Rib & Rob zaubern Müller frei: Zurück zur WM-Form

Mailand (dpa) - Alle sprechen von Franck Ribèry und Arjen Robben, Mario Gomez erzielt Tore wie am Fließband - und ein WM-Liebling lebt wieder auf. Die Rückkehr von „Rib & Rob“ ermöglicht Thomas Müller wieder mehr Lücken auf dem Spielfeld.

Und den Einsatz auf seiner besten Position.

Öfter als einmal dürfte Thomas Müller an die 46. Minute des Endspiels gegen Inter gedacht haben. Wie er von Hamit Altintop angespielt wurde, den Ball mit dem rechten Fuß erwischte und dann an Mailands Schlussmann Julio César scheiterte. Es wäre der Ausgleich gewesen im Champions-League-Finale gegen die Italiener: Am Ende hieß es im Mai 2010 0:2; der Traum vom Titel war für Bayern München geplatzt. „Da habe ich mich natürlich drüber geärgert und Gedanken drüber gemacht, auch wenn das bei der Weltmeisterschaft schnell vergessen war“, erinnerte sich der 21-Jährige vor dem Achtelfinal-Hinspiel an diesem Mittwoch im San-Siro-Stadion.

Nach einem kleinen - und nach der Belastung der Vormonate völlig verständlichen - Durchhänger im Herbst präsentiert sich Müller wieder als der Müller, den die deutschen Fußball-Fans im Sommer in ihr WM-Herz schlossen. Zwar gehören die großen Schlagzeilen Franck Ribéry und Arjen Robben, Mario Gomez schießt ein Tor nach dem nächsten, aber ein ganz großer Profiteur ist eben auch der WM-Torschützenkönig, der in den vergangenen neun Bayern-Pflichtspielen an 15 Toren beteiligt war. Zudem war der 13-malige Nationalspieler auch beim 1:1 gegen Italien Vorbereiter.

„Es macht es mir leichter, dass Ribéry und Robben auf dem Platz sind. Um Robben und Ribéry zu verteidigen, ist oft mehr als ein Mann nötig. Dadurch stehen woanders auf dem Platz Räume, und für diese Räume habe ich ein gutes Gefühl“, sagte der Instinktfußballer, der es nicht mag, stur auf dem Flügel seine Position halten zu müssen. „Ich bin froh, dass die zwei Spieler da sind, die diese Räume schaffen. Da kann ich dann meine Stärken ausspielen.“

Die ständige Torgefahr Müllers lobte Bundestrainer Joachim Löw schon wiederholt; und auch Bayern-Coach Louis van Gaal spricht gerne über „meinen Freund Müller“. Dessen erster Vorzug sei seine vielseitige Verwendbarkeit in der Offensive. Wo er eingesetzt werde, „hängt davon ab, was wir brauchen“, sagte der Niederländer. „Er ist der beste Spieler, der Raum, Ball, Mitspieler und Gegner gleichzeitig sehen kann. Wenn Ribéry und Robben da sind, ist die 9 oder 10 seine Position.“ Müller sei ein „Typ vom alten Schlag“, erklärte van Gaal vor der Saison, „schlau, aber mit viel Gefühl für die anderen. Er ist wunderbar.“

Aber nicht nur bei den Trainern steht der bis zum 30. Juni 2015 beim Club gebundene Müller hoch im Kurs. Auch in der Team-Hierarchie ist er im vergangenen Jahr („Es war ein Riesenjahr, aber nicht ganz perfekt.“) nach oben geklettert. Müller ist keiner der kuscht, legte sich in Bremen gar mit Super-Star Robben an. Der Knatsch sei lange ausgestanden, versicherte Robben, der im Hype um „Rib und Rob“ auch auf die Verdienste von Müller & Co. verwies. „Es geht nicht nur um Franck oder mich, wir brauchen alle Spieler.“

Trotz des Aufstiegs zum WM-Liebling und Liga-Star macht der junge Mann vom Ammersee, mit 21 Jahren schon verheiratet, weiter einen bodenständigen Eindruck. Gepaart mit seinem Humor ist er Sympathieträger, für einen flotten Spruch ist der Schlaks immer gut. Die vielen Treffer des in der Bundesliga-Torschützenliste führenden Gomez wunderten Müller vor dem Inter-Spiel überhaupt nicht. „Natürlich“, meinte er augenzwinkernd. „Er kriegt ja auch super Vorlagen...“