Kampf der Systeme: Bayern setzt auf Attacke - „Keine 0:0-Mannschaft“

München (dpa) - Schon ein schnödes 0:0 würde reichen, aber auf nervenaufreibende Zitterspielchen wollen sich die Bayern gar nicht erst einlassen: Der deutsche Rekordmeister will entschlossen ins Viertelfinale der Champions League stürmen.

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An dieser Marschroute würde auch ein Ausfall von Arjen Robben nichts ändern. Kapitän Philipp Lahm betitelte die prickelnde Kraftprobe zwischen dem offensiv und dominant ausgerichteten FC Bayern und den auf gegnerische Fehler und Konter lauernden Defensivstrategen von Juventus Turin als Kampf der „zwei Systeme“.

„Ich bewundere die Defensivstärke von Juventus, auch wenn ich diese Spielweise nicht mag“, sagte Trainer Pep Guardiola in der Münchner Arena, die am Mittwochabend mit 70 000 Zuschauern gefüllt sein und brodeln wird. „Wir werden versuchen, unser Spiel zu spielen“, kündigte Guardiola an - also: Attacke!

„Wir sind keine 0:0-Mannschaft“, betonte Weltmeister Thomas Müller, der beim Abschlusstraining im Münchner Schneetreiben als einer der wenigen Bayern-Akteure in kurzer Hose auflief. Der gesundheitlich angeschlagene Robben fehlte auf dem Platz. Guardiola äußerte sich defensiv zum Mitwirken des Außenstürmers: „Ich weiß es nicht.“

Das 2:2 aus dem Hinspiel, als die lange bärenstarken Münchner in einer hochklassigen Partie ein 2:0 verspielten, sei ein „super Ergebnis“, erklärte Lahm. Auf riskanten Ergebnisfußball - neben einem Sieg würde ein 0:0 und 1:1 genügen - wollen die Bayern lieber nicht setzen. „Wir sind eine Mannschaft, die nach vorne spielt, die Tore schießen will“, begründete Lahm, erst recht mit den eigenen Fans im Rücken. „Wir wissen, wie stark wir in der Allianz Arena sind“, sagte Lahm. Die vergangenen neun Königsklassen-Heimspiele haben die Bayern gewonnen, und das mit einem Torverhältnis von 36:4.

Taktieren will der Favorit gegen die italienischen Strategie-Meister um Weltmeister Sami Khedira nicht. „Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir zuhause auf ein 0:0 spielen. Das ist auch nicht der Stil von Pep Guardiola“, meinte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Das Spiel zu diktieren und zu kontrollieren empfiehlt sich auch, weil das Abwehrzentrum mit dem Verlegenheitsduo Joshua Kimmich und Medhi Benatia kein international erprobtes Bollwerk darstellt.

Guardiola hatte schon in Turin mit einer weit nach vorne rückenden Mannschaft einen Plan entworfen, der lange perfekt aufging. Müller und Robben trafen, ehe Paulo Dybala und Stefano Sturaro Juve ein bemerkenswertes Zwei-Tore-Comeback ermöglichten. Eine Lehre für die Bayern. „Italienische Mannschaften verlieren nie den Kopf. Juventus kann auf die eine Chance warten“, mahnte Torjäger Robert Lewandowski.

„Wir müssen sehr intelligent spielen“, erklärte Guardiola. Spielkontrolle, Fehlervermeidung und eine hohe Effektivität bei den Torchancen lauten seine zentralen Vorgaben. „Man kennt die Mentalität der italienischen Mannschaften. Juventus spielt immer defensiv, spielt auf Konter, versucht es mit Freistößen und Eckbällen. Diese Situationen müssen wir kontrollieren“, glaubt Franck Ribéry. Die Historie warnt die Bayern: 2007 schieden sie gegen den AC Mailand nach einem 2:2 auswärts aus, als sie in München mit 0:2 verloren.

Selbst wenn Robben ausfallen sollte, hat Guardiola gerade offensiv viele Möglichkeiten. Härtefälle in der Aufstellung sind unvermeidbar. „Ich liebe meinen Beruf, aber ich hasse diese Situation“, sagte der Starcoach zur Aufgabe, einigen Stars erklären zu müssen, dass sie auf der Bank sitzen müssen. Lewandowski und Müller sind vorne gesetzt. Douglas Costa dürfte auf den rechten Flügel rücken, wenn Robben ausfällt. Der lange verletzte Ribéry meldete sich „bereit“ für die Startelf. Im zentralen Mittelfeld aber steht die wohl kniffligste Entscheidung an. Wen lässt Guardiola dort neben dem gesetzten Ex-Turiner Arturo Vidal ran? Xabi Alonso als Stabilisator? Oder den beim 5:0 gegen Bremen groß aufspielenden Techniker Thiago?

Juve plagen Verletzungssorgen: Dybala, Claudio Marchisio und Giorgio Chiellini fallen aus. Die erfolgreiche Aufholjagd im Hinspiel, an der auch der Ex-Münchner Mario Mandzukic beteiligt war, hat Italiens Serienmeister dennoch Mut gemacht. Für Guardiola ist unerheblich, wen der Gegner aufbieten kann: „Juve bleibt eine gefährliche Mannschaft!“

Voraussichtliche Aufstellungen:

FC Bayern München: Neuer - Lahm, Kimmich, Benatia, Alaba - Xabi Alonso - Douglas Costa, Müller, Vidal, Ribéry - Lewandowski

Juventus Turin: Buffon - Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra - Cuadrado, Khedira, Hernanes, Pogba - Morata, Mandzukic

Schiedsrichter: Eriksson (Schweden)