Torwart-Rakete Leno: Kann schnell nach unten gehen
London (dpa) - Deutschland gilt als das Land der Torhüter. Jetzt drängt der erst 19-jährige Bernd Leno ins Rampenlicht. Bei seinem Champions-League-Debüt glänzte er als Aushilfe bei Bayer Leverkusen.
Der VfB Stuttgart will ihn zurück.
„Bernd Leno, wer ist das?“ David Luiz, Verteidiger des FC Chelsea, war nach der Partie gegen Bayer Leverkusen einigermaßen ratlos. Erst als man ihm erklärte, dass er gegen den 19-jährigen Torwart-Nobody das Führungstor erzielt hatte, ging ihm ein Licht auf: „Gratulation, der war klasse!“ Ehe Luiz in der 67. Minute das 1:0 schoss, zeigte Aushilfskeeper Leno Glanzparaden in Serie. „Als Torwart ist man froh, wenn man viel zu tun bekommt. Das hat ihm gefallen“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler bemüht, die neue Torwart-Rakete etwas vom Himmel zu holen.
Nach vier Bundesligaspielen und dem coolen Champions-League-Debüt wird Leno mit Lob überhäuft. Bayer-Coach Robin Dutt attestierte ihm, eine Ausstrahlung zu haben, „die Petr Cech um nichts nachsteht“. Der Chelsea-Keeper gehört zu den besten der Welt. Kapitän Simon Rolfes ist von Lenos „Abgebrühtheit“ beeindruckt, Nationalstürmer André Schürrle meinte: „Er ist ein guter Typ.“
Bernd Leno selbst kann den rasanten Aufstieg noch gar nicht so richtig realisieren, weiß aber auch, dass er auf der Hut sein muss. „Ich bin mir bewusst, dass es schnell noch oben und ebenso schnell nach unten gehen kann“, sagte der U 17-Europameister von 2009, den Bayer 04 nur bis zum 31. Dezember für den verletzten Nationalkeeper René Adler vom VfB Stuttgart ausgeliehen hat.
„Es ist wichtig für eine Mannschaft, dass da hinten einer drinsteht, der nicht so rumzappelt“, sagte Leno, der bis August in der 3. Liga spielte und sein Glück kaum fassen kann: „Alle Fußballer träumen davon. Ich lebe den Traum.“ Vor der Partie an der Stamford Bridge hatte er sich noch ein paar Tipps vom ehemaligen Chelsea-Profi Michael Ballack geholt. Danach erhielt er das Trikot von Idol Cech.
Lenos Glanztaten zwischen den Pfosten haben bei Bayer das Interesse an einer dauerhaften Verpflichtung des Keepers geweckt, doch die Schwaben, bei denen er erst im Mai einen Profivertrag bis 2014 unterschrieb, wollen den Schlussmann zurück. „Die Vertragssituation ist klar“, erklärte Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser, der zugleich mit Adler über einen neuen Kontrakt verhandelt. Dessen Rückkehr nach einer Knie-Operation wird für Oktober erwartet. „Ich könnte mir aber vorstellen“, dass wir mit beiden über Jahre gut aufgestellt wären“, meinte Holzhäuser