Rekord-Bayern jubeln in Europa - und zoffen sich daheim
München (dpa) - Rekorde und Sieben-Tore-Gala kosteten die Bayern im Kampf um die Champions-League-Krone nur kurz aus.
„Ich denke, wir haben den großen Respekt von ganz Fußball-Europa. Ich glaube nicht, dass wir jetzt im Viertelfinale das Glückslos für irgendjemand werden“, erklärte Karl-Heinz Rummenigge und blickte fast schon genüsslich auf die Auslosung am kommenden Freitag (20. März) voraus.
Doch inmitten der Freude über die Viertelfinal-Bestmarke, die durch die Verletzungen von Franck Ribéry und Arjen Robben getrübt wurde, mussten sich die Münchner beim Weg aus den Arena-Katakomben plötzlich mit Liga-Ärger herumschlagen. Der Tadel von Werders Sportchef Thomas Eichin, der einen vermeintlichen Bonus der Münchner bei den Schiedsrichtern anführte, schmeckte den Bayern-Bossen keineswegs. „Wahrscheinlich hat er zwischendurch mal 'nen Puck an den Kopf bekommen und Spätfolgen jetzt - ist ja durchaus möglich“, sagte ein lächelnder Matthias Sammer in Anspielung an die Zeit Eichins als Eishockey-Manager bei den Kölner Haien. „Hab schonmal Puck an den Kopf bekommen. Der Doc sagt, es können tatsächlich Folgeschäden entstehen“, entgegnete Eichin.
Vorstandschef Rummenigge kündigte nach der locker erfüllten Pflicht in fast 90-minütiger Überzahl schonmal einen ungemütlichen Bundesliga-Nachmittag für Bremen an. Auch wenn Ribéry (Stauchung im Sprunggelenk) und Robben (eingeklemmter Nerv) angeschlagen fehlen.
„Gewinnen ist die beste Antwort und die Höchststrafe“, erklärte Rummenigge. „Es war natürlich viel Blödsinn, was er da von sich gegeben hat. In der Schule hätte ich gesagt, in die Ecke und schämen.“ Die Reaktion zeige, dass da „etwas Wahres dran ist“, konterte Eichin im „kicker“.
Die Einstellung des höchsten Münchner Königsklassen-Erfolges und die Bestmarke von Doppeltorschützen Thomas Müller bringen den Bayern reichlich Schwung für das Auswärtsspiel an der Weser. Dazu haben die Aussagen Eichins die mit 23 Treffern in dieser Saison torgefährlichste Champions-League-Mannschaft erst recht heiß gemacht.
„Ich glaube, dass sich die deutschen Schiedsrichter das sehr gut merken sollten, was dieser Mann gesagt hat, weil es ja unterschwellig bedeutet, dass sie manipulieren“, ergänzte Sammer.
Gerne könne man die strittigen Situationen aus dem Hannover-Spiel (3:1) diskutieren, räumte Sammer ein. Aber die Eichin-Aussagen seien „völlig fehl am Platze“. Der Werder-Mann hatte behauptet, dass Pep Guardiola sich gegenüber den Offiziellen verhalten könne, wie er wolle. Bei Zweikämpfen werde mit „zweierlei Maß gemessen“, beklagte Eichin. Franck Ribéry „hätte schon fünfmal runtergemusst in dieser Saison“.
Gegen das von Trainer Guardiola zuvor gepriesene Donezk musste der starke Ribéry kräftig einstecken. Doch der Franzose hatte die passende Antwort und steuerte wie Jérôme Boateng, Robert Lewandowski, Mario Götze und Tor-Debütant Holger Badstuber einen Treffer beim nach der frühen Roten Karte für Alexander Kutscher (3. Minute) schnell entschiedenen Match bei.
Damit stellten die Bayern das 7:0, das ihnen vor drei Jahren gegen den FC Basel gelungen war, als höchsten Sieg ein. Wie gut die erstmals von Guardiola erprobte Mittelfeldraute wirklich funktioniert, war angesichts der Überzahl nicht einzuschätzen.
Der vorn neben Lewandowski aufgebotene Müller zog durch seine Champions-League-Tore 25 und 26 mit dem Ex-Münchner Mario Gomez als bester deutscher Königsklassen-Torschütze gleich. „Ich hoffe schon, dass ich den Rekord noch knacken kann in diesem Jahr“, sagte Müller.
Einzelrekorde haben bei den Münchnern keine Priorität. „Wir wollen unbedingt nach Berlin. Das ist noch ein weiter Weg“, sagte Jérôme Boateng, nachdem die Münchner als erstes Team zum 14. Mal im Viertelfinale der Königsklasse stehen. „Uns ist egal, wer nun kommt.“