Vor Ajax-Spiel: Real unterwirft sich Mourinho
Stuttgart (dpa) - Es ist ein Spiel wie aus der Ahnengalerie des europäischen Fußballs: Real Madrid gegen Ajax Amsterdam, der Rekordsieger der Champions League gegen den Altmeister der 70er- Jahre, Mesut Özil und Sami Khedira gegen den Club von Johan Cruyff.
Doch selbst vor diesem Klassiker am Dienstag dreht sich alles um den Mann, der gerade den Mythos und die Noblesse von Real nach Meinung vieler seit Monaten zerkratzt: José Mourinho. Präsident Florentino Perez stellte sich bei der Generalversammlung der „Königlichen“ in einem Maße hinter seinen Coach, dass es schon als endgültige Unterwerfung Reals unter den umstrittenen Portugiesen zu deuten war. „Wir segeln den richtigen Kurs“, sagte Perez. „Wir glauben an diese Mannschaft und an den besten Trainer der Welt: José Mourinho.“
Die „Mourinisierung“ des berühmtesten Clubs der Welt hatte im Sommer damit begonnen, dass der 48-Jährige völlig allein über die Zusammensetzung dieser Mannschaft entscheiden durfte. Nun stützte sein Präsident auch noch in aller Öffentlichkeit jene Schiedsrichter- Schelten und Verschwörungstheorien, die Mourinho zuletzt die meiste Kritik eingebracht hatten. „Dass wir die Champions League in der letzten Saison nicht gewonnen haben, lag nicht allein an uns“, meinte der Präsident. „Jetzt wollen wir den Traum vom Gewinn unseres zehnten Europapokals so schnell wie möglich wahr werden lassen.“
Dafür muss Real sich jedoch steigern, das 6:2 am Samstag gegen Rayo Vallecano war der erste Auftritt in diesem Monat, der einem derart teuren und luxuriös besetzten Team einigermaßen würdig war. Außerdem lieferte die Partie genügend Argumente dafür, die beiden deutschen Nationalspieler Özil und Khedira erstmals in dieser Saison gemeinsam in die Startelf zu stellen. Vor allem Özil sammelte mit zwei Torvorlagen erneut Pluspunkte im Konkurrenzkampf mit Kaká. Der von Bayern München gekommene Hamit Altintop steht gegen Ajax zum ersten Mal nach seiner Rückenoperation im Kader seines neuen Vereins.
Vor einem Jahr besiegte Real die Amsterdamer mit 2:0 und 4:0. Aber weder diese beiden klaren Angelegenheiten noch die Unruhe, die die Rückkehr von Clublegende Johan Cruyff als Aufsichtsrat bewirkt hat, dürfen über eines hinwegtäuschen: Ajax ist ein Verein im Aufwind.
Im Mai gewann der Champions-League- bzw. Europacup-Sieger von 1971, 1972, 1973 und 1995 seinen ersten Meistertitel seit sieben Jahren. Auch in der laufenden Saison ist die Mannschaft von Frank de Boer noch ungeschlagen. Vor allem aber hat Ajax entgegen sonstiger Gewohnheiten umworbene Spieler wie Gregory van der Wiel, den Belgier Jan Vertonghen oder den Dänen Christian Eriksen zumindest erst einmal halten können. „Wollen wir Revanche? Natürlich“, meinte de Boer. „Es wäre schön, wenn wir die Gruppenphase überstehen.“
In einer ähnlichen Situation wie Real Madrid befindet sich Inter Mailand. Die Italiener sind desaströs in die neue Saison gestartet, aber der neue Trainer Claudio Ranieri und der jüngste 3:1-Erfolg beim FC Bologna machen neuen Mut. Im wichtigen Spiel der Gruppe B bei ZSKA Moskau, das Inter nach seiner peinlichen Auftaktniederlage gegen Trabzonspor unbedingt gewinnen muss, fehlt dem Champions-League-Sieger von 2010 aber ausgerechnet ein ehemaliger Ajax-Star: Spielmacher Wesley Sneijder ist verletzt.