Van Gaal plant „Festtag“ gegen Inter - Titelträume
München (dpa) - Die Bayern-Brust ist wieder breit. Und die letzte Titeloption soll in der großen Champions-League-Revanche gegen Inter Mailand unter keinen Umständen auch noch verspielt werden.
Nach den Flops in Meisterschaft und DFB-Pokal ist die Königsklasse die letzte Trumpfkarte für den deutschen Rekordmeister und den scheidenden Trainer Louis van Gaal in einer bislang verkorksten Fußball-Saison.
Für den Holländer wäre ein Triumph am 28. Mai in London die Krönung in München - besonders nach der beschlossenen Trennung im Sommer. „Wenn wir das Finale gewonnen haben, hätte ich meine Arbeit gut gemacht. Dann ist Bayern froh, ich bin froh, die Fans sind froh“, sagte der Niederländer. An der Scheidung könnte aber auch das nichts ändern. „Nein, das bleibt dasselbe! Wir separieren uns am Saisonende, weil wir eine unterschiedliche Philosophie haben“, erklärte van Gaal vor dem schweren Achtelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand.
Schon ein Einzug ins Viertelfinale gegen den Titelverteidiger würde einen besonderen Erfolg darstellen, betonte der Coach: „Das wäre ein Festtag, dann haben wir den Europameister geschlagen.“ Auch seine Spieler wollen nach dem 1:0 in Mailand unbedingt die letzte Titelchance erhalten, wie Hinspiel-Torschütze Mario Gomez sagte: „Wir können nicht mehr viel erreichen in dieser Saison. Wir können nur noch einen Titel gewinnen. Und das ist möglich“, glaubt Gomez.
In der ausverkauften Münchner Arena ist das beim Schützenfest gegen den Hamburger SV wiederbelebte „Mia-san-Mia“-Gefühl gefragt, wie Bastian Schweinsteiger erklärte: „Ich bin der Meinung, dass wir in zwei Spielen die bessere Mannschaft sein werden.“
Der Sechserpack gegen den HSV hat alle aus dem Stimmungstief gerissen, aber nicht die Sinne vernebelt. „Das wird wesentlich schwerer als gegen den HSV“, mahnte Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Man müsse „höllisch aufpassen“, warnte Gomez. Arjen Robben sprach ebenfalls von einem „sehr gefährlichen Spiel“ - trotz des 1:0 in Mailand: „Wenn Inter ein Tor schießt, wird es sehr eng.“
Der Gegner hat seit Tagen alles auf München ausgerichtet. Trainer Leonardo schonte einige wichtige Akteure beim 1:1 im Ligaspiel gegen Brescia, nahm den Rückschlag im Titelzweikampf mit Lokalrivale AC Mailand in Kauf. „Wir besitzen genug Qualität, das 0:1 zu drehen“, tönte Torjäger Samuel Eto'o, der in der Schützenliste der Königsklasse mit sieben Treffen gleichauf mit Gomez hinter dem schon achtmal erfolgreichen Barca-Star Lionel Messi rangiert. Der ehemalige Münchner Lucio soll trotz einer Zerrung auflaufen können.
Auf mindestens 90 Minuten Schwerstarbeit stellen sich die Bayern beim zweiten Teil der Revanche für die Final-Niederlage im Vorjahr ein. „Wir müssen sehr konzentriert und sehr gut spielen, um am Ende des Tages das Ziel Viertelfinale zu erreichen“, sagte Rummenigge.
Van Gaal bewertete das 6:0 gegen Hamburg immerhin als „eine sehr gute Vorbereitung“. Beim Schützenfest vom Wochenende funktionierte die Offensive wieder bestens, neben Robben blühte besonders Franck Ribéry auf. „Das war wieder der starke FC Bayern. Das war wichtig, für den Kopf, für das Vertrauen“, sagte der Franzose. Ein Blick in die Europapokal-Historie macht zusätzlich Mut: In bislang 21 Fällen kamen die Bayern in einer K.o.-Runde nach einem Auswärtssieg stets weiter; dreimal war das in der Champions League der Fall.
Ein Härtetest kommt gegen Eto'o & Co. auf die wacklige Bayern-Defensive zu. „Natürlich habe ich ein Problem in der Innenverteidigung“, gestand van Gaal erstmals. Daniel van Buyten und Luiz Gustavo lautet seine neue Notlösung, die auch gegen Inter dicht machen soll. „Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben“, mahnte Robben.
Mit 3,3 Millionen Euro würde den Bayern der insgesamt elfte Einzug ins Champions-League-Viertelfinale versüßt. 17,5 Millionen hätte der Bundesliga-Krösus dann an UEFA-Prämien in dieser Saison kassiert, inklusive Markt-Pool und Zuschauereinnahmen würde sich der Geldsegen auf jetzt schon rund 40 Millionen erhöhen.