Millionen-Bürde: Bayern warten auf fitten Martínez
Valencia (dpa) - Javi Martínez blühte förmlich auf. Lachend und scherzend saß der spanische Fußball-Nationalspieler im Teamhotel des FC Bayern bei der Pressekonferenz auf dem Podium und genoss es, vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Valencia im Mittelpunkt zu stehen.
Die erste Dienstreise als Bayern-Angestellter in sein Heimatland tat dem 24-Jährigen spürbar gut, nicht nur wegen der wärmenden Sonnenstrahlen bei Tagestemperaturen über 20 Grad.
Wie ein kleiner Junge freute er sich auf die 90 Minuten im Mestalla-Stadion. Rund 50 Familienmitglieder und Freunde wollten nur wegen ihm aus seinem Heimatort im Baskenland mit dem Bus anreisen. Schon beim Abschlusstraining am Montagabend sprühte Martínez vor Tatendrang - trotz einer „schmerzhaften“ Blessur am Knöchel. Keine Sorge, sagte er, mit einem Verband könne er spielen.
Der teuerste Fußballer in der Geschichte der Bundesliga hat intensive Wochen und Monate hinter sich. 40 Millionen Euro hat Javi Martínez die Bayern gekostet - und dieses Preisschild kann zu einer erdrückenden Last werden, weil von einem so teuren Spieler auf dem Spielfeld wahre Wunderdinge erwartet werden. Es sei für ihn „kein leichter Schritt“ gewesen, Spanien zu verlassen, weg von der Familie, von den Freunden. Aber „das Abenteuer“ Deutschland reize ihn, wie er in Valencia sagte: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Ich bin nach München gekommen, um neue Perspektiven, neue Chancen zu suchen in einem der weltbesten Vereine.“
Der FC Bayern ist eine sportliche Herausforderung für den Welt- und Europameister, dessen Start in München mit einem Handicap begann. 60 Spiele habe er in der vergangenen Saison bestritten, für den Europa-League-Finalisten Athletic Bilbao, für Spaniens Nationalelf und die Olympiaauswahl bei den Sommerspielen in London. Für Urlaub blieb da praktisch keine Zeit. „Ich hatte nur neun Tage frei“, berichtete Martínez: „Da war es für mich nicht machbar, in den ersten zwei Monaten in München alle Spiele mitzumachen.“
Einen „Aufbauplan für die gesamte Saison“ hatte er darum nach seiner Ankunft in München mit Jupp Heynckes verabredet. Dem erfahrenen Bayern-Trainer war von Anfang an klar gewesen, dass er mit seinem Wunschspieler Geduld haben müsse: „Wenn ein Spieler aus Bilbao kommt, der die Bundesliga und den deutschen Fußball nicht kennt, dauert der Integrationsprozess. Javi findet in Deutschland ein ganz anderes Spielfeld vor, das heißt, eine andere Mentalität, eine andere Sprache, andere Ansprüche.“
Der ehrgeizige Baske arbeitet intensiv und ausdauernd an seiner Integration. Er lernt fleißig Deutsch, er kommt gut bei den Kollegen an, aber seine Rolle auf dem Spielfeld sucht er noch. „Wenn Kapitän Philipp Lahm sagt, dass ist genau der Spieler, den wir holen mussten, ist das ein Werturteil von höchster Bedeutung“, äußerte Heynckes, der von den Münchner Rekordtransfer weiterhin total überzeugt ist. „Javi ist für uns ein großer Gewinn. Und er wird in Zukunft ein absoluter Topspieler werden“, prophezeite der 67 Jahre alte Coach.
Einstweilen sind die Vereinsverantwortlichen bemüht, dem 1,90 Meter großen Mittelfeldspieler den Druck der hohen Ablösesumme und die damit verbundenen Erwartungen zu nehmen. „Natürlich war der Preis ein hoher, aber dafür kann er nichts“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge während des Valencia-Trips. Die 40 Millionen werden als Langzeit-Investition betrachtet, es wurde mit Martínez ein Vertrag bis 2017 geschlossen. Eine „Eingewöhnungszeit“ habe man dem neuen Bayern-Star zugestehen müssen, betonte Rummenigge: „Wir werden den hundertprozentigen Martínez erst in der Rückrunde sehen.“