hyypiä: Jetzt wächst der Druck

Bayer Leverkusen leidet unter der erneuten Demütigung in der Champions League.

Foto: Witters

Leverkusen. „Das Tor zum 3:0“, sagte der Reporter, „das war doch wohl der falsche Fuß?“ Zlatan Ibrahimovic grinste, wies auf seine Füße und sagte: „Da gibt es keinen falschen Fuß.“

Danach verließ er zu später Stunde die BayArena, die er zu seiner Triumphstätte gemacht hatte.

Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League legte Paris St. Germain mit 4:0 in Leverkusen vor, Ibrahimovic traf zweimal, bereitete den vierten Treffer noch vor, der Rest ist Formsache.

„Es ist einfach toll, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen“, schwärmte Mitspieler Gregory van der Wiel.

Sami Hyypiä ließ das alles an diesem unseligen Abend schaudernd zurück. Der Finne brauchte, um die Worte zu formulieren. Er sprach lange und viel auf der Pressekonferenz, aber er hatte keine Lösungen. Das Aus im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern hatte schon das Credo vom „100-Prozent-Fußball“ des Leverkusener Trainers ad absurdum geführt.

Der zweifelnd-ungenügende Auftritt gegen Paris war nur die Fortsetzung dieser Malaise. Und der Finne wirkte nicht, als hole er Lösungen aus seinem Archiv. „Es ist das erste Mal auch für mich als Trainer so eine Situation. Ich muss sehen, was wir machen können“, sagte er. „Heute ist es schwierig, positiv zu sein. Aber morgen bin ich wieder positiv.“

Seine Politik der ruhigen Hand, die vor Wochen noch gelobt und Anlass für Vertragsgespräche sein sollte, schlägt jetzt, wo sechs der letzten acht Pflichtspiele verloren gingen, ins Gegenteil um. Ein lauter Motivator und wortreicher Selbstdarsteller ist der Finne eben nicht. Aber muss er das nicht jetzt sein?

Längst weiß der 40-Jährige, dass für ihn der Druck steigt. „Ich weiß nicht, welchen Status wir in der jetzigen Situation haben. Niemand hat konkret mit mir gesprochen. Ich möchte gerne sprechen und hören, welchen Plan der Verein hat“, sagte Hyypiä am Mittwoch dem TV-Sender „Sky“. „Wir werden sehen, was passiert. Ich habe mich dafür entschieden, Trainer zu sein und habe daran auch Spaß. Ich kann aber auch etwas anderes machen.“

Das Spiel in Wolfsburg am Samstag beschäftigt den Club, der auch 2014/15 ein Instrument im Konzert der Großen spielen will. Obwohl ihm erneut reichlich schmerzhaft in der Champions League die Grenzen aufgezeigt wurden. Das Geld immerhin ist in der Kasse, und es muss weiter fließen, um den Abstand nicht noch größer werden zu lassen.

„Einen Klassenunterschied“ zu Paris diagnostizierte Hyypiä, Sportdirektor Rudi Völler, der seit Wochen mit dem Hinweis auf den „zweiten Bundesliga-Tabellenplatz“ die Probleme der Mannschaft kleinzureden versucht, legte die Waffen verbal nieder: „Wir stoßen an unsere natürlichen Limits, wirtschaftlich und in der Qualität.“

Eine offene Aufarbeitung der Unterlegenheit ist nötiger denn je. Auch, weil die Konkurrenz in der Liga immer näher rückt: Leverkusen (43 Punkte) droht von Dortmund (42) über- und von Schalke (40) eingeholt zu werden. „Wir müssen jetzt schnell wieder frei werden. Denn sonst wird’s in der Bundesliga schnell nach unten gehen“, sagte Außenverteidiger Roberto Hilbert.