Nur 1:1 in Nikosia Kapitulation nach Bürki-Patzer: BVB schreibt K.o.-Runde ab

Nikosia (dpa) - Die Körpersprache von Roman Bürki verriet mehr als tausend Worte. Mit gesenktem Kopf flüchtete der Dortmunder Torhüter in den Teambus - in möglichst großer Entfernung von den vielen Mikrofonen und Kameras.

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Nach dem peinlichen 1:1 (0:0) des Bundesliga-Tabellenführers bei Außenseiter Apoel Nikosia verspürte der ansonsten nicht als wortkarg bekannte Schweizer keine Lust, über seinen doppelten Blackout zu reden. Trainer Peter Bosz nahm Bürki demonstrativ in Schutz: „Es stimmt, er hat gepatzt. Das weiß er selbst. Aber er hat uns schon oft geholfen. Jetzt muss die Mannschaft für ihn da sein.“

Der Fehler von Bürki passte zum tristen Auftritt der noch vor kurzem für ihre Spielkunst gelobten Borussia. Ohne Not spielte der Keeper nach einem Rückpass den Ball in die Füße von Lorenzo Ebecilio. Dessen 16-Meter-Schuss ließ er nach nach vorne vor die Füße von Mikaël Poté abprallen. Das nutzte der ehemalige Dresdener zur überraschenden Führung (62. Minute) seines Teams.

Ähnlich wie Bosz machte sich auch BVB-Kapitän Marcel Schmelzer für den in dieser Saison vor allem nach Champions-League-Spielen wiederholt kritisierten Schlussmann Bürki stark: „Das passiert auch den Besten der Welt - selbst Manuel Neuer ab und an.“

Eine Torwartdiskussion hält Michael Zorc trotz der gewachsenen Fehlerquote für überflüssig: „Natürlich war er gestern todunglücklich. Es war sein Bock. Aber Roman war unsere Nummer 1 und bleibt unsere Nummer 1. Da gibt es keine Diskussionen“, stellte der Sportdirektor nach der Landung in Dortmund unmissverständlich klar.

Dass Sokratis nur fünf Minuten nach dem Bürki-Fehler zum 0:1 zumindest der Ausgleich gelang, konnte den BVB-Frust nur bedingt schmälern. Wie schon beim 2:3 drei Tage zuvor im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Leipzig fehlte die Leichtigkeit der ersten Saisonwochen mit diversen berauschenden Siegen. Der behäbige Spielaufbau mit vielen Quer- und wenig Vertikalpässen war eines Bundesliga-Tabellenführers unwürdig. „Das hätte uns nicht passieren dürfen“, bekannte Weltmeister Mario Götze.

Die Chancen auf die K.o.-Runde in der Champions League sind minimal. Schließlich weisen die beiden anderen Gruppenkonkurrenten Real Madrid und Tottenham Hotspur nach drei Spielen bereits sieben Punkte und damit sechs mehr auf als der noch immer sieglose BVB.

Ein erstes Statement von Bosz klang nach früher Kapitulation: „Man muss ehrlich sein. Das wird jetzt sehr, sehr schwer. Unsere einzige Chance ist es, die nächsten drei Spiele zu gewinnen.“ Noch deutlicher wurde Sportdirektor Michael Zorc: „Ich bin kein Träumer, sondern Realist, für uns geht es jetzt darum, den dritten Platz zu sichern.“

Nach zuletzt drei wenig überzeugenden Vorstellungen gegen Augsburg (2:1), Leipzig und Nikosia ist der Glanz der ersten Zeit unter Bosz verblasst. Die Mannschaft scheint verunsichert. „Man muss ehrlich sagen, dass wir auch schon zuvor nicht ganz so optimale Spiele abgeliefert haben. Alles was in den ersten Wochen einfach und gut lief, sieht im Moment verkrampft aus“, sagte Zorc.

Von einer negativen Trendwende wollte jedoch niemand sprechen. „Wir haben jetzt keine Krise“, befand Mittelfeldspieler Julian Weigl. Ähnlich antwortete Schmelzer auf die Frage, ob es zuletzt einen Knick gab: „Natürlich hatten wir jetzt eine kleine Phase. Aber wir dürfen uns das jetzt nicht einreden - und selbst wenn es so ist nicht eingestehen.“

Das schwere Programm in den kommenden Wochen macht die Lage nicht einfacher. Den Auswärtsspielen in Frankfurt und Hannover folgt der Ligagipfel daheim gegen den FC Bayern. „Wir müssen am Wochenende eine Reaktion zeigen und uns drei Punkte und Selbstvertrauen holen“, forderte Schmelzer. „Wir müssen uns wieder auf die Bundesliga konzentrieren, damit uns das da nicht auch passiert.“