Münchens Finaltraum geplatzt - Bayern-Fans trauern
München (dpa) - Plötzlich ist die Münchner Partystimmung verflogen. Im Olympiastadion herrscht Stille. Die meisten Bayern-Fans starren ins Leere, halten sich die Hände vors Gesicht. Manche weinen, lassen sich von ihren Freundinnen trösten.
„Das gibt's doch gar nicht“, sagt einer. Gerade hat Didier Drogba den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Ganz München liegt plötzlich in Schockstarre. Der Traum vom siegreichen Heimfinale, vom Triumph in der Champions League vor eigenem Publikum ist geplatzt.
Größere Ausschreitungen und Randale wie zuletzt in Düsseldorf oder Karlsruhe bleiben der bayerischen Landeshauptstadt nach der unglücklichen Niederlage im „Finale dahoam“ allerdings erspart. Nur vereinzelt lassen die Bayern-Fans am Samstagabend nach dem verlorenen Elfmeterschießen ihrer Enttäuschung freien Lauf.
Beim Public Viewing auf dem Oktoberfestplatz Theresienwiese fliegen immer wieder Steine auf die Leinwand. Mehrmals muss zwischendurch der Ton abgestellt werden, um die Leute zum Löschen ihrer bengalischen Feuer zu bewegen. „Es gibt kleinere Einsätze und immer mal wieder Pyrotechnik, aber keine nennenswerten Straftaten“, sagt ein Polizeisprecher.
Wenige Stunden zuvor war noch alles auf Big Party eingestellt: Schon weit vor Spielbeginn hatten sich die meisten Bayern-Fans auf den Weg gemacht. In den U-Bahnen ging es nur stockend vorwärts. Auf dem Champions Festival im Olympiapark, wo am Abend 65 000 Menschen im Olympiastadion das Spiel auf zwei Leinwänden verfolgten, schoben sich tausende Anhänger in Richtung Stadion. Schals, Fahnen, Trikots, alle hatten sich hergerichtet. „Mia san Rot-Weiss“, leuchtete auf einigen roten T-Shirts. Was fehlte, war der Sieg im Finale.
Auch während des Spiels deutete noch alles auf die große Feier hin. In Kneipen, Biergärten und auf den großen öffentlichen Schauplätzen fieberten die Fans mit ihrer überlegenen Mannschaft mit. Nach dem 1:0 durch Thomas Müller in der Schlussphase lagen sich die Fans in den Armen, einige zogen ihre Trikots aus, feierten ausgelassen im Innenraum des Olympiastadions. Doch die Freude hielt nur wenige Minuten. Nach dem Ausgleich durch Drogba wich sie quälender Anspannung, die in der Verlängerung und dem Elfmeterschießen ihren Höhepunkt erreichte.
Statt München in eine rot-weiße Partymeile zu verwandeln, strömten die Fans anschließend niedergeschlagen nach Hause. Nur die rund 30 000 mitgereisten Chelsea-Anhänger hatten jetzt noch Grund zum Feiern. Auch die Londoner blieben überwiegend friedlich.