Turbo-Bayern wollen noch mehr Dominanz - Guardiola warnt
München (dpa) - Dem Turbo-Durchmarsch in der Champions League folgten noch keine Kampfansagen der Münchner an Real Madrid & Co. - dafür aber an die bedauernswerte Bundesliga-Konkurrenz.
„Wir haben noch einen Monat nach der Länderspielpause, und den werden wir knallhart durchziehen“, versprach Kapitän Philipp Lahm, dessen Siegeslaune allerdings durch die schwere Verletzung von David Alaba getrübt wurde. Der österreichische Nationalspieler erlitt einen Teilriss des Innenbandes sowie eine Innenmeniskusverletzung. Alaba muss operiert werden und mit einer mehrwöchigen Pause rechnen.
„Wir haben bis Anfang März kein Pokalspiel mehr, bis Ende Februar kein Champions-League-Spiel mehr“, formulierte Lahm trotz zwei noch ausstehender Gruppenspiele in der Königsklasse. „In den nächsten Monaten steht Bundesliga an. Da sind wir zwar vorne, aber noch nicht so weit weg.“
Nach dem 2:0 gegen den AS Rom und dem 13. Gruppensieg insgesamt durften die Münchner einen Haken unter ihr drittes Ziel für das Jahresende machen. Anders als von Meistertrainer Pep Guardiola in der Nach-WM-Saison prognostiziert gab es in der Hinrunde bislang auch keine sportlichen Probleme. Im Gegenteil. Im zweiten Jahr unter dem einstigen Starcoach des FC Barcelona tritt der FC Bayern noch dominanter als im Vorjahr auf, als mit 15 Punkten und 17:5 Toren die beste Gruppenphase gelang. Öfter als der deutsche Rekordmeister, der bei der 18. Teilnahme zum 17. Mal eine K.o.-Runde erreichte, kam nur Real Madrid weiter: 19-mal bei 19 Teilnahmen.
Selbst von den vielen Verletzungen lassen sich die Münchner nicht stoppen. Zu den Ausfällen von Schweinsteiger, Thiago, Martínez, Badstuber, Reina, Pizarro und Starke kam am Mittwochabend noch der längerfristige Ausfall des am Knie verletzten David Alaba hinzu. Der Allrounder humpelte in der 81. Minute vom Feld. „Ohne ihn verlieren wir einen super Typ, super Menschen, überragenden Fußballer, ein Top-Spieler. Er kann alle Positionen spielen, egal welche“, rühmte Trainer Pep Guardiola eine seiner großen Variablen im Spiel. Den Österreicher verschiebt er in seiner gereiften Mannschaft gerne einmal, um den Variantenreichtum des Taktik-Repertoires weiter zu vergrößern.
„Wir sind eine stabile Mannschaft, lassen wenige Torchancen zu, kreieren selber viele“, schilderte ein „stolzer“ Guardiola Vorzüge seiner Elf. „Aber es ist erst Anfang November und der Weg ist noch lang.“ Immerhin erlaubte sich der Spanier ungewohnt viele ruhige Momente am Spielfeldrand, während sich sein Team zwei Wochen nach der 7:1-Gala von Rom mit einer abgeklärten Leistung begnügte.
Man habe erst „einen Teilabschnitt“ bewältigt, hatte Sportvorstand Matthias Sammer schon vor dem Anpfiff betont. „Die großen Dinger werden erst noch vergeben.“ Aber schon jetzt wirken die seit nunmehr 16 Pflichtspielen unbesiegten Münchner unschlagbar. Oder, wie es die „Gazzetta dello Sport“ formulierte, wie „von einem anderen Planeten“.
„Es ist natürlich nicht einfach gegen uns zu spielen. Aber wir sind nicht unbesiegbar“, wiegelte Mario Götze ab. Der WM-Matchwinner war ebenso Torschütze (64. Minute) wie Franck Ribéry (38.). „Jetzt müssen wir in der Bundesliga Gas geben. Wir sind nur vier Punkte vorn“, erklärte der spielfreudige Franzose vor dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt. Dann könnte auch der am Mittwoch kranke Arjen Robben wieder dabei sein.
Allesamt schalteten die Münchner sofort wieder in den Meister-Modus um. „Wir wollen uns nicht ausruhen“, erklärte Jérome Boateng, in der Abwehr wieder einmal die Gelassenheit in Person. „Wir wollen uns weiterentwickeln, haben ein hohes Level angeschlagen und wollen uns weiter verbessern. Wir können nicht sagen, wir sind jetzt überall dabei und jetzt geht es von alleine.“
Die bayerische Überlegenheit in der Gruppenphase der Champions League belegt der Punktestand in der Tabelle eindrucksvoll. Zwölf Zähler für die Münchner, je vier für Rom und Moskau, nur zwei für den englischen Meister Manchester City. „Das war eine unmögliche Herausforderung für uns“, stöhnte Nationalspieler Daniele de Rossi. Das wird an den beiden abschließenden Gruppenspieltagen besser, denn jetzt könnten die Römer „gegen „menschliche“ Mannschaften um die Qualifikation spielen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“.