Krisenbewältigung am Bosporus - Klopp: „Zusammenraufen“

Istanbul (dpa) - Genug gelitten. Nach dem schlechtesten Bundesligastart seit 27 Jahren sehnt Borussia Dortmund eine Trendwende herbei.

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Mit angespannten Mienen und reichlich Sorgen im Gepäck traten die Profis die Reise Richtung Bosporus zum Duell am Mittwoch (20.45 Uhr) mit Galatasaray Istanbul an. Vom Stolz über das bisher gute Abschneiden in der Champions League ist nach der jüngsten nationalen Talfahrt wenig geblieben.

Ein Sieg in der türkischen Metropole soll helfen, das Gefühl der Ohnmacht zu vertreiben. „Wir können die Tür zum Achtelfinale weit aufstoßen und uns Sicherheit für die Liga holen“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Drastischer formulierte es Verteidiger Neven Subotic: „Der Druck ist enorm groß. In dieser Phase sind Erfolgserlebnisse sehr wichtig. Wir müssen alles geben und die Wende schaffen.“

Beim Abflug vom Dortmunder Flughafen sorgten nicht nur die grauen Wolken für trübe Stimmung. Zum Leidwesen von Jürgen Klopp scheint sein Team selbst das mannschaftstaktische Einmaleins verlernt zu haben. Noch nie in seiner bisherigen Zeit als BVB-Coach wirkte er so ratlos wie nach dem 1:2 am vorigen Wochenende in Köln. Angesichts der anhaltenden Terminhatz bietet sich kaum Gelegenheit, die Defizite aufzuarbeiten. Nicht zuletzt deshalb setzt der Fußball-Lehrer auf die autodidaktischen Fähigkeiten seiner Profis: „Wir müssen uns zusammenraufen. Aber bis jetzt haben wir den Kniff noch nicht gefunden. Die Zeit nach unserer Form zu suchen, haben wir leider nicht.“

Anders als in der Meisterschaft steht die Borussia in Europa prächtig da. Nach Siegen über den FC Arsenal (2:0) und beim RSC Anderlecht (3:0) führt sie die Tabelle der Gruppe D an. Manager Michael Zorc hofft, dass die zuletzt verunsicherten Profis in der Champions League Mut für die nun anstehenden schweren Aufgabe in der Bundesliga schöpfen. „Wir müssen jetzt bei Galatasaray punkten und mit dem daraus entstehenden Rückenwind in das megawichtige Heimspiel gegen Hannover gehen“, sagte der BVB-Sportdirektor.

Mit gewohnt markigen Sprüchen schwor die Dortmunder Allzweckwaffe Kevin Großkreutz seine Mitstreiter auf die avisierte Aufholjagd via Internet ein: „Die Mannschaft hat in den letzten sechs Jahren alle begeistert und jetzt ist es für alle 'ne neue Situation, aber wir werden als Mannschaft diese verdammte Krise überwinden! EIN TEAM!“

Abwehrspieler Erik Durm fällt allerdings aus. Bereits in der Partie beim 1. FC Köln fehlte der Nationalspieler verletzt, wenige Minuten vor Spielbeginn waren bei ihm Oberschenkelprobleme aufgetreten. Eine weitere personelle Änderung könnte es im defensiven Mittelfeld geben. Gut möglich, dass der am Samstag nach über einjähriger Zwangspause zurückgekehrte Ilkay Gündogan für die Partie gegen Hannover geschont wird. In diesem Fall dürfte Sven Bender seinen Platz einnehmen.

Mehr defensive Stabilität als zuletzt in der Bundesliga tut gegen den türkischen Meister Galatasaray Not. Immerhin verlor der Tabellenzweite der SüperLig nur drei seiner letzten 19 Heimspiele auf europäischer Ebene. Zudem ließ das Team von Trainer Cesare Prandelli am vorigen Wochenende beim 2:1 im Duell mit dem Stadtrivalen Fenerbahce dank Doppeltorschütze Wesley Sneijder im Gegensatz zum BVB aufsteigende Form erkennen.

Für den wankenden Revierclub könnte es von Vorteil sein, dass die Türken dringender gewinnen müssen. Der Niederländer Sneijder brachte die Ausgangslage auf den Punkt: „Für uns ist es verdammt wichtig, einen Sieg einzufahren, um weiter die Chance auf das Achtelfinale zu haben.“