Thiago leidet wie Kroos im Triple-Jahr
München (dpa) - Die Leiden von Edeltechniker Thiago kennt Toni Kroos nur zu gut aus der Vorsaison. Wie der Spanier humpelte Kroos vor einem Jahr auf Krücken herum, als er wegen eines Muskelbündelrisses für die finalen Aufgaben der Triple-Spielzeit ausfiel.
„Ich bin immer traurig für die Spieler, die nicht spielen können. Aber wir müssen nach vorne schauen“, betonte Trainer Pep Guardiola in Manchester im Rahmen der Viertelfinal-Reise der Champions League. Das Wunschmittelfeld ist aber dahin: Der für rund 25 Millionen Euro von Barcelona verpflichtete „überragende Spieler“ (Guardiola) gehört für das Hinspiel gegen United nicht zum Kader.
„Wir lamentieren nicht, das macht keinen Sinn. Thiago ist aber ein wichtiger Spieler - ohne Frage“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Der Teilriss des Innenbandes am rechten Knie zwingt den 22-jährigen Thiago Alcántara kurz vor der WM in Brasilien zu sechs bis acht Wochen Pause. „Glücklicherweise haben wir einen Kader, der das kompensieren kann. Für die Position konnten einige Spieler geschont werden gegen Hoffenheim“, erklärte Rummenigge. Kroos etwa saß da mit Freundin und Baby auf der Tribüne.
Nun rückte der 24-Jährige ausgerechnet auf der Insel besonders ins Rampenlicht, auf der der Nationalspieler heiß begehrt sein soll. Ein möglicher neuer Arbeitgeber soll Manchester United sein, das den überalternden Kader verjüngen will. „Er wird gesichert im nächsten Jahr bei Bayern München spielen. Was darüber hinaus ist, weiß ich nicht“, sagte Rummenigge. Der Vereinswille sei kundgetan, man wolle, „dass Toni Kroos auch nach dem 30. 6. 2015 noch das Trikot von Bayern München trägt“. Der 42-malige Nationalspieler ist der einzige FCB-Leistungsträger, dessen Kontrakt nur noch bis Ende der übernächsten Saison läuft. Nicht vor dem Sommer soll eine Entscheidung fallen.
„Man muss jetzt einmal in Ruhe abwarten, was die Gespräche da ergeben“, schilderte Rummenigge. Ein Fürsprecher von Kroos ist der Cheftrainer. „Toni ist ein sehr guter Typ. Er liebt das Spiel und es ist nicht nur ein Job für ihn“, schwärmte Guardiola. „Ich habe mit dem Spieler gesprochen und dem Club und habe meine Meinung abgeben.“ Aber er sei nicht der Manager, ergänzte der Spanier.
Wie bei Wunschspieler Thiago schätzt Guardiola ganz besonders die Ballsicherheit von Kroos. Bei Thiago erreichten laut UEFA-Statistik 90 Prozent der Pässe die Mitspieler, bei Kroos und Philipp Lahm waren es vor dem Manchester-Spiel 89 Prozent. Bastian Schweinsteiger findet in 88 Prozent der Fälle zielgenau die Nebenmänner. Und Ballbesitz ist das Credo Guardiolas, der den Ausfall Thiagos durch mehrere Akteure auffangen will.
„Wir können es nur als Mannschaft schaffen - und nicht nur mit einem oder zwei Spieler“, betonte der Spanier. Ob mit oder ohne Thiago: Varianten hat der 43 Jahre alte Coach reichlich. „Ich glaube wir haben in den letzten Monaten genügend Formationen gesehen, die auch im Champions-League-Viertelfinale bestehen können“, analysierte Kapitän Philipp Lahm.
Der ausgeruhte Kroos freute sich jedenfalls auf die „besondere Stimmung im Old Trafford“. Dass er ein Kandidat für United-Coach David Moyes sein soll, spiele „keine Rolle“, versicherte Kroos. „Ich habe nur im Kopf, dass wir uns für das Halbfinale qualifizieren“, erklärte der Mittelfeldmann.
Moyes wich vor dem Spiel bei einer Nachfrage zu Kroos aus. „Bayern hat viele gute Spieler. Ich möchte nicht über einzelne sprechen“, erklärte der in der Kritik stehende Nachfolger von Sir Alex Ferguson. Doch sollte Kroos, dessen Marktwert auf 40 Millionen Euro taxiert wird, die beste Mannschaft der Welt wegen eines lukrativeren Angebots aus England wirklich verlassen? Erst einmal ist er sowieso froh, die entscheidende Phase der Saison gesund angehen zu können.