Neuer steht bereit als Elferschütze - „Derby“-Gefühle
München (dpa) - Auf ein Elfmeterschießen hat beim FC Bayern nach dem Vorjahresdrama keiner Bock. Aber zur gewissenhaften Vorbereitung auf das Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund gehört auch die Beschäftigung mit einem möglichen neuen Nervenkrimi vom Punkt.
„Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich habe noch nicht einmal daran gedacht“, bekannte Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer, auch wenn er sich für Samstagabend in London ein weniger aufregendes Szenario wünscht: „Ich möchte, dass wir es vorher schaffen.“
Im Gegensatz zu Thomas Müller hat Neuer im Geheimtraining der Bayern noch keine Elfer als Schütze geübt. Davonlaufen würde der Torwart im Wembleystadion aber nicht. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, teilte der Torwart seinem Trainer Jupp Heynckes mit.
Im Endspiel 2012 gegen Chelsea war Neuer auch mutig angetreten, verwandelte seinen Elfer eiskalt zum 3:1. Es war allerdings der letzte erfolgreiche Schuss der Bayern. Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger versemmelten danach. Der Vize-Kapitän würde trotz seiner bitteren Erinnerungen an seinen Pfostenschuss vor zwölf Monaten auch nicht kneifen. „Wenn's Elfmeterschießen gibt, ist es so. Und wenn der Trainer möchte, schieße ich“, kündigte Schweinsteiger an.
Der Puls dürfte - wenn es wieder so weit kommen sollte - bei Schützen, Teamkollegen und Fans in die Höhe schießen. „Letztes Jahr war das ein großer Schock für alle“, erinnerte Franck Ribéry. Dieses Mal, beim dritten Münchner Königsklassen-Endspiel in vier Jahren, „muss es klappen“, sagte der französische Nationalspieler beschwörend.
Die Anspannung steigt bei allen Beteiligten von Stunde zu Stunde. „Das Adrenalin kommt“, berichtete Ribéry zwei Tage vor der Anreise der Mannschaft in die englische Hauptstadt. „Das Abschlusstraining im Stadion ist ein besonderer Moment. Da fängt das Kribbeln an“, sagte Neuer zum Spannungsaufbau. Der ansteigende Druck paare sich mit wachsender Vorfreude. „Das sind die Spiele, wofür wir das ganze Jahr arbeiten, das sind die Highlights“, erklärte der Torhüter.
Als Ur-Schalker verspürt Neuer noch einen Schuss Extra-Motivation gegen den BVB. Für ihn persönlich sei es „eine Art Derby“. FC Bayern gegen Borussia Dortmund, das sei zwar das Fußball-Duell der Gegenwart in Deutschland, so Neuer. Aber es sei „absolut nicht vergleichbar“ mit der historisch gewachsenen Abneigung zwischen Königsblau und Schwarz-Gelb. „Das ist eine andere Rivalität.“ Neuer lebt sie noch.
Aufmerksam verfolgt wurde von Neuer & Co. auch der vergebliche Kampf ihres künftigen Teamkollegen Mario Götze um die Teilnahme am Finale. „Mario Götze ist ein sehr wichtiger Spieler für Dortmund“, sagte Neuer noch bevor die Nachricht vom Ausfall des 20-Jährigen BVB-Profis am Mittwochnachmittag zur Gewissheit geworden war. Umwerfen werde das den Gegner nicht, glaubt Neuer: „Die Dortmunder haben gezeigt, dass sie auch Ausfälle kompensieren können.“
Jupp Heynckes muss sich im Gegensatz zu BVB-Coach Jürgen Klopp keine Gedanken mehr über seine Final-Aufstellung machen, die steht bei ihm seit über einer Woche. Höchstens die Auswahl seiner möglichen Elfmeterschützen könnte dem Münchner Trainer Kopfzerbrechen bereiten.