Traum wird wahr: „Großes Geschenk“ für BVB-Coach Tuchel
Warschau (dpa) - Für Thomas Tuchel geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Mit entspanntem Lächeln trat der Trainer von Borussia Dortmund die Reise zu seinem ersten Champions-League-Spiel am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Legia Warschau an.
Bei allem Frust über die verpatzte Generalprobe in Leipzig überwiegt die Vorfreude: „Wenn ich die Hymne höre und an der Seitelinie stehen darf, ist das bestimmt ein besonderer Moment - ein bisschen wie Geburtstag oder Weihnachten.“ Angst, dass sein BVB vier Tage nach dem ernüchternden 0:1 gegen den Aufsteiger erneut schwächeln könnte, verspürt er nicht: „Es gilt weiterhin volles Vertrauen.“
In Leipzig wurde augenscheinlich, dass seine neuformierte Mannschaft nach dem Zukauf von immerhin acht Profis zur Zeit noch in der Findungsphase steckt. Gleichwohl muss sie in der Champions League von Beginn an funktionieren. „Es ist sehr wichtig, gut zu starten. Schließlich kommt danach schon Real Madrid“, sagte Neuzugang Sebastian Rode mit Blick auf die schwere Aufgabe in zwei Wochen daheim gegen den Titelverteidiger. Die Spanier treffen in ihrem ersten Spiel auf Sporting Lissabon. Da ist ein Auftaktsieg für Dortmunder über den Außenseiter der Gruppe F aus der polnischen Hauptstadt Pflicht.
„Es gibt nur sechs Gruppenspiele, da wäre es gut, wenn wir in Warschau etwas mitnehmen“, sagte Hans-Joachim Watzke am Dienstag vor dem Abflug der Borussia. Nach einem Jahr in der Europa League genießt der BVB-Geschäftsführer die Rückkehr in die Beletage des europäischen Fußballs: „Champions League, das kribbelt einen Tick mehr.“
Ein Selbstläufer wird die Partie aber nicht. In dem rund 31 000 Zuschauer fassenden Stadion Wojska Polskiego erwartet Dortmund eine ähnlich hitzige Atmosphäre wie am Samstag. „Leipzig war ein guter Vorgeschmack für das Duell in Warschau. Die spielen seit 21 Jahren wieder in der Champions League, die werden ackern wie Leipzig“, warnte Kapitän Marcel Schmelzer.
Doch ohne eine verbesserte Offensive dürfte es schwer werden. Nur acht Torschüsse gaben die Borussen in Leipzig ab. Das war der zweitschlechteste Wert in der bisherigen Ära von Tuchel. Dennoch wähnt Neu-Dortmunder André Schürrle sein Team auf dem richtigen Weg. „Es sind Kleinigkeiten, die wir verbessern müssen. Von daher werden die nächsten Wochen helfen.“ Ähnlich sieht es Tuchel. „Wir brauchen Spiele, wir brauchen Stresssituationen.“
Das erste Pflichtduell der Vereinsgeschichte mit Legia wird der BVB mit ähnlichem Personal wie am Samstag bestreiten. Marco Reus, Sven Bender und Erik Durm stehen weiterhin nicht zur Verfügung. Nuri Sahin gehört erneut nicht zum Kader: „Das Pendel ist wieder einmal gegen ihn ausgeschlagen. Aber er ist nicht abgeschrieben, wir werden ihn noch brauchen“, sagte Tuchel.
Der bisher dürftige Saisonstart des Gegners untermauert den Favoritenstatus der Borussia. Nach acht Spielen in der heimischen Liga rangiert der polnische Double-Sieger lediglich auf Platz zwölf. Vor allem im eigenen Stadion tut sich Legia derzeit schwer und ist seit fünf Pflichtspielen ohne Sieg. Am vergangenen Wochenende gab es gar eine 1:2-Niederlage beim Dorfclub LKS Nieciecza.
Doch die große Bühne in der Königsklasse scheint Kräfte freizusetzen. Immerhin setzte sich das Team in drei Qualifikationsrunden gegen HŠK Zrinjski, FK AS Trenčín und Dundalk FC durch. Dennoch glaubt Lukasz Piszczek, polnischer Nationalspieler in Diensten des BVB, an einen Sieg: „Wir sind klarer Favorit und wollen hier gewinnen.“