Negativstimmung vertrieben Nur „strahlende Gesichter“ bei Bayer vor Duell mit Atlético
Leverkusen (dpa) - Zwei Siege, ein historisches Tor und die Gala eines Abiturienten haben innerhalb von nur sieben Tagen die Negativstimmung bei Bayer Leverkusen vertrieben.
„Ich habe vor dem Training nur strahlende Gesichter gesehen“, berichtete Chefcoach Roger Schmidt am Tag vor dem ersten Wiedersehen mit Atlético Madrid im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr).
Als sichtbares Beispiel für das Strahlen saß am Montag ein aufgeräumter Kevin Kampl neben Schmidt, um den die Diskussionen nach den Siegen gegen Frankfurt und in Augsburg vorerst verstummt sind. „Wir gehen mit einer riesigen Portion Spaß in die Partie. Das ist ein Highlight. Dafür spielt jeder Fußballer, um in einem solchen Achtelfinale zu stehen“, sagte der slowenische Nationalspieler.
Aus den jüngsten Spielen, in denen Bayer wieder den selbstgesteckten Ansprüchen in der Bundesliga genügte, schöpft man beim Werksclub viel Selbstvertrauen. Hoffnung vor dem erneuten Aufeinandertreffen mit dem Vorjahresfinalisten, an dem Bayer vor zwei Jahren im Achtelfinale im Elfmeterschießen unglücklich scheiterte, machen unter anderem die personellen Möglichkeiten.
Nationalstürmer Karim Bellarabi zeigte mit seinem Treffer in Augsburg, dem 50 000. Tor der Bundesligahistorie, dass er auf dem Weg zu alter Stärke ist. Kapitän Lars Bender war wieder ein wichtiger Stabilisator. Und der 17 Jahre alte Abiturient Kai Havertz lieferte eine Gala ab, die Sportdirektor Rudi Völler zu einem Vergleich mit Mesut Özil verleitete.
Bellarabi und vor allem Bender standen Schmidt über weite Strecken der Saison nicht zur Verfügung. Der Einsatz von Bender, der in Augsburg wegen muskulärer Probleme ausgewechselt wurde, entscheidet sich erst am Spieltag. Schmidt verzichtete im Abschlusstraining auf den Olympia-Zweiten und ließ ihn individuell trainieren. „Wir wollten den Reiz nicht zu früh setzen“, sagte der 49-Jährige.
Bayer-Geschäftsführer Michael Schade bekannte sich nach den Turbulenzen um Schmidt, die in einer Falschmeldung zur bereits feststehenden Entlassung gipfelten, zum Trainer. „Der hat sich den Kai Havertz aus der B-Jugend geholt und mit ins Trainingslager genommen. Das ist ein Juwel! Aber dieses Juwel hat der Trainer geschliffen“, betonte Schade. Havertz steht vor seinem Startelf-Debüt in der Königsklasse.
Schade machte klar: Es habe in Leverkusen nie Zweifel am Coach gegeben. Den öffentlichen Umgang mit Schmidt bezeichnete Schade als „brutal“. Zudem habe Schmidt es immer „geschafft, dass die Mannschaft eine bessere Rückrunde spielt und am Ende die Ziele erreicht“.
Auch auf internationaler Bühne gegen Atlético um Frankreichs Star Antoine Griezmann und Coach Diego Simeone? Das Team des Argentiniers, das 2014 und 2016 die Finals in der Königsklasse verlor, gewann die Gruppe vor Bayern München und blieb zuletzt acht Ligaspiele in Serie ohne Niederlage.
Der Erfahrung will Schmidt jugendlichen Elan eines Havertz entgegensetzen. „Die Spieler sollen unbekümmert mit Herz und Leidenschaft ins Spiel gehen. Sie sollen nicht darüber nachdenken, was auf dem Spiel steht“, sagte er. Für Schade wären zwei Vorstellungen wie vor zwei Jahren ein Signal für Bayer, das die Gruppenphase mit den Konkurrenten aus Monaco und Tottenham ungeschlagen abschloss: „Wenn man zwei tolle Spiele hinbekäme, bin ich sicher, dass das Rückenwind für den Rest der Bundesligasaison gibt.“