Vor dem Spiel Schalke gegen Real Madrid: "Mörtel" und sein Torwächter

Gelsenkirchen. Ob die erste Idee zu diesem Spitznamen von Fachleuten kam, die hauptberuflich auf dem Bau tätig sind, ist nicht überliefert. Aber es hat nur ein paar Wochen und wenige Spiele gedauert, bis es Roberto Di Matteo bei einigen Anhängern zu einem bemerkenswerten Beinamen gebracht hat.

Schalkes Trainer Trainer Di Matteo hat sich den Beinamen "Mörtel" erworben.

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„Mörtel“ wird der Trainer des FC Schalke 04 seit kurzem auch gerufen.

Und den Umgang mit diesem Material, das Mauern Dichte und Stabilität verleiht, scheint Di Matteo nahezu perfekt auf den Fußball übertragen zu können. Seine Mannschaft legt seit seinem Amtsbeginn Anfang Oktober 2014 vor allem Wert darauf, keine Treffer zu kassieren.

„Wir müssen schauen, dass wir weniger Gegentore bekommen und unsere Defensive stabilisieren“, sagt der 44-Jährige seitdem unermüdlich. Mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel am Mittwoch in der Champions-League gegen Real Madrid dürften selbst die größten Skeptiker nach den Erfahrungen in der vergangenen Saison diese Herangehensweise unterstützen.

Mit 1:6 ging der Ruhrgebietsklub damals nahezu chancenlos im eigenen Stadion unter. Und diesen Tiefpunkt in der jüngeren Vereinsgeschichte will niemand mehr in der Gelsenkirchener Arena erleben. „Wir sind jetzt stabiler als die Mannschaft im Vorjahr“, sagt Sidney Sam.

Das habe das Team in den vergangenen Wochen beispielsweise in München oder auch gegen Mönchengladbach gezeigt, als der Gegner kaum zu Tormöglichkeiten kam. Ergebnisspektakel, wie sie zuletzt in der Bundesliga etwa zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg gab (4:5), wird es unter Di Matteo nicht geben. Seine Entscheidung, mehr Wert auf die Verteidigung zu legen, zeigt zudem Erfolg.

Unter Vorgänger Jens Keller kassierten die Schalker in den ersten sieben Bundesligapartien im Schnitt rund 1,7 Gegentore pro Spiel, im Anschluss, unter dem Italiener, sind es nur noch rund 0,9 Gegentreffer. Mit seinem 3-5-1-1-System, mit dem die Schalker dem FC Bayern einen Punkt (1:1) abtrotzten, und das sich bei gegnerischem Ballbesitz zumeist zu einem defensiven 5-4-1-System verwandelt, treibt der Coach die Kontrahenten meist zur Verzweiflung.

Di Matteos Defensivtaktik, bei der alle Spieler auf dem Feld verteidigen müssen, ist aber nicht reiner Selbstzweck, sondern auch der weiterhin angespannten Personalsituation geschuldet - seit Monaten fehlen Offensivspieler wie Julian Draxler oder Jefferson Farfan. Sieben Profis stehen längerfristig nicht im Kader, selbst die Torhüter blieben nicht von körperlichen Problemen verschont. Mit Ralf Fährmann (Kreuzbandzerrung) und Fabian Giefer (Muskelverletzung) fallen wohl auch gegen die Madrilenen erneut die Nummer eins und zwei aus. Auch wenn Giefer bereits wieder erste Trainingsversuche startete.

Damit dürfte die große Stunde für Timon Wellenreuther auf internationaler Bühne schlagen. Der 19-Jährige, eigentlich U23-Torhüter, hatte seine Kollegen zuletzt bereits dreimal vertreten und vorzeigbare Leistungen gezeigt. „Ich will immer spielen. Das ist mein Anspruch“, hatte Wellenreuther in München gesagt.

Falsche Zurückhaltung vor den Spielern des FC Bayern hatte er bei seiner Premiere jedenfalls nicht gezeigt, ähnliches dürfte auch für die Begegnung mit Real Madrid gelten. Der Sohn des Präsidenten des Karlsruher SC, Ingo Wellenreuther, hatte zuletzt und beim Gegentreffer in Frankfurt zwar etwas unglücklich ausgesehen, seinem ausgeprägtem Selbstvertrauen dürfte dies aber nicht zusetzen.

Davon gehen auch die Verantwortlichen des Klubs aus. "Es ist schon in Ordnung, wenn Timon gegen Real im Tor steht", sagte Manager Horst Heldt. Zum Kader dazu stoßen wird Klaas-Jan Huntelaar, der in der Bundesliga zwar noch Rot-gesperrt ist, in der Königsklasse aber mitwirken darf. Aber auch der Niederländer wird sich an die oberste Prämisse von „Mörtel“ halten müssen: Defensive zuerst.