Verzwickte Personallage bei Schalke vor Chelsea-Spiel

Gelsenkirchen (dpa) - Ein Verletzten-Trio kehrt zurück, dafür muss der FC Schalke 04 vor dem Champions-League-Kracher gegen den FC Chelsea den monatelangen Ausfall von Marco Höger verkraften.

Jens Keller tat das, was er immer tut, wenn er - wie zuletzt häufig - schlechte Nachrichten aus der medizinischen Abteilung bekommt. Er machte gute Miene zum bösen Verletzungspech und versuchte, positiv zu denken. „Schade, dass mit Marco nun wieder ein Spieler lange ausfällt. Das ist nicht optimal. Aber mit den Leuten, die wir haben, haben wir auch immer wieder gute Ergebnisse erzielt“, sagte der Schalker Trainer. „Daher fangen wir jetzt nicht an zu jammern, sondern nehmen es so wie es ist.“

Die niederschmetternde Diagnose kam für alle nicht mehr überraschend. Genauere Untersuchungen hatten nur noch die Befürchtungen bestätigt, dass sich Höger beim 3:2-Bundesligasieg in Braunschweig am Samstag eine Teilruptur des Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen hatte. Der 24-Jährige wurde bereits an diesem Montag beim Kniespezialisten Ulrich Boenisch in Augsburg operiert.

Damit war Höger bereits der zweite Schalker Knie-Patient in der Hessingpark Clinic. Am Morgen hatte sich an selber Stelle Klaas-Jan Huntelaar nach seinem Innenbandanriss im rechten Knie einem Eingriff unterzogen. Dieser sei gut verlaufen, doch der Angreifer wird den Knappen wie erwartet bis zum Ende der Hinrunde fehlen.

Beim Revierclub ist die Personallage vor dem Highlight gegen den Tabellen-Zweiten aus England am Dienstag damit weiterhin angespannt. Auch wenn in Jermaine Jones (Meniskus), Timo Hildebrand (Hexenschuss) und Kevin-Prince Boateng (Kniereizung) drei Profis ins Mannschaftstraining zurückkehrten und ihre Einsatzbereitschaft signalisierten. „Die Drei sind wieder dabei. Kevin hat zuletzt viel individuell trainiert. Wir müssen mal sehen, wie sein Knie auf die Belastung reagiert“, sagte Keller.

Nationalspieler Julian Draxler versprach, dass sich die Mannschaft gegen die favorisierten Engländer zerreißen werde. „Jeder, der fit ist, wird hochmotiviert sein“, meinte Draxler. Auch sein Teamkollege Roman Neustädter neigt nicht zum Klagen: „Man hat gesehen, dass wir trotz der vielen verletzten Spieler viel Qualität haben“, sagte der Siegtorschütze von Braunschweig. „Wir müssen unsere Akkus jetzt schnell wieder aufladen und hochmotiviert in die Partie gegen Chelsea gehen.“ Da Jones wieder zur Verfügung steht, könnte der Routinier oder der junge Leon Goretzka, der Höger nach dessen Auswechslung in Braunschweig von der 36. Minute an ersetzt hatte, neben Neustädter ins defensive Mittelfeld rücken. Boateng dürfte wieder in die Zentrale rücken.

Horst Heldt weiß jedoch, dass der von Jose Mourinho trainierte Top-Club aus der Premier League „ein ganz anderes Kaliber“ ist. „Das ist der Topfavorit auf den Gruppensieg, der in der Breite enorm besetzt ist. Ich glaube, die haben eine Milliarde investiert, um Champions-League-Sieger zu werden“, meinte Schalkes Manager. Auch er wird angesichts der vielen Dauerverletzten seine Investitionen überdenken müssen. Zuletzt hatte Heldt betont, in der Winterpause keinen neuen Spieler verpflichten zu wollen.

Immerhin geht Schalke als Spitzenreiter der Gruppe E in das Duell mit dem Londoner Club, der wieder mit Andre Schürrle plant. Der Dreifachtorschütze vom Länderspiel gegen Schweden soll seine Muskelzerrung, die ihn am Wochenende im Ligaspiel gegen Cardiff City (4:1) zur Pause zwang, überwunden haben. Schürrle warnt seine Mannschaft vor den angeschlagenen Schalkern. „Sie haben eine sehr gute Mannschaft mit starken Einzelspielern. In Boateng haben sie einen richtigen Kracher geholt, der ihnen gut tut. Sie sind gefährlich, zweifellos“, meinte Schürrle auf „bundesliga.de“.

Heldt könnte angesichts der dünnen Personaldecke wohl schon mit einem Zähler gegen Chelsea leben. „Wir haben sechs Punkte auf dem Konto und Chelsea erst drei. Sie haben trotzdem die Favoritenrolle und stehen unter Druck, weil sie am ersten Spieltag verloren haben. Wir hoffen natürlich, dass wir etwas mitnehmen können.“. Was der Manager aber unbedingt vermeiden will, ist „ein Endspiel im letzten Heimspiel gegen Basel.“

Voraussichtliche Aufstellung:

FC Schalke 04: Hildebrand - Uchida, Höwedes, Matip, Aogo - Neustädter, Jones (Goretzka) - Meyer, Boateng, Draxler - Szalai

FC Chelsea: Cech - Ivanovic, Cahill, Terry, Bertrand - Ramires, David Luiz - Schürrle (Willian), Oscar, Hazard - Torres