„Mou“ contra „Pep“ - das Duell der Startrainer
Madrid (dpa) - Der Klassiker-Marathon zwischen Real und Barça steht im Zeichen der Trainer: José Mourinho und Josep Guardiola treten nicht nur für unterschiedliche Spielsysteme ein, sondern sind auch neben dem Platz völlig verschiedene Typen.
José Mourinho hat in seiner Trainerkarriere fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nun bekam der Coach von Real Madrid einen weiteren Titel zugesprochen. „José ist der Meister der Pressekonferenzen“, meinte sein Kollege Josep Guardiola vom Erzrivalen FC Barcelona. „Außerhalb des Spielfelds ist er der verdammte Champion.“ Hinter diesen Worten verbarg sich jedoch alles andere als reine Anerkennung. Der Trainer des spanischen Fußball-Meisters Barça machte vielmehr deutlich, dass er von den ständigen Sticheleien des portugiesischen Provokateurs Mourinho genug hat.
Der „Klassiker“-Marathon Real gegen Barça geht mit dem Champions-League-Halbfinale in die entscheidende Runde, und er steht ganz im Zeichen der beiden Trainer. Früher waren die Schlagerspiele Duelle von Fußballstars wie Alfredo di Stéfano gegen Ladislao Kubala oder Günter Netzer gegen Johan Cruyff - nun steht der Zweikampf zwischen „Mou“ und „Pep“ im Mittelpunkt.
Mourinho heizte vor dem Spiel am Mittwoch, dem dritten in einer Serie von vier „Clásicos“, die Stimmung an, indem er sich genüsslich über eine Bemerkung Guardiolas lustig machte. Der Barça-Coach hatte nach der 0:1-Niederlage der Katalanen im Pokalfinale vor einer Woche unter Hinweis auf ein nicht anerkanntes Abseitstor behauptet: „Wir wären jetzt Pokalsieger, wenn der Schiedsrichter die Abseitsstellung Pedros von zwei Zentimetern nicht gesehen hätte.“
Mourinho nutze die Äußerung, um süffisant über seinen Kollegen herzuziehen: „Nun übt ein Trainer schon Kritik am Unparteiischen, weil dieser richtig entschieden hat. So etwas hat es noch nie gegeben.“
Der Portugiese gefällt sich in der Rolle des Provokateurs und Rüpels. Er legt sich selbst gerne mit Schiedsrichtern oder Terminplanern an, obwohl solche Stänkereien eigentlich nicht zum Stil der „Königlichen“ passen. Aber Mourinho will nicht sympathisch erscheinen, dies wäre für ihn ein Zeichen von Schwäche. Bei Real Madrid sicherte er sich binnen weniger Monate eine Machtposition, wie sie wohl noch nie ein Trainer dort besessen hatte. Generaldirektor Jorge Valdano, der eigentlich sein Vorgesetzter sein sollte, degradierte er praktisch zur Randfigur.
Guardiola tritt dagegen eher zurückhaltend und bescheiden auf. Er äußert sich normalerweise nicht über die Schiedsrichter und lässt sich auf Pressekonferenzen auch nicht auf Polemiken mit Trainerkollegen ein. „Pep“, wie er in Barcelona genannt wird, gibt grundsätzlich keine Interviews, weil er Journalisten kleinerer Medien nicht benachteiligen will. Im Grunde aber ist der Maurersohn ein Kind des Fußballs. Er hatte dereinst bei Barça als Balljunge angefangen und später dem „Dream Team“ von Trainer Johan Cruyff angehört.
In dieser Zeit, Anfang der neunziger Jahre, entstand auch das Konzept des Kurzpass-Spiels, das Guardiola als Trainer fast bis zur Perfektion fortentwickelte - und das Spanien zum Gewinn des WM-Titels verhalf. Mourinho pflegt einen ganz anderen Stil. Er lässt Real mit einer kompakten Formation in der Abwehr und im Mittelfeld spielen und sucht mit wenigen Spielzügen den direkten Weg zum gegnerischen Tor. Bei Fußball-Ästheten brachte ihm dies den Vorwurf ein, es nur auf Titel und Erfolge abgesehen zu haben.
Bei allen Unterschieden haben Mourinho und Guardiola auch einiges gemeinsam: Beide haben bei Barça von Louis van Gaal gelernt, Mourinho als Assistent des Trainers, Guardiola als Spieler. Beide sind sich auch einig in ihrer Abscheu vor Talkshows, Prominentenrunden und Partys - ihr Privatleben und ihre Familien schirmen sie hermetisch vor der Öffentlichkeit ab.