Trainer liebt die große Geste Klopp führt Liverpool in die Königsklasse

Liverpool (dpa) - Die große Geste ist Jürgen Klopp manchmal fast genauso wichtig wie der große Sieg. Also stand der deutsche Trainer des FC Liverpool nach der erfolgreichen Champions-League-Qualifikation gegen 1899 Hoffenheim auf dem Spielfeld und klopfte sich auf die Brust.

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Die Anfield Road tobte.

„Das ist alles, wofür der ganze Club und das ganze Team 14 Monate lang hart gearbeitet haben. Wir wollten unbedingt zurück in die Champions League. Wir wollten das mit allem, was wir haben“, sagte Klopp nach dem noch viel zu niedrig ausgefallenen 4:2 (3:1)-Sieg gegen den Europapokal-Debütanten aus der Fußball-Bundesliga.

Fast zwei Jahre ist es jetzt her, dass der frühere Coach von Mainz 05 und Borussia Dortmund die ruhmreichen „Reds“ übernahm. Als er im Oktober 2015 kam, stand der 18-malige englische Meister nur auf Platz zehn der Premier League. Jetzt spielt er endlich wieder da, wo der achtmalige Europapokal-Sieger seinem Selbstverständnis nach auch hingehört: in einer Liga mit Bayern München und Real Madrid.

„Es ist so aufregend, wieder ein Teil der Champions League zu sein“, sagte Klopp. „Ich habe das mit Borussia Dortmund immer geliebt. Meine Spieler lieben das auch. Wir wollen hier in den nächsten Monaten noch ein paar großartige Nächte in Anfield erleben.“

Wie wichtig das für diesen Club ist, war rund um das völlig einseitige Spiel gegen Hoffenheim gut zu beobachten. Seine eigene Geschichte begleitet den FC Liverpool in jeder Minute.

Als Klopp während des Aufwärmens seiner Mannschaft den Rasen betrat, hielten die Fans auf der Tribüne ein Plakat mit dem Gesicht von Bill Shankly hoch. Der frühere Trainer bereitete in den 60er- und 70er-Jahren den Aufstieg des LFC zur zeitweise besten Mannschaft Europas vor. Nach dem Spiel wanderte dann Kenny Dalglish durch die Katakomben der Anfield Road. Als Torjäger und Spielertrainer gewann „King Kenny“ mit seinem Club acht englische Meisterschaften.

Wie schon in Dortmund oder Mainz ist Klopp auch in Liverpool ein Volkstribun, ein Held der Massen. Die Fans verehren ihn, aber sie haben ihn speziell in den vergangenen Wochen dieses völlig überhitzten Transfermarkts im internationalen Fußball auch immer häufiger dafür kritisiert, dass er ihrer Meinung nach zu wenige Stars einkauft, in denen sie einen neuen Dalglish erkennen können.

„Es ist nicht leicht, Spieler zu finden, die besser sind als unsere“, sagte Klopp am Mittwochabend dazu. Einer von ihnen übernahm gegen Hoffenheim schon einmal eine Rolle, die ihm viele in Liverpool lange Zeit nicht zugetraut hatten: Der deutsche Nationalspieler Emre Can schoss die frühen Tore zum 1:0 und 3:0. „Ich bin sehr glücklich“, sagte der 23-Jährige hinterher. „Jeder in Liverpool ist heute einfach froh, wieder in der Champions League dabei zu sein.“

Zu Beginn der Woche hatte Can im Training noch wegen einer Grippe gefehlt. „Ich habe ihn heute Morgen gefragt, ob alles gut ist, und er sagte: Ja, ich bringe 100 Prozent“, erzählte sein Coach. „Das war ein super Spiel von Emre. Er hat sich die Standing Ovations verdient.“

Can ist ein Spieler ganz nach Klopps Geschmack: selbstbewusst, schnörkellos, physisch enorm stark. Die Frage ist trotzdem, wie lange er noch in Liverpool bleibt. Sein Vertrag läuft 2018 aus, und schon in diesem Sommer war ein großer Name wie Juventus Turin hinter dem Confed-Cup-Sieger her. Ob es nun um Cans Vertragsverlängerung geht oder um die Verpflichtung eines neuen Stars: „Es ein super Argument, zu sagen: Du kannst hier Champions League spielen“, sagte Klopp.