Champions League Mehr Wasser, mehr Müller: Der bayerische Rückspiel-Plan

Mehr Wasser, mehr Chancen, mehr Müller: Was der FC Bayern gegen Atletico Madrid am Dienstag alles besser machen will.

Foto: Kiko Huesca

Madrid. Welche seiner Profis der FC Bayern nach dem Spiel zu den Interviews schickt, hängt auch von der Situation ab. Ist sie ernst, dann wird gerne den Leitfiguren die Einordnung übertragen. Im Marathontunnel des Stadions Vicente Calderon waren es Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller, die sprachen. Denn die Situation ist gefährlich nach der 0:1 (0:1)-Niederlage im Halbfinal-Hinspiel bei Atletico Madrid.

Die Teilnahme am Champions-League-Finale und der Gewinn des Triples ist vor dem Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Gefahr. Das Spieler-Trio verbreitete dennoch Zuversicht. „Wir glauben an uns. Wir werden im Rückspiel noch mehr Chancen herausspielen. Das wird dann hoffentlich auch zu Toren reichen“, sagte Torwart Neuer. Ersatzspieler Thomas Müller meinte: „Wir stehen vor einer größeren Aufgabe, als wir es haben wollten. Aber wir werden das emotional gut umwandeln und dann am Dienstag einen raushauen.“

Durchaus gedrückt war die Stimmung aber beim Bayern-Bankett nach dem Spiel — wenn man die zur Verfügung gestellten Videobilder richtig deutet. Journalisten sind zur Tafelrunde nicht mehr zugelassen, seit nach dem Achtelfinalspiel in Turin über einen Wechsel von Spielern in eine Diskothek berichtet worden war. „Ich möchte nach Mailand“, insistierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, denn dort findet am 28. Mai das Endspiel der Champions League statt. „Mit dem Ergebnis heute hat man uns einen Stein in den Weg gelegt, aber es gibt in München eine gute Chance, ihn aus dem Weg zu räumen.“

Bei der Ursachenforschung stieß man auf die schwache Anfangsphase, in der Atletico auch das Siegtor gelang. Beim Solo des rechten Mittelfeldspielers Saul Niguez (11. Minute) ließen sich vier Münchner ausspielen. „Wir haben so etwas schon gegen Juventus erlebt, das müssen wir in Überzahl einfach besser verteidigen“, kritisierte Neuer.

Die Bayern wirkten überrascht und reagierten eingeschüchtert, obwohl sie das eigentlich nicht sein durften. „Wir haben in den letzten Tagen so viel über die ersten Minuten von Atletico gesprochen, aber wir haben es nicht gut gemacht“, sagte Trainer Pep Guardiola enttäuscht.

Erst nach einer halben Stunde Spielzeit gewannen die Münchner die Oberhand, um sich dann bis zum Schlusspfiff vergeblich zumindest um den Ausgleich zu bemühen. Doch Atletico zeigte — meist auf den letzten 30 Metern des Platzes formiert — all seine Verteidigungskunst. Die zweifelhafte Degradierung von Thomas Müller zum Ersatzspieler begründete Guardiola mit seiner taktischen Marschroute: „Ich wollte einen Mittelfeldspieler mehr haben.“

Doch Guardiolas Plan ging nicht auf. Sturmsolist Robert Lewandowski kam ohne Helfer kaum zur Geltung, zumal Atletico das so wichtige Flügelspiel mit Kingsley Coman und Douglas Costa lahmlegte. Kapitän Lahm brachte nach der Pause zwar wohltuende Struktur in die Münchner Angriffe, Rauhbein Arturo Vidal fand letztlich aber nicht in die tragende Rolle der letzten Spiele. Als Müller und der gleichfalls draußen gebliebene Franck Ribéry in der Endphase kamen, bewegten sie nicht mehr viel.

Müller nahm seine Versetzung auf die Bank äußerst professionell hin. „Für Enttäuschung ist in einem solchen Moment wenig Platz, wenn man als Team erfolgreich sein will“, sagte er. Beim Rückspiel sollte der zweitbeste Münchner Torschütze allerdings tunlichst in der Startelf stehen. Sein Chef wollte sich noch nicht festlegen. „Vielleicht gibt es nächste Woche eine neue Option“, sagte Guardiola.

Die erste Runde im Duell der Groß-Trainer verlor er an Atleticos Diego Simeone, dessen Mannschaft mit Hingabe und Hirn alles aus sich herausholte. Der Sieg war ein schönes Geschenk zum 46. Geburtstag für den Argentinier, der sich für seine Verhältnisse an der Seitenlinie brav gebärdete, auch wenn ihm einmal das Handy aus dem Sakko purzelte.

Die Münchner Hoffnung, im Rückspiel den nötigen Sieg mit zwei Toren Unterschied zu schaffen, liegt auch am Einsatz der Rasensprinkleranlage. Kein Witz, in einem Halbfinale sind auch solche Kleinigkeiten wichtig. Atletico hatte den Platz nicht gewässert, damit rollte der Ball langsamer. Ein Nachteil für die spielbestimmende Mannschaft in doppelter Hinsicht. „Wenn Wasser auf den Platz kommt, kann ich bei langen Bällen besser eingreifen. Hier blieb der Ball stehen. In Berlin war das auch schon so“, erläuterte Neuer.

Und auch eigene Toraktionen macht ein nasser Rasen gefährlicher. „Hier musstest Du ja aufpassen, dass dir der Ball bei einem Kopfballaufsetzer nicht zurück ins Gesicht springt“, übertrieb Müller anschaulich.

Also: Wasser marsch am Dienstag.