Mourinho sucht richtige Männer
Der Trainer des FC Chelsea gibt sich vor dem Spiel bei Schalke 04 entspannt. Und doch muss er es gewinnen.
Düsseldorf. José Mourinho schien erheblichen Mitteilungsbedarf zu haben. Rund 40 Minuten lang stand der Trainer des FC Chelsea im Vorraum des Kongresszentrums am Düsseldorfer Flughafen und fingerte an seinem Handy herum.
Als er dann seiner Pflicht nachkam und die Pressekonferenz am Abend vor dem Champions-League-Spiel beim FC Schalke 04 wahrnahm, wirkte er entspannt. Offenbar waren gute Nachrichten auf seinem Handy eingetroffen.
„Der Druck ist noch nicht so groß. Wir spielen in Schalke nicht mit dem Taschenrechner in der Hand“, sagte der 50-Jährige. Allerdings würde Mourinho und seinem Team in Gelsenkirchen eine weitere Niederlage nicht guttun. Schließlich hatte die Mannschaft bereits zum Auftakt der Gruppenphase das Heimspiel gegen den FC Basel mit 1:2 verloren. „Wir treten hier an, um zu gewinnen“, sagt Mourinho. Er meint damit das Spiel gegen die Schalker, aber auch den gesamten Wettbewerb. Aus diesem Grund ist er nach England zurückgekehrt.
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen aber noch einige offene Fragen. Denn der Portugiese ist gerade gezwungen, ein neues Team zu formen. Und die Spieler, die er dazu zur Verfügung hat, unterscheiden sich deutlich von denen, die er in seiner ersten Zeit im Süden Londons zwischen 2004 und 2007 entwickelte.
„Das Profil des Teams hat sich geändert. Wir hatten Spieler im Alter von 26 bis 32 Jahren, das waren richtige Männer. Und auch die Physis war damals eine andere“, sagt Mourinho geradezu sehnsuchtsvoll. Seit Saisonbeginn ist er wieder zurück an der Stamford Bridge, seine vorangegangene, dreijährige Mission bei Real Madrid hatte er beendet.
Die Namen seiner Chelsea-Spieler von einst fallen ihm noch problemlos ein. „Michael Ballack oder Claude Makelele“, zählt er beispielhaft auf und seine Augen leuchten dabei. „Wir müssen eine neue Mannschaft bauen, das macht auch Spaß“, sagt er mit schmalen Lippen.
Doch so ganz kann er seine alten Spieler, die gute alte Zeit, doch nicht vergessen. Sein früherer Abwehrrecke John Terry (32) galt unter den Nachfolgern Mourinhos schon häufiger als abgeschrieben. Unter dem Portugiesen ist er aber wieder erste Wahl. „Wenn ich fit bin, spiele ich auch. Das hat mit der Trainer gesagt“, verriet der Innenverteidiger am Montagabend.
Und auch Samuel Eto’o (32), der einst unter dem Portugiesen bei Inter Mailand seine Kraft und seine Technik einbrachte, holte er vom Altenteil aus dem russischen Dagestan von Antschi Machatschkala zum FC Chelsea.
Noch hat Mourinho die richtige Mischung aber nicht gefunden. Er experimentiert noch in den Mannschaftsteilen, was den Club bereits einige Punkte — auch in der Premier League — gekostet hat. Seiner Mannschaft fehlt neben der Wucht von früher die Inspiration. Mourinho hat wohl doch noch mehr Arbeit vor sich, als er glaubte.