Müller sichert Achtelfinal-Ticket - 1:1 in Valencia
Valencia (dpa) - Thomas Müller hat einen kurzzeitig wankenden FC Bayern vorzeitig ins Achtelfinale der Champions League geschossen. Mit seinem Treffer in der 82. Minute rettete der Nationalspieler dem deutschen Fußball-Rekordmeister ein 1:1 (0:0) beim FC Valencia.
Das Remis in Überzahl bei den heimstarken Spaniern genügte den Münchnern, um als erster der drei deutschen Vereine in die K.o.-Runde der Königsklasse einzuziehen. Der herausragende Sofiane Feghouli hatte Valencia vor 35 407 Zuschauern in Führung gebracht (77.). „Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein, mit dem Spiel nicht“, sagte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Auch Torschütze Müller äußerte sich nach dem glücklichen Remis selbstkritisch. „Das war grundsätzlich kein Spiel, für das wir uns feiern können“, sagte Müller. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir nicht gewonnen haben. Wir spielen 60 Minuten in Überzahl und sind kurz vor Ende 0:1 hinten“, schimpfte der bis auf sein Tor blasse Müller.
Zum Vorrundenabschluss am 5. Dezember kann die Elf von Trainer Jupp Heynckes im Heimspiel gegen BATE Borissow allerdings noch den angestrebten Gruppensieg perfekt machen. Um auch dieses Ziel frühzeitig zu erreichen, hätten die Bayern erstmals im Estadio Mestalla gewinnen müssen, was ihnen aber selbst mit einem Mann mehr nicht gelang. Die Rote Karte für Valencias Verteidiger Antonio Barragán (33.) nach einem groben Foul an David Alaba erwies sich nicht als Vorteil gegen die kampfstarken Spanier.
„Wir haben uns geärgert, haben am Ende noch glücklich unentschieden gespielt. Wichtig ist, dass wir eine Runde weiter sind, aber wir wollen Gruppenerster werden“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Ich bin glücklich, dass wir noch den Ausgleich geschafft haben. Valencia ist sehr sehr heimstark und technisch überragend“, sagte Mario Gomez. Der Nationalspieler wurde in der 79. Minute eingewechselt und feierte endlich seinen ersten Pflichtspieleinsatz in dieser Saison nach seiner Sprunggelenkoperation.
Auch wenn alle Beteiligten es zurückwiesen (Gomez: „Wir wollten heute gewinnen.“) hatte die Partie angesichts des überraschenden Erfolges von OSC Lille bei BATE Borissow schon vor dem Anpfiff an Brisanz verloren. Valencia stand durch das 2:0 des bis dahin sieglosen Schlusslichtes Lille in Weißrussland schon als Achtelfinalist fest - und auch den Bayern nahm das Ergebnis Druck. Zunächst bestimmten die Bayern-Profis bei besten äußeren Bedingungen diszipliniert, konzentriert und gut organisiert das Geschehen.
Javi Martínez durfte bei seiner ersten Dienstreise als Bayern-Angestellter in sein Heimatland von Beginn an neben Bastian Schweinsteiger spielen. Der 40-Millionen-Euro-Mann erfüllte seine Aufgabe als Abschirmdienst vor der Abwehr und Fleißarbeiter im Mittelfeld unaufgeregt und zuverlässig, konnte aber vor allem in der zweiten Halbzeit im Zentrum nicht immer alle Lücken schließen.
Valencia verlagerte sich anfangs auf Konter, so dass die erste halbe Stunde ereignisarm verstrich. Dante mit einem Kopfball (18.) hatte die beste Bayern-Möglichkeit. Ansonsten fehlte dem deutschen Rekordmeister die letzte Entschlossenheit und der letzte gefährliche Pass in Richtung Tor. Fast hätte sich das schon früher gerächt, als der algerische Nationalspieler Feghouli mit einem Schuss aus zehn Metern Manuel Neuer im Bayern-Tor zu einer Großtat zwang (32.).
Die halbstündige Aufwärmphase war spätestens eine Minute später endgültig vorbei, als Barragan nach einem Foul nahe der Körperverletzung Rot sah. Die Überzahl wussten die Bayern allerdings nicht zu nutzen - im Gegenteil: Die Ordnung ging verloren.
Der anfangs sehr engagierte und spielbelebende Franck Ribéry wirkte nach überstandener Prellung des Brustkorbs gehemmt und gehandicapt. Gefährlich für Valencia wurde es nur noch mal bei einem Distanzschuss von Claudio Pizarro (39.).
Auch nach dem Wechsel bekamen die Zuschauer zunächst kein Festival an Torchancen zu sehen. Die Bayern taten sich erstaunlich schwer, die Überzahl erwies sich eher als Vorteil für Valencia. Feghouli musste nun als rechter Verteidiger agieren und war dennoch auch Initiator fast aller gefährlicher Aktionen der Spanier. Nach seiner Flanke prüfte Roberto Soldado per Kopf Neuer (53.). Der Kapitän hatte wenig später eine weitere Chance, schoss aber drüber (62.).
Auf der anderen Seite hatte Thomas Müller nach Ribéry-Zuspiel aus kurzer Distanz das 1:0 auf dem Fuß, doch sein harmloser Schuss (64.) passte zu dem Abend des Nationalspielers, dem wenig gelingen wollte. Heynckes brachte Mario Mandzukic, Xherdan Shaqiri und Mario Gomez. Der kroatische Angreifer Mandzukic hatte gleich eine gute Möglichkeit, doch er erwischte den Ball nicht richtig mit dem Kopf (71.). Nach dem überraschenden 1:0 durch Feghouli feierte dann Gomez sein Comeback - ein Tor gelang dem Nationalstürmer aber nicht mehr.