Real-Sorgen um Ronaldo - Champions League als Medizin
Madrid (dpa) — Endlich wieder Champions League: In ihrem Paradewettbewerb hoffen die Königlichen von Real Madrid, ihr Tief zu überwinden. Seit Wochen lauft das Team um Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Cristiano Ronaldo seiner Form hinterher.
Nun soll im Achtelfinal-Hinspiel am Mittwoch bei Schalke 04 die Wende eingeleitet werden. Doch Kapitän Iker Casillas warnte, zu sehr in Erinnerungen an Reals 6:1-Sieg in Gelsenkirchen vor einem Jahr zu schwelgen. „Diesmal wird es schwer für uns, denn die Schalker sind sich bewusst, dass sie die Chance haben, sich zu revanchieren“, meinte der Torwart.
Beim Titelverteidiger scheint seit dem Gewinn der Club-WM im Dezember die Luft raus zu sein. Auch Kroos kann an seine Glanzform nicht mehr anknüpfen. Die Zeitung „El Mundo“ sieht dies auch durch die Statistik belegt: „Seit dem Winter gibt Kroos weniger Vorlagen und legt weniger Kilometer pro Spiel zurück.“
Dabei war der ehemalige Münchener in der Hinrunde noch die große Entdeckung beim Tabellenführer der Primera Division. Der 25-Jährige zog die Fäden in einem Team, das Tore wie am Fließband produzierte und von einem Sieg zum nächsten eilte. Seit dem Wintereinbruch ist vieles anders. Real tut sich sogar gegen leichte Gegner schwer, wie zuletzt beim mühevollen 2:0-Erfolg über Deportivo La Coruña.
Kroos ist bei Real im Mittelfeld allerdings derzeit auch fast auf sich allein gestellt: Der Kroate Luka Modric fehlt schon seit Monaten, der Kolumbianer James Rodríguez, die Entdeckung der WM in Brasilien, fällt ebenfalls für längere Zeit aus. Weltmeister Sami Khedira kommt kaum noch zum Einsatz und wurde für das Schalke-Spiel wegen einer Verletzung gar nicht erst in den Kader berufen.
Besonders deutlich zeigt sich das Formtief bei Cristiano Ronaldo. Der Portugiese, der in den letzten vier Punktspielen keinen Treffer erzielte, wirkt verkrampft und missmutig, was ihm den Spitznamen „Tristano“ einbrachte. Vor zwei Monaten hatte er in der spanischen Liga fast doppelt so viele Tore erzielt wie Lionel Messi vom FC Barcelona. Jetzt spürt er den Rivalen im Nacken, denn der Argentinier liegt nur zwei Treffer hinter CR7 zurück. Zuletzt gab es im Bernabéu-Stadion sogar Pfiffe für den Torjäger. Und auf Kritik reagiert Ronaldo allergisch.
„Das Team der Weißen ist angeschlagen“, beklagte das Madrider Sportblatt „Marca“. „Der Schwung und der Ehrgeiz der Hinrunde sind komplett verschwunden.“ Bernd Schuster, ehemaliger Spieler und Trainer bei Real, traut den Madrilenen jedoch zu, beim FC Schalke 04 einen großen Befreiungsschlag zu landen.
„Ein Ergebnis wie das 6:1 zu wiederholen, ist kompliziert, aber der Klassenunterschied zwischen beiden Teams ist so groß, dass ich alles für möglich halte“, sagte der frühere Weltklassespieler der Zeitung. „Schalke funktioniert nicht. Es hat sich in der Defensive nicht gebessert und dominiert niemals ein Spiel.“