Reals Sehnsucht nach „La Decima“
Lissabon (dpa) - Der Auftrag an Cristiano Ronaldo ist klar - und er war es von Anfang an. Als der portugiesische Superstar 2009 von Manchester United zu Real Madrid wechselte, verlangten sie in der spanischen Hauptstadt nur eines von ihm: „La Decima“ - den zehnten Titel in der Königsklasse.
Seitdem sind fünf Jahre vergangen, die Sehnsucht nach dem ersten Triumph in der Champions League seit dem Endspiel-Sieg gegen Bayer Leverkusen 2002 ist bei den Königlichen aber immer noch nicht gestillt - trotz Ronaldo.
Doch das soll sich am Samstag endlich ändern. „Die Decima ist die Trophäe, die jeder Real-Fan will. Ich bin zu diesem Club gekommen, um solche Titel zu gewinnen“, sagte Ronaldo vor dem heißen Fight mit Atlético Madrid - dem ersten finalen Stadtduell in der Historie der Champions League.
Und einen besseren Ort für historische Taten hätte sich Ronaldo nicht wünschen können. Ausgerechnet in seiner portugiesischen Heimat, in Lissabon, findet der Königsklassen-Showdown in diesem Jahr statt. In der berühmten Jugendakademie von Sporting, auf der dem historischen Kern der Stadt gegenüberliegenden Seite des Rio Tejo, hat der schon damals begnadete Ronaldo seinen Feinschliff erhalten. Nun will er sich im Estádio de Luz, dem Stadion von Sportings Erzrivalen Benfica, endgültig seinen Platz in den königlichen Geschichtsbüchern sichern.
Auch ein schmerzender Oberschenkel soll ihn nicht davon abhalten. „Ich werde hundertprozentig fit sein“, versprach der 29-Jährige den besorgten Real-Fans. Seit Wochen plagt sich der Turbodribbler mit den Problemen herum, doch ein „CR7“ lässt dich davon vor dem bislang vielleicht wichtigsten Spiel seiner Karriere nicht aufhalten. „Ich will diesen Titel“, machte Ronaldo klar.
Kaum ein anderer Real-Profi verkörperte den unbändigen Willen nach „La Decima“ im ersten Trainerjahr von Carlo Ancelotti so sehr wie Ronaldo. 16 Treffer hat der zweimalige Weltfußballer des Jahres in dieser Champions-League-Saison bereits erzielt - noch kein Profi vor ihm war treffsicherer. Auch die Bayern bekamen den unbändigen Willen des Fußball-Models zu spüren. Beim die Münchner Welt erschütternden 4:0 traf Ronaldo zweimal.
Nun soll gegen den Lokalrivalen Atlético der letzte Schritt folgen, dafür ordnen sie bei Real alles unter. Ronaldo wird gehegt und gepflegt, im letzten, bedeutungslosen Ligaspiel gegen Espanyol kam der Portugiese nicht zum Einsatz. Alles darf passieren, nur keine Verletzung des Freistoßspezialisten.
Mit gespannten Augen werden auch Ronaldos Landsleute den Heimauftritt ihres Idols verfolgen. Schließlich ist die Saison für Ronaldo, der sich seit Anfang des Jahres „Großoffizier des Ordens des Infanten Dom Henrique“ nennen und so mit einem der wichtigsten nationalen Orden Portugals schmücken darf, danach noch nicht vorbei. Wie für seinen deutschen Teamkollegen Sami Khedira geht es danach direkt mit der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Brasilien weiter. Am 16. Juni treffen sich beide in Salvador zum Vorrunden-Auftakt wieder - geht es nach Ronaldo und Khedira, kommt es dann zum Duell der beiden „La Decima“-Helden.