Borussia Mönchengladbach Gladbachs Königsklasse

Die Borussia startet am Dienstag bei Manchester City in die Champions League. Dem Verein bedeutet das viel.

Foto: Patrick Seeger

Mönchengladbach. Am Montagmorgen war es an der Zeit, die Verhältnisse wieder zurechtzurücken. Am Samstag hatte Borussia Mönchengladbach noch mit 1:3 beim SC Freiburg verloren, und diese erste Saison-Niederlage schmerzte noch nach. Vielleicht hat sie auch dem Umfeld die Augen geöffnet für das, was die Vereinsführung so oft in Erinnerung ruft: Geschäftsführer Stephan Schippers und Sportdirektor Max Eberl sahen sich am Montagmorgen, am Tag vor dem glitzernden Start in der Champions League bei Manchester City (20.45 Uhr), genötigt, Entwicklung und Erfolg des Clubs einzuordnen.

„Dass wir das zweite Mal in Folge in der Champions League starten“, sagte Eberl, „ist für mich mehr wert, als dass Bayern viermal hintereinander deutscher Meister geworden ist. Wir haben uns in einem unglaublichen Tempo einen großartigen Stellenwert erarbeitet.“ Man sei jetzt nicht mehr nur Jäger, sondern auch Gejagter. „Obwohl es sich bei uns noch gar nicht so anfühlt.“ Und dann, als müsse er sich selbst wieder erden, kam Eberl zurück auf das Tagesgeschäft Fußball-Bundesliga: „Wir wissen, wie kompliziert es ist, in diesen oberen Regionen zu bleiben.“

In der Tat: Die Borussia geht in ihrer Entwicklung gerade durch die Decke: Mit mehr als 30 Millionen Euro Einnahmen darf der Verein in dieser CL-Saison rechnen, in der vergangenen Saison blieben 25 Millionen Euro nach der Vorrunde. Der jüngste Rekord-Umsatz von 160 Millionen Euro wird ein weiteres Mal verbessert werden — so viel verriet Schippers. Im Uefa-Ranking ist Gladbach in der Liste der besten Cubs Europas von Platz 109 bis auf 36 geklettert. Im vergangenen Jahr belegte der Verein in der CL-Gruppenphase Platz acht in Sachen Besucher-Durschnitt (45870) — die davor Platzierten verfügten allesamt über größere Stadien.

Und: Nach einer am Montag veröffentlichten Markenstudie der Technischen Universität in Braunschweig ist Borussia Mönchengladbach hinter Borussia Dortmund und dem FC Bayern als drittstärkste Vereinsmarke der Bundesliga einsortiert — vor dem 1. FC Köln und dem FC St. Pauli. Zeit also, alle Hochfliegenden wieder auf den Boden zu holen. „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Wenn wir denken, das geht jetzt immer so weiter, machen wir einen Fehler. Das hat nichts mit sich klein machen zu tun“, sagte Schippers am Montag.

Auch deshalb arbeitet der VfL mit „sehr leistungsbezogenen“ Verträgen, wie Schippers ausführte. Etwa 60 Prozent würden fix, jeweils rund 40 Prozent leistungsbezogen weitergegeben. Dank dieser Kalkulation kann die Borussia auch ein Jahr ohne internationalen Wettbewerb stemmen, ohne zwingend Leistungsträger abgeben zu müssen. Eberl ergänzte dazu ein etwas schiefes Bild: „Die wirtschaftliche Schere in der Bundesliga wird in den kommenden Jahren noch weiter auseinandergehen. Wir müssen schauen, dass wir dann auf der richtigen Seite der Schere sind.“ Auch, weil er Vereine wie Leipzig oder Köln auf Distanz halten möchte. „Da haben einige mitbekommen, was hier passiert ist. Ich nenne Leipzig. Ja auch Köln, die es richtig gut machen. Die werden uns im Nacken sitzen.“

Aus der anderen Richtung greift Manchester City an. Mit Trainer Pep Guardiola, der seit jeher mit Hochachtung von der Borussia spricht: „Das ist eine mutige Mannschaft“, sagte der Spanier und adelte „eine der besten Mannschaften Europas“. Die Vorrunden-Gruppe sei schwierig, räumte er ein. „Natürlich wegen Barcelona, aber auch wegen Mönchengladbach.“ Als der Katalane die Münchner Bayern trainierte, konnte er gegen die Borussen in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht einmal gewinnen. „Wir fürchten keine Mannschaft“, sagte passend dazu Gladbachs Brasilianer Raffael. Allerdings waren die Kontrahenten schon in der vergangenen Saison aufeinander getroffen: Manchester gewann beide Spiele, zu Hause mit 4:2, in Gladbach mit 2:1.

Die üblichen Verdächtigen. Real Madrid will als erstes Team in der Historie der Champions League seinen Titel verteidigen. Der FC Bayern könnte von CL-Experte Carlo Ancelotti profitieren, der dreimal die Champions League gewonnen hat. Nummer vier soll folgen. Vorgänger Pep Guardiola trimmt nun Manchester City nach seiner Lehre zum Mitfavoriten, schon in der Vorrunde trifft er auf seinen Ex-Club FC Barcelona, einen weiteren Titelanwärter.

Borussia Dortmund bekommt es bei seiner Rückkehr in der Gruppenphase mit Real Madrid zu tun. Der BVB sollte die Vorrunde, in der zudem Sporting Lissabon und Legia Warschau warten, überstehen. Bayer Leverkusen hat auch eine machbare Gruppe erwischt. Ein Einzug von Borussia Mönchengladbach ins Achtelfinale wäre bei den Gruppengegnern FC Barcelona und Pep Guardiolas Manchester City schon eine Überraschung. „Mein großer Traum ist, in Europa zu überwintern“, sagte Sportdirektor Max Eberl.

32 Mannschaften starten in acht Gruppen zu je vier Teams. Die beiden Gruppenersten ziehen ins Achtelfinale ein, die Dritten spielen in der K.o.-Phase der Europa League weiter. Vom Achtelfinale an entscheiden Hin- und Rückspiel über das Weiterkommen, das Finale steigt am 3. Juni 2017 in Cardiff. Die nächste Reform der Champions League steht erst in zwei Jahren an. Dann gibt es vor allem noch mehr Geld für die Topclubs.

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) zahlt einen Gesamtbetrag von über 1,3 Milliarden Euro aus — wieder ein Rekord. Das Startgeld wurde noch einmal erhöht, allein 12,7 Millionen Euro bekommt jetzt jeder Teilnehmer. Die Höchstsumme, die ein Verein ohne Berücksichtigung des Marktpools erspielen kann, beträgt laut Verbandsangaben 57,2 Millionen Euro.

Im frei empfangbaren TV hat weiter das ZDF die Senderechte. Jeweils mittwochs zeigt das Zweite in der Gruppenphase ein Spiel mit deutscher Beteiligung, dieses Mal eben Dortmund gegen Warschau — und eben nicht Gladbach. Ist in der K.o.-Phase nur noch ein deutscher Club dabei, darf das ZDF auch dessen Spiele am Dienstag zeigen. Alle Spiele gibt es darüber hinaus live gibt es beim Bezahlsender Sky.