Neuer Bayern-Angriff in Europa - Löws Wünsche
München (dpa) - Die Champions-League-Hymne erklingt wieder, die Jagd auf den FC Barcelona beginnt: Aus der deutschen Weltmeister-Liga kann dem Startschuss am Dienstag allerdings allein der FC Bayern Ambitionen anmelden, Titelverteidiger und Topfavorit Barça als Vereins-Champion in Europa abzulösen.
„Wir haben den großen Traum, die Wartezeit zwischen den Titelgewinnen zu verkürzen“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Zwölf Jahre vergingen zwischen den Triumphen 2001 und 2013. „Wir wollen um den Titel mitspielen. Mit dieser Mannschaft ist das möglich“, glaubt Rummenigge. Als gutes Omen könnte das Finalstadion am 28. Mai 2016 dienen: Im San Siro jubelten die Bayern 2001.
Die Bayern starten bei ihrer 19. Teilnahme als Mitfavorit in das Milliardenspiel, das sich zumindest finanziell für alle 32 Teilnehmer lohnen wird: Allein das Startgeld erhöhte sich auf 12 Millionen Euro. Für Champions-League-Rückkehrer VfL Wolfsburg, Dauergast Bayer Leverkusen und Königsklassen-Debütant Borussia Mönchengladbach geht es sportlich vor allem darum, die Bundesliga gut zu repräsentieren und das Achtelfinale anzustreben. „Ich wünsche mir, dass möglichst viele deutsche Mannschaften lange dabei sind. Ich hoffe, dass Gladbach, Leverkusen, auch Wolfsburg über die Gruppenphase hinauskommen - und nicht nur Bayern“, sagte Joachim Löw.
Mit Blick auf die Europameisterschaft 2016 hofft der Bundestrainer, dass seine Nationalspieler die internationale Bühne für persönliche Leistungsschübe nutzen können. „Die Champions League ist die höchste Qualität, die im Vereinsfußball gespielt wird. Da können sich Spieler weiterentwickeln. Das hilft natürlich auch uns“, bemerkte Löw.
Im Wettbewerb der Top-Ligen mit Spaniens Primera División, die mit der Rekordzahl von fünf Teams vertreten ist, sowie der kaufkräftigen englischen Premier League, die Unsummen in neue Stars wie Kevin De Bruyne investiert hat, ist die Bundesliga gefordert. „Die Champions League ist der Wettbewerb, in dem man zeigen kann, dass man der Stärkste ist“, erklärte Bayerns Weltmeister Jérôme Boateng.
Pep Guardiola soll nach dem zweimaligen Scheitern gegen die späteren Titelgewinner Real Madrid (2014) und Barcelona (2015) im Halbfinale in seinem dritten Jahr als Bayern-Trainer das Optimum liefern. Die Gruppe F mit dem FC Arsenal, Dinamo Zagreb und Auftaktgegner Olympiakos Piräus gilt dabei als Warm-up. „Wir wollen auch in der Champions League gleich eine Siegesserie beginnen“, sagte Torjäger Robert Lewandowski vor dem 200. Königsklassen-Spiel der Bayern am Mittwoch (20.45 Uhr) beim heimstarken griechischen Meister.
Beim Champions-League-Comeback nach sechs Jahren hat der VfL Wolfsburg auch nach dem Verlust von Erfolgsgarant De Bruyne das Ziel, dieses Mal die K.o.-Phase zu erreichen. „Wir wollen genießen, dass wir dabei sind, aber wir wollen auch erfolgreich sein und dementsprechend auftreten“, sagte Manager Klaus Allofs.
Am 15. September 2009 startete der VfL mit einem 3:1-Heimsieg gegen ZSKA Moskau in die Gruppenphase, exakt sechs Jahre später geht es wieder gegen die Russen los. „Mit dem Resultat von damals könnten wir ganz gut leben“, meinte Torwart Diego Benaglio. Allofs ernannte Manchester United mit Bastian Schweinsteiger zum „großen Favoriten“ der Gruppe B, die vom PSV Eindhoven komplettiert wird.
In Gladbach hat der alarmierende Null-Punkte-Start in der Bundesliga die Vorfreude auf die Abenteuerreise durch Europa verhagelt. „Wir freuen uns mit einem kleinen Zweifeln“, sagte Max Eberl. Schon vor dem Auftakt am Dienstag beim Europa-League-Gewinner FC Sevilla bekannte der Manager, dass das anschließende Ligaspiel wichtiger sei. „Wenn Sie mich fragen, möchten Sie gegen Sevilla gewinnen oder gegen Köln? Dann würde ich Köln nehmen“, sagte Eberl. Die Hammergruppe komplettieren Manchester City und 2015-Finalist Juventus Turin.
Für Leverkusen sollte allein der FC Barcelona ein unüberwindliches Hindernis darstellen. Unvergessen ist das 1:7 im Achtelfinale 2012, als Weltstar Lionel Messi fünf Tore schoss. Gegen den AS Rom und Auftaktgegner BATA Borissow geht es für Bayer um Platz zwei, daran soll auch die misslungene Generalprobe gegen Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt (0:1) nichts ändern. „Wir werden ganz anders auftreten. Da wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die richtig Gas gibt“, versprach Torjäger Stefan Kießling.
In Barcelona planen sie derweil Historisches: Seit Einführung der Champions League 1992 ist es noch keinem Verein gelungen, den Titel erfolgreich zu verteidigen. „Wir werden versuchen, das zu vollbringen, was noch niemand in der Moderne geschafft hat: zweimal hintereinander zu gewinnen“, verkündete Trainer Luis Enrique.